<<

Vergessenes/Aktuelles/Kurioses


Sindelfinger,Böblinger Zeitung Lokales 12.3.2001
 

Straßburger Richter entscheiden in der Kopftuchfrage

Im nach wie vor währenden Kopftuchstreit sieht sich das Oberschulamt Stuttgart durch eine Entscheidung des Europäischen Menschenrechtsgerichtshofs bestätigt. 

VON GEORGE STAVRAKIS

Die Straßburger Richter haben die Beschwerde einer Genfer Lehrerin abgewiesen. Die Frau, die seit 1990 als Grundschullehrerin in Genf arbeitet, war 1991 zum Islam übergetreten und trug später drei Jahre lang ein Kopftuch während des Unterrichts. 1996 untersagten ihr die Genfer Behörden das Tragen des Tuches bei der Arbeit. 

Wie auch in den beiden Fällen, mit denen sich das Oberschulamt Stuttgart zu beschäftigen hat, wehrte sich die Schweizerin, unterlag jedoch 1997 vor dem Schweizer Bundesgericht und jetzt vor dem Menschenrechtsgerhchtshof. Die Straßburger Richter sind der Meinung, dass das von den 
Genfer Behörden ausgesprochene Verbot weder gegen die Religionsfreiheit noch gegen das Diskriminierungsverbot der Europäischen Menschenrechtskonvention verstoße. Erschwerend komme hinzu, dass die Frau als Lehrerin an einer öffentlichen Schule Kinder im Alter von vier bis acht Jahren unterrichtet habe - einem Alter, in dem sie leichter beeinflussbar seien als ältere Schüler. 

Die Fälle der Lehrerinnen Fereshta Ludin und Doris Graber werden trotzdem noch die Gerichte beschäftigen. Ludin, eine deutsche Lehrerin afghanischer Herkunft, war die Einstellung in den baden-württembergischen Schuldienst versagt worden, weil sie auf das Tragen ihres Kopftuchs bestanden hatte. Ihr Fall soll vor dem Verwaltungsgerichtshof in Mannheim verhandelt werden. Die Pädagogin Doris Graber trug seit 1995 ein Kopftuch im Unterricht an der Schillerschule in Bad 
Cannstatt. Weder Schüler noch Eltern nahmen Anstoß. Erst im März 2000 wurde das Oberschulamt aufmerksam und verbot ihr die Kopfbedeckung. Auch Graber schaltete einen Anwalt ein. Der Ausgang der juristischen Auseinandersetzungen ist offen. In Lüneburg hatte das Verwaltungsgericht im Oktober 2000 verfügt, dass das Land Niedersachsen eine muslimische Lehrerin einstellen muss. 
 


 
 
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 08.03.2001, Nr. 57 / Seite 5
Von Daniel Decke
 

Die Kirche als Selbsterhaltungsbetrieb?

Priestermangel ist eine direkte Folge des Gläubigenmangels / Worte des Erfurter Bischofs Warnke lassen die Vollversammlung in Augsburg aufhorchen 

AUGSBURG, 7. März. Im Bistum Essen erzählt man sich die folgende Geschichte: "Ruhrbischof" Hengsbach hatte einst versprochen, solange er der Bischof von Essen sei, werde jede Gemeinde ihren eigenen Pfarrer haben. Niemand war daher gehalten, sich Gedanken über die Auswirkungen der kontinuierlich sinkenden Zahl der Priester auf die Seelsorge zu machen. Der Herr meinte es mit Hengsbach gnädig. Seine Amtszeit endete, ehe er sein Versprechen brechen musste. Bischof Luthe, der Nachfolger Hengsbachs, musste in einer seiner ersten Amtshandlungen zwei Gemeinden mitteilen, dass sie sich in Zukunft einen Pfarrer teilen müssten. 

Einer der beiden Pfarrgemeinderäte weigerte sich, mit dem neuen Bischof auch nur zu sprechen. Das war im Jahr 1992. In manchen Diözesen jede zweite Stelle vakant. 

Fast zehn Jahre später haben die Auswirkungen des sogenannten Priestermangels so gut wie alle deutschen Diözesen erfasst. War es in den  siebziger und achtziger Jahren schon nicht mehr möglich, wegen der drastisch sinkenden zahl der Neupriester alle Vikarsstellen zu besetzen, so ist in manchen Diözesen schon jede zweite Pfarr- oder Seelsorgstelle vakant. Die Talsohle ist noch lange nicht erreicht. In den kommenden Jahren werden die starken Weihejahrgänge  der unmittelbaren Nachkriegszeit aus dem aktiven Dienst ausscheiden.  Gleichzeitig ist die Zahl der Priesteramtskandidaten und Neupriester in den 27 Bistümern auf einem so niedrigen Stand wie wohl noch nie in der jüngeren deutschen Kirchengeschichte. 

Die Konsequenzen für die Seelsorge in den Pfarreien sind - zumindest auf den ersten Blick - dramatisch. Wo Gemeinden mit oder ohne Weisung des Bischofs zusammengelegt werden oder auch nur zusammenarbeiten müssen, herrscht nicht selten das Gesetz des Stärkeren. War etwa in den vergangenen Jahren versäumt worden, die Zahl der Gottesdienste einer sinkenden Zahl von Gottesdienstbesuchern anzupassen, geht es in den "Pfarrverbänden",  "Seelsorgeeinheiten" oder "pastoralen Räumen" zu wie in einem Karpfenteich, in den ein Hecht gesetzt  wird: Spannend ist nur die Frage, wer zuerst gefressen wird. Wenige Bistumsleitungen haben diesen zerstörerischen Konflikten durch die Ausbildung von Gemeindeberatern vorzubauen versucht. 

Über das Ziel der "Neukonturierung" der Seelsorge sind sich indes alle einig: Unabhängig von der Zahl der Priester müssen aus vielen kleinen,  alleine kaum lebensfähigen Gemeinden in einer überschaubaren Region einige wenige Gemeinden mit Profil werden, in denen die Liturgie, das missionarische  Zeugnis und der Dienst am Nächsten als die grundlegenden Dimensionen des Glaubens nach innen wie nach außen glaubwürdig und einladend gelebt werden können. So betrachtet, ist der Priestermangel weniger die Ursache der Krise der  Seelsorge als 
der Ausdruck einer Krise der Glaubens. Rainer Birkenmaier, der in Freiburg das überdiözesane "Zentrum für Berufungspastoral" leitet, wird nicht müde, darauf hinzuweisen, dass die  Zahl der Neupriester seit 1960 im gleichen Maß abgenommen hat wie die Zahl der  katholischen Trauungen: etwa um zwei Drittel. Die Zahl der Taufen hat sich "nur" um etwa fünfzig Prozent vermindert. Nimmt man jedoch die Zahl der Kirchenaustritte hinzu, dann erweist sich schon das Reservoir für Priesterberufungen als  enger begrenzt. Freilich ist auch die Zahl der Katholiken, die regelmäßig Gottesdienst feiern und so Gemeinde bilden, in den vergangenen Jahrzehnten  um im Durchschnitt zwei Drittel zurückgegangen. Statistisch betrachtet, stehen den "aktiven" Katholiken daher nicht weniger, sondern mitunter mehr Priester zur Verfügung als vor dreißig Jahren, als die "Volkskirche" in Blüte stand. Priestermangel ist also eine direkte Folge des Gläubigenmangels. 

Das verstehen diejenigen wenig, die sporadisch, etwa bei Geburt eines Kindes, dem Tod eines Angehörigen oder aber zur Feier einer "Lebenswende" (Kommunion, Firmung, Trauung) den Kontakt zur Kirche suchen. Dass theologisch ausgebildete Laien Seelsorgsaufgaben übernommen haben und Priester sich als "Sakramentalisten" missbraucht fühlen, passt nicht in das Bild einer Kirche,  der man immer Steuern gezahlt hat. Doch auch diese Klage über die "Laisierung" der Seelsorge könnte bald der Vergangenheit angehören. Nicht nur die Zahl der  Priester geht kontinuierlich zurück. In vielen Diözesen findet man auch nicht mehr  die Laien, die als Pastoral- oder Gemeindereferenten in den Dienst der Kirche treten wollen. Auch für diese "Berufe der Kirche" ist das Reservoir mittlerweile sehr klein, und immer weniger wollen sich mit der Rolle des  "Lückenbüßers" zufrieden geben: zwar kann ein Laie als - oftmals hochqualifizierter - Krankenhausseelsorger einen Sterbenden in den letzten Tagen seines  Lebensweges begleiten. Das "Heilszeichen" der Kirche, das Sakrament der Krankensalbung,  darf er jedoch nicht spenden. Man schickt also nach einem Priester. Der Bischof von Erfurt, Wanke, hatte am Mittwoch den Mut, die zur Frühjahrsvollversammlung in Augsburg zusammengekommenen deutschen Bischöfe  mit der Frage zu konfrontieren, wie diese sich selbst nicht gewisse Kirche in einer  sich verändernden Welt ihrem Auftrag gerecht werden könne. Seine Analyse ließ aufhorchen. Derzeit komme in der Seelsorge der Aspekt  der "Sendung", die missionarische Verkündigung, Dialog und Begegnung mit der Welt, gegenüber  dem der "Sammlung" - Betreuung, Versorgung - zu kurz, "und dies durchaus zum Schaden der Sammlung". Nüchtern stellte der Erfurter Bischof fest: "Wir gelten als Selbsterhaltungsbetrieb." Wenn die Christen nicht bereit seien, sich in  religiösen Fragen "ins Herz schauen zu lassen" und vom Glauben in der ersten Person Singular zu sprechen, dann könne eine missionarische Präsenz der Kirche in  einer offenen Gesellschaft nicht gelingen. Die Suche nach neuen Strukturen der Seelsorge, die Frage nach Dienst der Laien oder die Diskussion über die Ehelosigkeit der Priester gilt dem Bischof als zweitrangig. Im geht es um  die "Verortung des Glaubens". Die könne nicht mehr flächendeckend geschehen,  aber in der Fläche müsse es Orte des Glaubens geben. 
 

Die Glut des Evangeliums

Aber wie? Im Bistum Limburg wurde am vergangenen Sonntag anstelle einer Predigt ein Brief des Bischofs an die Gemeinden zum Thema "Berufung"  verlesen. Franz Kamphaus, ein Seelenverwandter von Bischof Wanke, gestand darin, dass  der "dramatische Rückgang" der Priesterberufe ein "alarmierendes Zeichen" sei.  Er fragte: "Was ist los mit unseren Gemeinden, mit unserer Kirche, dass so wenige junge Leute auf den Gedanken kommen, Priester zu werden?" Die Kirche  sei in vielen Dingen perfekt ausgestattet, es laufe. "Aber ist bei uns die Glut des Evangeliums zu spüren, die Leidenschaft für Gott? Wir leugnen ihn nicht, aber wir rechnen auch nicht mehr ernsthaft mit ihm. Unser Gott ist weder zufürchten noch zum Verlieben."


 
 
Berliner Zeitung 6.2.2001
Marlies Emmerich

Gutachter gegen Verbot des Islam-Unterrichts Experte hält Lehrmaterial für verfassungskonform 

Die Koran-Auszüge, die die Islamische Föderation bei der Schulverwaltung als Lehrmaterial eingereicht hat, sind nicht angreifbar. Zu dieser Auffassung ist der Bamberger Professor Klaus Kreiser gekommen. Der Professor für türkische Sprache, Geschichte und Kultur sollte für die Schulbehörde die Rahmenpläne der Föderation für deren geplanten Religionsunterricht begutachten. Er sollte dabei besonders die Auslegung des Korans und deren Verfassungskonformität überprüfen. Die Föderation ist wegen fundamentalistischer Tendenzen umstritten. Nach Auffassung des Wissenschaftlers ergeben sich "keine zusätzlichen Gründe", der Föderation den Islam-Unterricht an staatlichen Schulen zu verwehren. Wie es aus der Schulbehörde hieß, könne der Föderation auf Grund der Texte kein Vorwurf gemacht werden. So sei in den eingereichten Koran-Texten das Verhältnis zu anderen Religionen ebenso berücksichtigt wie Fragen zur Gleichstellung der Frau. Nach wie vor wartet die Föderation auf eine Genehmigung ihres Unterrichtes an zwei Grundschulen. 

Schulsenator Klaus Böger (SPD) hat nicht ausgeschlossen, dass der Begriff Religionsgemeinschaft im neuen Schulgesetz enger ausgelegt wird. Dies geht aus seiner Antwort auf eine Kleine Anfrage der Grünen hervor. Böger schließt sich der Argumentation von Bernhard Schlink an. Der Jura-Professor an der Humboldt-Universität hatte die Änderung vorgeschlagen, um den vom und es das Verwaltungsgericht bestätigten Anspruch der Föderation auf Erteilung von Islamlehre abzuwehren. Böger sagte, dass durch die "vom Grundgesetz abweichende Rechtsprechung des Oberverwaltungsgerichts" der Begriff Religionsgemeinschaft "unklar geworden" sei.


 
 
Berliner Morgenpost 13.2.2001
Von Claudia Steiner

Streit um ein Stück Stoff - Istanbuler Uni duldet keine Kopftücher

Das Kopftuch gilt als politisches Symbol in der Türkei. 

Eigentlich ist es nur ein Stück Stoff: Doch die Kopftücher der Studentinnen sorgen an einer Istanbuler Universität seit Wochen für erbitterten Streit. Bei der Theologischen Fakultät der Marmara-Universität stehen mehrere Mannschaftswagen der Polizei. Dutzende Polizisten kontrollieren die Eingänge und sollen für Ruhe und Ordnung sorgen. Vor den Eingängen sitzen seit gut einem Monat Tag für Tag zahlreiche Studentinnen, die sich weigern, ihr Kopftuch abzunehmen und daher nicht mehr auf das Universitätsgelände gelassen werden. Auf dem Hof der Uni, nur wenige Meter von den Studentinnen entfernt, stehen junge Männer und unterstützen die Frauen. 

«Kopftuch-Freiheit» steht auf den schwarz-weißen Ansteck-Bändern, die die Mädchen tragen. Doch in der laizistischen (Trennung von Staat und Religion) Türkei gilt das Kopftuch als politisches Symbol und ist in öffentlichen Einrichtungen wie im Parlament und in Universitäten verboten. Privat tragen viele Türkinnen, sei es aus Tradition, aus religiöser oder politischer Überzeugung ein Kopftuch - und niemand stört sich daran. Bis vor kurzem wurde an der Theologischen Fakultät auf der asiatischen Seite der Millionen-Metropole das Kopftuch geduldet. Dann kam ein neuer Dekan. Er will das seit langem bestehende und an den meisten Universitäten auch eingehaltene Kopftuch-Verbot nun auch an seiner Fakultät durchsetzen. 

Diesen Plan hat Professor Zekeriya Beyaz bereits teuer bezahlt. Nur wenige Wochen nach seinem Amtsantritt hatte ihn bei einer Diskussion über das Verbot ein Student mit einem Messer angegriffen und an Bauch und Brust schwer verletzt. «Wenn ich etwas später Hilfe bekommen hätte, wäre ich verblutet», sagt der Theologe und Soziologe. «Das Kopftuch-Verbot ist eine Entscheidung des Staates», sagt er. «Niemand mischt sich ein, wie man auf der Straße oder zu Hause angezogen ist, aber in der Universität herrschen Regeln.» Sollte es tatsächlich eine Sünde sein, kein Kopftuch zu tragen, dann falle diese Sünde nicht den Frauen zu, sondern dem Staat. Es heiße im Koran, dass die Moslems sich an die staatlichen Regeln halten sollen, meint der Dekan. 

Doch davon wollen die rund 3000 Studenten, davon etwa 1000 Frauen, nichts hören. «Wir verurteilen den Angriff auf den Dekan. Aber wir werden unser Kopftuch nicht  abnehmen», sagt die 22 Jahre alte Meryem, die ein schwarzes Kopftuch und einen langen Mantel trägt. «Wir haben ein Recht auf Bildung, und es ist unser Menschenrecht, ein Kopftuch zu tragen», meint Melek (21), die ein lilafarbenes Kopftuch trägt. Obwohl die Studentinnen mehrere Prüfungen versäumen, bleiben sie hartnäckig. Einige Studentinnen umgehen das Kopftuchverbot und tragen Perücken. Alle Studentinnen behaupten, dass sie das Kopftuch einzig und allein aus religiösen Gründen tragen. «Das ist kein politisches Symbol, das ist meine Identität», betont die 27 Jahre alte Mediha. 

Die Fakultät will das Problem aussitzen. Aber die Studentinnen lenken nicht ein. Empört beklagen sie: «Mit einem Kopftuch haben wir keine Chance auf eine Stelle als Religionslehrerin.» Immer wieder werden in der Türkei Lehrerinnen, die nicht ohne Kopftuch unterrichten wollen, aus dem Schuldienst entlassen. 


 
 
Augsburger Allgemeine Lokales 3.3.2001 
Von Walter Kaiser

Gotteslästerer stoßen Gläubigen auf Kontroverse 
Diskussion um Verschärfung des Anti-Blasphemie-Paragraphen.

Neu-Ulm. 

Witze über die Kirche und ihre Würdenträger sind vermutlich so alt wie diese Institution selbst. Doch allmählich sei das Maß übervoll, ärgern sich gläubige Christen. Sei`s im Fernsehen, in Zeitschriften oder in der Werbung  allerorten würden immer derbere Zoten verbreitet und religiöse Gefühle verletzt. Schützenhilfe kommt von der CDU/CSU- Opposition im Bundestag. Sie will den Anti-Blasphemie-Paragraphen 166 des Strafgesetzbuches verschärfen.  Den Gotteslästerern wollen nicht nur christliche Politiker und katholische Bischöfe das Handwerk legen. Auch Muslime fühlen sich immer häufiger in ihren religiösen Gefühlen verletzt. 

Die Tageszeitung (taz) hatte sich unlängst über Allah und Teile seiner Anhänger lustig gemacht, nachdem indische Moslem- Fundamentalisten Häuser gestürmt und Fernsehgeräte aus den Fenstern geworfen hatten, weil sie das Fernsehen für das verheerende Erdbeben in Indien verantwortlich machten. Seit ihrer Glosse wird die Berliner taz mit einer Flut von Droh- und Schmähbriefen empörter Muslime zugedeckt. 

Postkarten-Service  Was den schriftlichen Protest anlangt, ist die katholische Kirche in Deutschland schon weiter. Seit Jahren gibt es vorgedruckte Postkarten, auf denen verärgerte Gläubige nur die beanstandete Radio- oder Fernsehsendung eintragen und an den zuständigen Sender schicken müssen. Gefruchtet hat dies alles nicht. 

Im Gegenteil. "Die Hemmschwelle sinkt immer tiefer", sieht nicht nur der katholische Stadtpfarrer Manfred Gromer aus Neu- Ulm die Entwicklung "mit Sorge". Immer häufiger würden in den Medien "religiöse Gefühle lächerlich gemacht." Doch nicht nur die Macher, auch die Zuschauer, darunter nach Einschätzung Gromers wohl auch "gute Katholiken", nähmen geschmacklose Witze über Religion und Glauben billigend bis beifällig hin. 

Deshalb, so meint Dekan Hermann Josef Kugler aus Weißenhorn, reichten schärfere Gesetze kaum aus. Vielmehr müssten die religiösen Werte auf allen gesellschaftlichen Ebenen wieder verstärkt ins Bewusstsein gerückt werden. Großes Geschrei Pfarrer Joachim Pennig von der evangelischen Petrusgemeinde in Neu- Ulm stellt ebenfalls fest, dass der Einfluss der Kirchen nachlässt und ihre Meinung immer weniger gefragt ist. Und das bei weitem nicht nur in den viel gescholtenen Medien. Um des schnöden Mammons willen quellen etwa zur Weihnachtszeit die Geschäfte in den Fußgängerzonen "von Geschmacklosigkeiten" über und kaum jemand störe sich an dieser Profanisierung christlicher Symbole. 

Dagegen werde ein großes Geschrei veranstaltet, wenn sich  wie in Ulm geschehen  "300 Leute das umstrittene Theaterstück `Corpus Christi` anschauen wollen". Pennig: "So  was ärgert mich." Und wenn nun CDU und CSU den Paragraphen 166 Strafgesetzbuch verschärfen wollten, so sei das durchaus „doppelzüngig". Denn es seien die Unions- Parteien gewesen, die unter der Kanzlerschaft Helmut Kohls die privaten Fernsehsender forciert und damit jene Geister gerufen hätten, die nun bekämpft werden sollen. Pennig: "Geld regiert immer mehr die Welt. Und wenn das Geld nun zurück schlägt, wundert man sich." 

Nach dem Gesetzentwurf der CDU/CSU- Opposition sollen starke Sprüche künftig strafbar sein, wenn sie eine "durch Form und Inhalt besonders verletzende Äußerung der Missachtung" von religiösen Bekenntnissen darstellen. Bislang gilt als Verunglimpfung religiöser Gefühle nur, was als Störung des „öffentlichen Friedens" geeignet sein kann. Individuelles religiöses Empfinden ist seit der Strafrechtsreform von 1969 kein schützenswertes Gut mehr. Der öffentliche Friede wird freilich kaum gestört, so lange die Menschen über Witze, und seien sie noch so derb, im Fernsehen nur lachen und sich amüsieren 

Gerhard Rampp, der Vorsitzende des Bundes für Geistesfreiheit (BSG) für Augsburg und Schwaben, sieht denn auch keinen Anlass, die Rechtsgrundlagen zu ändern. Zwar sei auch er nicht dafür, die Kirchen und die Religionen zu verunglimpfen, die Kirchen gegenüber anderen Institutionen oder Einzelpersonen zu bevorzugen, sei allerdings auch nicht richtig. Rampp: "Die Kirchen können vor Gericht klagen wie jeder andere auch." Der BSG- Vorsitzende ist deshalb dafür, den Paragraphen 166 nicht zu verschärfen, sondern abzuschaffen. 

Auf einer Linie  Damit liegt Rampp auf einer Linie mit den Grünen, die es ebenfalls für unangemessen halten, dass Religions- und Weltanschauungsgemeinschaften einen höheren Rechtsschutz genießen als andere gesellschaftliche Gruppen. Die SPD will es bei der jetzigen Regelung belassen. Nach Lage der Dinge wird damit der Anti-Blasphemie-Paragraph nicht verschärft. Es bedarf also auch weiterhin der Störung des öffentlichen Friedens, um bei religös anstößigen Scherzen den Staatsanwalt auf den Plan zu rufen. Und der muss dann auch noch prüfen, ob  die im Grundgesetz verankerte Meinungs- und Kunstfreiheit nicht ohnehin das höherwertige Gut ist.


 
 
Der fanatische Wille der Fundis

Nahost-Experte Friedrich Schreiber nennt jüdische Siedlungen Haupt-Hindernis für Frieden 

HELMUT L. MÜLLER BAD REICHENHALL (SN). 

Er habe die größten Bedenken, sagt Nahost-Experte Friedrich Schreiber, dass Israels neuer 
Ministerpräsident Ariel Scharon die richtigen Entscheidungen treffen werde. Dazu müsste dieser 
nämlich sein politisches Lebenswerk zerstören, insbesondere die jüdischen Siedlungen in den 
Palästinensergebieten. Klar sei, dass es in Israels neuer Sieben-Parteien-Koalition "keine 
Friedens-Mehrheit" mehr gebe. 

Schreiber klammert sich daher einzig an den Strohhalm, dass Scharon vielleicht nicht als "Mr. Bulldozer" in die Geschichte eingehen wolle. Allenfalls ein Fünklein Hoffnung also, wie ihn ein Satz von Israels Staatsgründer David Ben-Gurion vermittle: "Wer im Nahen Osten nicht an Wunder glaubt, der ist kein Realist." 

Schreiber, langjähriger Fernseh-Korrespondent in Israel, legt beim Diskussionsabend in Bad Reichenhall (Bayern) die Wurzel des Nahost-Konflikts bloß: Zwei Völker erheben Anspruch auf ein und dasselbe Land. Zur Lösung eines solchen Streits böten sich grundsätzlich vier Modelle an: Entweder die Vernichtung des einen Volkes (so die Losung der Araber-Staaten im ersten Nahost-Krieg 1948: Treibt die Juden ins Meer!) oder die Vertreibung des anderen (so die Partei von Israels Tourismusminister heute, die den "Transfer", sprich: die Deportation der Palästinenser propagiere). 

Arafats Nein zu Barak: "Historisches Versagen" 

Entweder die Beherrschung des einen Volkes durch das andere (so das Konzept des rechtsnationalistischen Likud-Blocks) oder die Teilung von Souveränität und Land (so das politische Prinzip der sozialdemokratischen Labour-Partei). 

Die ersten drei Modelle seien mit blutiger Gewalt verbunden; und sie würden von der internationalen Gemeinschaft keinesfalls akzeptiert. Daher bleibe als realistische Möglichkeit einzig die gerechte Teilung des Landes. Dies sei desto dringlicher, je mehr der Staat Israel als Besatzer wegen der schnell wachsenden arabischen Bevölkerung (im israelischen Kernland wie 
in den Palästinensergebieten) in die Gefahr gerate, seinen "demokratischen Charakter" einzubüßen. 

"Das Haupt-Hindernis für den Frieden sind die Siedlungen; und ihr Baumeister ist Scharon." 

Als der Likud 1977 an die Macht kam, streuten die damals in Israel Regierenden die Siedlungen gezielt über das gesamte Westjordanland. Durch Siedlungskeile und -ringe sollte erreicht werden, dass die Orte der Palästinenser keine Einheit mehr bildeten, keinen geografischen Zusammenhang mehr hatten. So sollte die Basis für einen unabhängigen Palästinenserstaat verhindert werden. Herausgekommen ist dabei ein "Fleckerlteppich". Eine Landkarte, die Labour-Premier Rabin 1992 geerbt hat. 

Der von Rabin und PLO-Chef Arafat 1993 in Oslo eingeleitete Friedensprozess stand nach Schreibers Ansicht im Sommer 2000 vor dem Durchbruch. Noch nie sei man einer Einigung so nahe gewesen wie bei den Verhandlungen in Camp David (USA). Doch Arafat habe die Chance für sein Volk nicht genützt, er habe Premier Baraks weitreichendes Angebot abgelehnt: ein "historisches Versagen". 

Aber auch Israels Führer hätten mit einer Politik der Versprechungen (Jerusalem auf ewig Israels ungeteilte Hauptstadt) einen "gefährlichen, friedensfeindlichen Mythos" geschaffen. 

Es fehlt heute Rabin, "Stratege des Friedens" Für friedensfeindlich hält Schreiber auch die 
Fundamentalisten in beiden Lagern. Er betont den "fanatischen Willen" der jüdischen Siedler, die nicht an die säkulare Demokratie glaubten, sondern der Devise "Thora - Volk - Land" folgten. Die Thora als Befehl Gottes an das von ihm auserwählte Volk, das ihm verheißene Land in Besitz zu nehmen. Auf den Terror der Moslem-Extremisten habe Rabin, der "Stratege des Friedens", die einzig passende Antwort gegeben: "Die Hamas kann Menschen töten, aber sie darf nicht den 
Frieden töten." 


 
 
Zürich, 20 Minuten Politik 17.3.2001
 Moslems gründen neue Partei
 MOSKAU - 
Die russischen Moslems sollen inskünftig durch eine eigene Partei vertreten werden.
 Die islamische Bewegung kann sich aber  formell nur als eine eingetragene Partei an  Wahlkämpfen beteiligen. Sie soll  Blagodenstwije - auf Deutsch: Wohlstand -  heissen. Der Gründungspartei-Tag soll nach  Angaben von Refach-Führer Abdul Wached  Nijasow am 22. Mai stattfinden. 

Bis dahin hofft Nijasow auf den Beitritt von 70 000 Mitgliedern, wie er  der Zeitung  "Kommersant" sagte. Refach gilt als politisch moderat. Die Bewegung hatte vor  einem Jahr den  Rräsidentenwahlkampf von Wladimir Putin unterstützt. Die Ankündigung der Parteigründung fiel mit dem Staatsbesuch des iranischen  Präsidenten Mohammed Chatami zusammen, der am Freitag die überwiegend von  Moslems bewohnte Region Tatarstan besuchte. 

Der Islam ist nach der Russisch-Orthodoxe Kirche die grösste Religion in Russland.


 
Quelle: NRW-Presse 03/01

Bestandsaufnahme verlangt  Düsseldorf (ts). 

40 Jahre nach Beginn der Zuwanderung von Arbeitnehmern aus der Türkei im Herbst 1961, verlangt die FDP eine umfassende Bestandaufnahme für NRW. 

Wie die rund 800.000 Muslime integriert sind, was sie sorgt und drückt, soll die Landesregierung auf eine große Anfrage umfassend darstellen. FDP-Fraktionschef Jürgen Möllemann warf eine Kernfrage auf: 

"Können Muslime ihre Religion überall und jederzeit angemessen leben?" 

Schon für die Etatberatungen kommende Woche beantragt die FDP 350.000 Mark, um ein Verbindungsbüro des Islamrats beim Land einzurichten. Dies sei ein Gebot der Gleichberechtigung, so Möllemann. Die Evangelische und Katholische Kirche verfügen über ähnliche Büros in Düsseldorf. Sowohl der Islamrat als auch der Zentralrat für die Muslime in Deutschland seien zu wichtigen Ansprechpartnern für Politik und die Verwaltung geworden. 

Für die Liberalen ist das Büro "ein erster wichtiger Schritt auf dem Weg zur Integration". Den Muslimen müsse es selbstverständlich überall im Land erlaubt sein, wie andere Religionen Gotteshäuser zu errichten und durch den Muezzin über Lautsprecher zum Gebet rufen zu lasen. "Die Muslime fühlen sich durch Glockengeläut doch auch nicht gestört", so Möllemann. 

Die FDP will auch wissen, wie Kommunen mit Bauanträgen für Moscheen umgehen, ob sie bei der Bauleitplanung berücksichtigt werden und ob der Bau finanziell unterstützt wird. Nach der Stellung der Imame wird ebenfalls gefragt. Die FDP will auch die berufliche Situation der Muslime, die Stellung ihrer Frauen und die Rolle der islamischen Medien erhellen. Mit der Initiative für einen Bürokratieabbaugesetz, das Möllemann ebenfalls vorstellte, will die FDP staatliche Aufgaben außerhalb des hoheitlichen Kernbereichs radikal privatisieren. 

Bis 2004 sollen die Häfte aller Gesetze, Rechtsverordnungen und Verwaltungsvorschriften abgeschafft werden. Die FDP erhofft sich davon einen Spareffekt von zehn Milliarden Mark. 


 
Berliner Zeitung 17/18. März 2001, Seite 7

MIT DEN WAFFEN DER U.C.K 

...Offiziell gilt  die UCK als aufgelöst und entwaffnet, wie es die Resolution 1244 des UN-Sicherheitsrates verfügte.  Nach immer neuen Verzögerungen unterzeichneten der politischer Führer der Organisation, Hashim Thaci, und ihr Militärchef Agim Cekus im September 1999 ein Abkommen mit der Kfor, das die Umwandlung der Miliz in ein ziviles, 5.000 Mann starkes 
Kosovo-Schutzkorps unter dem Kommando Cekus vorsah. Die Kfor bestätigte der UCK im Gegenzug, ihre Demilitarisierung vereinbarungsgemäss abgeschlossen zu haben. Daran bestanden jedoch von Beginn an grosser Zweifel. .... 

...Dass diese neue Zuspitzung des Balkan-Koflikts sich nicht ohne Zutun des Westens vollzog, darauf wies am vergangenen Sonntag der Londoner "Observer" hin. Der US-Geheimdienst CIA habe nach Ende des Kosovo-Krieges frühere UCK-Kämpfer ermuntert, in Südserbien eine Rebellion zu starten, um so die Position des damaligen jugoslawischen Präsidenten Slobodan Milosevic zu untergraben, schrieb das Blatt unter Berufung auf hochrangige Quellen in der Kfor, der EU, den USA und Mazedonien. 

Die amerikanischen Kfor-Einheiten hätten "absichtlich über den massiven Schmuggel von Menschen und Waffen über die Grenzen des Kosovo hinweggesehen", heißt es  im "Observer". Der Kommandeur eines europäischen Kfor-Battaillons wird mit dem Worten zitiert: "Der CIA war erlaubt worden, im Kosovo Unruhen anzuzetteln mit einer Privatarmee, die dafür  gedacht war, Slobodan Milosevic zu stürzen. Jetzt, wo er weg ist , scheint das Aussenministerium der USA unfähig, indieser Armee von Bastarden die Oberhand zu behalten." 


 
Sexuelle Übergriffe / Nonnen klagen Priester an

Rom - Katholische Priester und Missionare vor allem in Afrika zwingen internen Kirchenberichten zufolge Ordensschwestern und Nonnen zu Sex. Es gebe "hunderte Klagen" über sexuelle Ausbeutung sowie Vergewaltigungen, berichtete die römische Tageszeitung "La Repubblica" am Dienstag. 

Wenn die Opfer schwanger würden, trieben Kirchenmänner die Frauen teilweise zur Abtreibung. Ein Sprecher des Vatikan bestätigte derartige sexuelle Übergriffe: "Das Problem ist bekannt". 

Der Vatikan gehe den Fragen in Zusammenarbeit mit Bischöfen in der Region nach. Offenbar mit Blick auf Afrika meinte der Sprecher Joaquin Navarro-Valls, die "negative Situation" sei "geographisch begrenzt." 

Der Vatikanexperte Marco Politi hatte in der "Repubblica" über die sexuellen Übergriffe von 
Priestern in der Dritten Welt unter Berufung auf Vatikanarchive berichtet. Bereits 1995 habe die 
Kongregation für die Ordensberufe entsprechende Berichte erhalten. Diese seien aber unter Verschluss gehalten worden. 

"Die Anklagen (der Frauen) sind präzise, und mit Namen und Vornamen unterschrieben", schreibt Politi in dem Blatt. Schwerpunkt sei Afrika, aber auch aus Lateinamerika, Indien, Italien und Irland gebe es Klagen. 

"Es ist wie ein Schlag in den Magen. Es wird von sexuell ausgebeuteten Schwestern berichtet, die von Priestern und Missionaren verführt oder vergewaltigt werden", heißt es unter Berufung auf Archive. "Es passiert häufig, dass Priester die Schwestern auffordern, die Pille zu nehmen." Auch der Kongregations-Präfekt, Kardinal Martinez Somalo, sei unterrichtet. 

"Ordensschwestern sind von Priestern finanziell abhängig, die im Gegenzug sexuelle Dienstleistungen fordern können", meinte eine Ordensschwester der Zeitung zufolge. 
(dpa) 


 
VON HEIDEMARIE A. HECHTEL 
Stuttgarter Zeitung, 04.07.2000 
Kein Pardon für Kopftuch im Unterricht

Oberschulamt: Verstoß gegen Neutralität im dienstlichen Umgang mit Schülern Kein Pardon für das Kopftuch im ¸¸dienstlichen Umgang mit Schülern'': Diese Anordnung erließ das Oberschulamt am Montag im Fall Doris Graber. Die Lehrerin an der Schillerschule ist Muslimin und bedeckt ihre Haare aus religiöser Überzeugung. 
 

Damit hat Stuttgart seinen zweiten Fall Fereshta Ludin. Dieser Pädagogin wird die Festanstellung an einer baden-württembergischen Schule verweigert, weil sie auch im Klassenzimmer nicht auf ihr Kopftuch verzichten will. Erst in der Verhandlung ihrer Klage gegen das Land erfuhren Kultusministerium und Oberschulamt im März, dass eine andere Lehrerin in Stuttgart unangefochten seit 1995 Kopftuch trägt. Zwar nicht auf die orthodoxe Art, sondern modisch gebunden, aber doch aus religiöser Überzeugung. 

Damit sah sich das Oberschulamt zum Handeln gezwungen, und Präsident Manfred Hahl erklärte schon damals, dass man grundsätzlich nur nach gleichem Recht entscheiden könne. Daher forderte das Amt jetzt Doris Graber auf, ¸¸ihre Kopfbedeckung abzunehmen, wenn sie in dienstlichen Kontakt mit den Schülern kommt''. Mit der Begründung, dass die Beamtin auf Lebenszeit mit dem Kopftuch ihre religiöse Überzeugung bekunde und somit die Neutralitätspflicht verletze. ¸¸Es besteht sonst die Gefahr, dass sie Schüler beeinflusst'', betont Pressesprecher Stefan Reip. Dennoch dürfe Frau Graber das Kopftuch tragen, wenn sie außerhalb des Unterrichts mit Schülern zusammenkomme. 

Im Oberschulamt weiß man freilich auch, dass Doris Graber, die mit einem Moslem verheiratet ist und im Jahr 1985 zum Islam konvertiert ist, niemals missionarisch tätig geworden ist. Schulleitung, Eltern und Kinder hatten in der Kopfbedeckung auch kein Problem gesehen. ¸¸Es sieht sogar richtig flott aus'', hatte die Elternvertreterin Hannelore Himpel gemeint. Sie habe mit dieser Entscheidung der Behörde allerdings gerechnet, sagt Frau Himpel jetzt. 

¸¸Wir haben keine Möglichkeit gesehen, hier anders als bei Fereshta Ludin zu urteilen und zu differenzieren'', bedauert Reip. Man erwarte jetzt, dass Frau Graber die Anweisung befolge. Realistischerweise wird allerdings eher damit gerechnet, dass sie von ihrem Widerspruchsrecht innerhalb eines Monats Gebrauch macht. Im Fall Ludin prüft der Verwaltungsgerichtshof Baden-Württemberg derzeit gerade den Antrag auf Berufung. "


 
FAZ vom 28.03.01 
Wie China sein Kulturerbe zerstört



Überall auf der Welt reißen Staaten Schützenswertes ab. Das jüngste Beispiel ist China. Das 
Magazin "Time" berichtet in seiner asiatischen Ausgabe, dass die Verwüstung oder der Verkauf von Kulturgütern im Reich der Mitte zum Volkssport werde. Den Anfang machte die Regierung selbst. Im letzten Herbst riss sie den letzten vorhandenen Innenhof aus der Ming-Dynastie ab, um eine grandiose neue Stadt  für die Olympischen Spiele im Jahre 2008 aus dem Boden zu stampfen. 

In Dinghai, der Stätte des ersten Opiumkrieges, rissen Immobilienfirmen einen Teil der alten Stadtmauer ab, um Platz für ein neues Büro-Viertel zu schaffen. Bewohner protestierten gegen den Abriss und klagten gegen die Zerstörungen, doch die Stadtoberen selbst setzten vor Gericht durch, dass  die Abrissbirne ihr Werk verrichten durfte. Und in Shanghai soll dem  international 
bestaunten Bauboom schon ein Altbauviertel in der Größe von Venedig zum Opfer gefallen sein. 

Eher fahrlässig als mutwillig sollen die Stadtväter von Qufu, der Geburtsstadt des Konfuzius, den Tempel des Konfuzius, das Elternhaus des  Gelehrten und die Grabstätte, massiv beschädigt haben, weil sie dachten, dass  Fontänen eine gute Möglichkeit wären, die Denkmäler zu reinigen. Einige empfindliche Wandmalereien - manche 2500 Jahre alt - gingen dabei drauf. Wie die Buddhas  von 
Bamiyan, so stehen auch die Denkmäler des Konfuzius auf der Weltkulturerbe-Liste der Unesco. 

Vergebliches Warten auf internationalen Protest Doch auf eine öffentliche Protestaktion der Weltkulturorganisation gegen China wartet man bislang vergeblich. An dem Fall wird das ganze Dilemma des Welt-Denkmalschutzes deutlich. Dort gilt genau so wie in der großen  Politik: Quod 
licet jovi...Die Großmacht, die in ein kleines Land einmarschiert, wird mal mehr, mal weniger stark angeprangert. Am Ende muss die Welt sie ohnmächtig gewähren lassen. Der Großmacht, die das Etikett Weltkulturerbe nur als Absichtserklärung, nicht als Verpflichtung versteht, kann man nur gut 
zureden. 

In China etwa fehlt den Berichten zufolge den Denkmalschützern jede juristische Handhabe für Sanktionen. Es gibt keine Gesetze, nach denen  Zerstörer belangt werden könnten. Und die Unesco will sich mit China anscheinend nicht anlegen. Nur so ist es zu erklären, dass der Unesco-Generaldirektor  Matsuura in seine vollmundige Ankündigung von Sanktionen gegen Kulturerbe-Sünder nicht auch China einschloss.  Wenn die Kulturorganisation ihre Krise überwinden 
will und ihre einstige Reputation zurückgewinnen möchte, sollte sie aber doch  genau 
das tun. Der Schutz des Welt-Kulturerbes muss für Alle gelten, für Arme und Reiche, Starke und Schwache. 

Wenn die Unesco nicht zu Hilfe ruft, dann tut es vielleicht jemand anderer, vielleicht etwa der Architekt I.M. Pei. Auch dessen denkmalgeschütztes Elternhaus in Shanghai soll jetzt der Abrissbirne zum Opfer fallen. Von ihm  stammt so manches Bekenntnis zur befruchtenden Wirkung der Tradition auf das Bauen unserer Zeit. Ihm wird beim Blick auf sein Herkunftsland in diesen Tagen  wohl 
besonders schwer ums Herz sein. 


 
Damaskus, 06. Mai (REUTERS) 

Das  erstemal das ein Papst eine Moschee besuchte

Als erster Papst der Geschichte hat Johannes Paul II. am Sonntag eine Moschee besucht. Ohne Schuhe, wie es die moslemische Tradition verlangt, betrat der 80-Jährige die Große Omajjaden  Moschee in Syriens Hauptstadt Damaskus. In einer Rede vor hochrangigen islamischen Geistlichen wie dem Großmufti von Syrien rief er Christen und Moslems zur Versöhnung auf. Das syrische Staatsfernsehen sprach von einem historischen Moment. Syrien ist die zweite Station der sechstägigen Reise des Papstes auf den Spuren des Apostels Paulus. Von Damaskus aus führte dessen Weg über Athen und Malta nach Rom. 

"Wir müssen beim Allmächtigen um Vergebung bitten und uns gegenseitig Vergebung anbieten für all die Male, bei denen Christen und Moslems sich gegenseitig beleidigt haben", sagte der Papst. "Mehr gegenseitiges Verständnis wird sicherlich zu einem neuen Weg führen, unsere Religionen darzustellen - nicht wie in der Vergangenheit zu häufig geschehen als Gegenspieler, sondern als als Partner für das Wohl der Menschheit." Johannes Paul II. prangerte religiösen Fundamentalismus und Gewalt an. "Gewalt zerstört das Bild des Schöpfers und sollte niemals das Ergebnis religiöser Überzeugung in Betracht gezogen werden", sagte er. 

Mufti Ahmad Kaftaro und Syriens Minister für Islamische Stiftungen, Mohammed Siada, riefen den Papst dazu auf, im Nahost-Konflikt Stellung gegen Israel zu beziehen. "Ich glaube, das ist das Mindeste, was das Christentum als Beweis für sein Bekenntnis zu Jesus Christus tun muss", sagte Kaftaro. Syriens Präsident Baschar el Assad hatte am Vortag in einer Rede zum Ankunft des Papstes erklärt, die Juden hätten Jesus und Mohammed verraten. Der Papst nahm zu der Aussage nicht Stellung. Ein Sprecher sagte am Sonntag, es sei bekannt, dass der Papst sich in der Vergangenheit klar gegen Antisemitismus ausgesprochen habe. 

Syrien verfügt über eine relativ große christliche Gemeinde mit etwa 2,4 Millionen von 17 Millionen Syrern. Die Omajjaden Moschee war zuerst ein heidnischer Tempel, bevor sie im vierten Jahrhundert in eine Kirche zu Ehren von Johannes dem Täufer und nach der Eroberung von Damaskus durch die Moslems im Jahr 639 in eine Moschee umgewandelt wurde. Dort soll der Kopf von Johannes unter einer der Säulen begraben sein. Vor der Moschee liegt das Grab von Saladin. Die hohe symbolische Bedeutung der gemeinsamen Anrufung Gottes in der Omajjaden Moschee dürfte nach Einschätzung von Beobachtern auch in der islamischen Welt starke Beachtung finden. 

Am Montag will der Papst auf den zwischen Syrien und Israel umstrittenen Golan-Höhen ein Friedensgebet halten, ehe er zum Abschluss seiner Pilgerreise weiter nach Malta reist. 


 
 
China Daily - 13.05.2001   Kuran umschreiben nach dem Willen der Regierung in Pekin

In China gibt es nicht nur eine staatlich kontrollierte katholische Kirche, sondern es gibt auch eine vergleichbare muslimische Organisation, die "chinesische islamische Vereinigung". 

Die hat jetzt eine Gruppe von 16 renommierten Imamen damit beauftragt, den Koran umzuschreiben. Die korrigierte und genehmigte Fassung der Worte Mohammeds soll dem muslimischen Separatismus entgegenwirken - so schreibt es die englischsprachige Tageszeitung "China Daily" in ihrer heutigen Ausgabe. 

Die verwendeten Koran-Texte seien überaltert und weit entfernt von der chinesischen Wirklichkeit, erklärt der Vorsitzende der chinesischen islamischen Vereinigung gegenüber "China Daily". Hauptgrund für die Überarbeitung der Worte Mohammeds, so Chen Guangyuan weiter, sei aber, dass eine große Gruppe von Muslimen ihren Glauben missbrauche und häretisches Gedankengut verbreite, um separatistische Ziele zu unterstützen. 

Der Vorwurf geht vor allem gegen die Muslime in der nordwest-chinesischen autonomen Region Xinjiang. Mit pakistanischer und afghanischer Unterstützung - und mit terroristischen Methoden - würden diese Muslime ihre Unabhängigkeitsbestrebungen verfolgen, so die Regierung in Peking. 

Die überarbeiteten Texte sollen ihnen nun weniger Anlass zu islamistischem Extremismus geben. Von den 18 Millionen Muslimen in China lebt fast die Hälfte in Xinjiang. 
 


 
 
 
Am 2. August 1990 marschierten Saddam Husseins Truppen in Kuwait ein. Die multinationalen Interventionsstreitkräfte unter dem Oberkommando der Vereinigten Staaten reagierten zunächst mit einem Luftangriff, dann mit einer Landoffensive. Ziel dieser größten Militäraktion seit dem 2. Weltkrieg war die Befreiung Kuwaits. Am 28. Februar 1991 wurdendie letzten irakischen Soldaten gefangen genommen oder aus Kuwait verjagt. Damit war der Sieg vollständig. 10 Jahre später ist jedoch das  über den Irak verhängte Embargo noch immer nicht  auf  gehoben,  die  Frageder chemischen Waffen noch nichtgelöst, Saddam Husseins Regime ist  noch  härter  geworden, amerikanische Truppen sind noch immer inder  Golfregion  stationiert,  und zahlreiche amerikanische Kriegsveteranenund irakische Zivilisten  weisen  schwere  Erkrankungen  auf. 
(Arte19.01.01)
 
Tageszeitung die taz vom 17.1.2001

TÜRKEI/ERDBEBEN

Kürzere Minarette

Wegen der Erdbebengefahr in der Türkei dürfen Minarette bei Moschee-Neubauten künftig statt 50 Meter nur noch 30 Meter hoch werden. Dies sieht ein Plan des Präsidiums für  Religionsangelegenheiten vor. Die Regelung soll zunächst in stark  gefährdeten Gebietengelten. (dpa)

 
Die Welt 17.1.2001

"Die Juden sollen dahin zurückgehen, woher sie kamen"

Für  Scheich  Sabri  gehört  Jerusalem  den  Moslems  Jerusalem-  Die Friedensverhandlungen  im  Nahen  Osten  stehen  und fallen  mit  der  Frage  der  Souveränität  über  Jerusalem.  Juden  wie  Moslems  sehen  hier  ihre  historischen  und religiösen  Wurzeln.  Im  Streit  um die  Kontrolle  über  die  heiligen  Stätten  wie  den Tempelberg  werden  die  Worte  immer  bitterer,  die  Positionen  verhärten  sich  zusehends.  Der  Mufti  von  Jerusalem,  Scheich  Ikrima  Sabri,  spricht  den  Juden  gar jegliche  historische  Bindung  an  diese  Stätten  ab. 

Mit  ihm sprach  Paul  Badde. 

DIE  WELT:  Die  Al-Aksa-Moschee  auf  dem  Tempelberg  hat  der  neuenIntifada  ihren  Namen  gegeben.  Nun  hat  das  Oberrabbinat   am  4.  Januar  erklärt,  dass  das  jüdische  Gesetz  es  verbietet,  "die   Souveränität  amTempelberg  indirekt  oder  direkt  an  Fremde  abzugeben"   ,weil  er  der  heiligste  Platz  des  jüdischen  Volkes  sei.  Vier  Tage  danach  haben  Sie  den  gesamten  Platz  in  einem Fatwa  noch  einmal  als  ganz  und  gar  moslemisch  erklärt.  Ein  unlösbarer  Widerspruch?  Scheich  Sabri:  Es  gibt  nicht  das  geringste  Anzeichen  für  die   frühere  Existenz  des  jüdischen  Tempels  an  diesem  Platz.  In  der   gesamten  Stadt  gibt  es  keinen  einzigen Stein,   der  auf  die   jüdische  Geschichte  verweist.  Unser  Recht  hingegen  ist  sehr   klar.  Uns  gehört  dieser  Platz  schon  seit  1.500  Jahren.  Selbst  als  die  Kreuzfahrer  ihn  eroberten,  blieb  er der  Bereich  der  Al-Aksa,  den  wir  bald zurück  bekamen.  Die  Juden  aber  wissen nicht   einmal,  wo  ihr  Tempel  genau  stand. Deshalb  erkennen  wir  hier  auch  kein  einziges Recht  von  ihnen  an,  weder  unter  der Erde  noch  darüber.

DIE WELT: Unter Archäologen besteht Übereinstimmung, dass die Klagemauerzum Fundament des herodianischen Tempels zählte.Die Bibelund andere antike Zeugnisse berichten  in  vielen  Details  von  diesem  Ort.  Warum  können  Sie  jüdische  Bindungen  an  diesen  Platz  nicht  respektieren?  Scheich  Sabri:  Es  ist  die   Kunst  der  Juden,  die   Welt  zu  betrügen.  Uns  können  sie  damit   nicht  reinlegen.  Es  gibt  keinen  einzigen  Stein  in  der Klagemauer,  der  etwas  mit  der  jüdischen  Geschichte  zu  tun  hat.  Weder  in  religiöser   noch  in   historischer  Hinsicht  haben  die  Juden   irgend  einen  berechtigten  Anspruch  auf  diese  Mauer.  1930  hat  ein   Komitee  des  Völkerbundes  uns  empfohlen,  die  Juden  dort  beten  zulassen,  damit sie  Ruhe  geben,  keinesfalls  hat  es  aber anerkannt,  dass  sie  ihnen  gehört.

DIE  WELT:  Warum  erlauben  sie  israelischen  Wissenschaftlern  nicht,  hier  einmal  zu graben,  um  nach  möglichen  Überresten  und  Beweisen  für  oder  gegen  die Existenz  des jüdischen  Tempels  zusuchen? Scheich Sabri:  Wir  weisen  alle  Grabungen  unter  der  Al-Aksa Moschee  kategorisch  zurück,  weil  sie  die  historischen   Gebäude  auf  dem  Platz  gefährden.  Außerdem  haben  sie  ja  schon   überall  gegraben.  Alles,  was  sie  finden  konnten,  waren  Gebäudereste  aus  der  Omajaden-Zeit.  Alles,  was  sie   ausgegraben  haben,  hat  mit  den  Arabern  und  den  Moslems  zu tun.

DIE WELT: König  Hussein  hat  einmal  eine  "Souveränität  Gottes"   für  den  Tempelberg  vorgeschlagen,  um  hier  die  Spannung  zwischen  den  Nationen  und  Religionen  zu  mindern?  Scheich  Sabri:  Wir  akzeptieren  Gottes  Souveränität.  Darum  heißt die   Moschee  ja  auch  Al  Aksa.  Gott selbst  hat  sie  so  genannt.  Gott  will, dass  sie  den  Moslems  und  keinem  sonst gehört.  Das  akzeptieren  wir. 

DIE  WELT:  Würden  Sie  notfalls  einer  Internationalisierung  der  Stadt  zu  stimmen,  um  der  unlösbaren  Probleme  her  zu  werden?  Scheich  Sabri:  Ein  internationales  Jerusalem  wäre  für  uns  noch schlimmerals  das  zionistische  Jerusalem.  Dann  hätten  wir  nicht   nur  einen  Staat,  sondern  die  ganze  Welt  gegen  uns.  Es  wäre  ein  Rückfall  in  das Zeitalter  des  Kolonialismus.

DIE  WELT:  Am  23. März  2000  hat  der  Papst  in  Jerusalem   gesagt:  "Religion  darf  nie  als  Entschuldigung  von  Gewaltdienen  -  besonders  dann  nicht,  wenn  sich  die religiöse  Identität   mit   kultureller  und  nationaler  Identität  deckt.  " Was würden  Sie  ihm   darauf  antworten?   Scheich  Sabri:  Jeder,  der  religiös  ist,  stimmt  dem  zu.  Auch  wir   glauben, dass  Religion  kein  Grund  zum  Hass  zwischen den   Völkern  sein  darf.  Nur diejenigen  ignorieren  das,  die   keine  Religion  haben.  Wer  ist  das  aber?  Wer  besetzt  und  zerstört   andere  Völker  und  ihren  Besitz?

DIE WELT: Auch die  Intifada ist gewalttätig. War der gewaltfreie  Widerstand  nicht erfolgreicher,  mit  dem  Gandhi-idee   englische  Kolonialherrschaft in Indien  beendete? Scheich  Sabri: Seit  1967  haben  wir  gewaltlos  für den  Frieden  gekämpft.  Aber  keiner  hat  uns  zugehört.  Wir  haben  bei  der UN  Resolutionen  bewirkt,  aber  keiner  hat einen Finger  für  uns  gekrümmt.

DIE WELT:  In  einem  Fatwa  vom  letzten  Juli  haben  Sie  erklärt:   "Wir beharren  auf dem  Recht  der  Rückkehr  aller  Flüchtlinge  von  1948  und  verbieten  ihnen,  sich  für  das Heilige  Land  entschädigen   zu  lassen;  denn  dafür  gibt  es  keinen  Preis.  "Welche  Grenzen   hat  das  Heilige  Land,  von  dem  Sie  da  sprechen?   Scheich  Sabri:  Es  reicht  vom  Mittelmeer  bis  zum  Jordan,  vom  Standpunkt  des  Islam   betrachtet.  Es  ist  das  ganze   Palästina.

DIE  WELT:  Ohne  Platz  für  die  Israelis?  Scheich  Sabri:  Für  die  Juden,  die  vorher  hier  gelebt  haben,   gibt   es  natürlich  Platz.  Die  Juden  aber,  die  aus  der  ganzen  Welt   hierhin  gekommen  sind,  sollen  dahin  zurückgehen,  woher  sie    kamen.  Die  Juden  aus  Deutschland  sollen  nach  Deutschland  zurückgehen.  (lacht)  Ihr  liebt  sie  doch  so  sehr.

DIE  WELT:  Wollen Sie  damit  sagen,  dass  es  für  einen  jüdischen  Staat  hier  keinen  Platz  geben  soll?    Scheich  Sabri:  Diese  Frage  habe  ich  in  meinem  Fatwa   nicht  behandelt.  Ich  habe  nur  gesagt,  dass  die  Flüchtlinge   zurück  kommen  müssen.  Über Grenzen  habe  ich  nicht   gesprochen.

 
St.  Galler  Tagblatt  17.1.2001

Ein  Minarett  ohne  Muezzin 

Moslems   bauen   in  Konstanz  eine  Moschee  mit   Minarett  in  Frauenfeld  hoffen  sie,  einen  Gebetsraum   einrichten  zu  dürfen.  In  Konstanz   entsteht  die  erste  Moschee der Region mit Minarett. In Frauenfeld wehren  sich  Nachbarn  gegen  einen   islamischen  Versammlungsraum. 

      Singen  ohne  Minarett

Der  Widerstand  gegen  die  sichtbare  islamische  Präsenz  ist  meist zu  gross.  Die  islamische  Gemeinde  von  Singen  in  Baden-Württemberg  durfte  vor  einigen  Jahren  nur  eine Moschee  ohne  Kuppel  und  Minarett  bauen.      Man  sieht  nicht,  dass  es eine  Moschee  ist,  bedauert  der  Ingenieur  Ismail  Yumusa  klar,  Mitglied  der  islamischen  Gemeinde  Konstanz  und  Umgebung.  Deren  rund  170  Mitglieder  aus  18  Nationen  bauen  derzeit  an  der  Reichenauerstrasse  in  Konstanz  eine  Moschee  mit  unübersehbarem  Minarett.  Als  Besonderheit  umfasst  die  Moschee  auch  Wohnungen,  Restaurant,  Geschäfte  und  einen  Kiosk. 

 
Endlich  aufgedeckt:  Rußland  sprengte  selbst  Wohnblocks

Endlich  hat es sich herausgestellt:  Der  KGB  sprengte  im  letzten  Jahr  Wonblocks  in verschiedenen Städten  Rußlands  um  einen Vorwand  für  den  unrechtmäßigen  und  brutalen  Einmarsch inTschetschenien vorweisen zu können.  Aber die Wahrheit  wird  immer  siegen...

     "Der   KGB   sprengte   Wohnblocks" 

       Moskau/London -  Der  russische  Geheimdienst  soll  vergangenen  September  jene  Moskauer  Wohnblocks  in  die  Luft  gesprengt  haben,  um  die  Tat tschetschenischen   Rebellen  in  die  Schuhe  zuschieben.  Damit  sollte  ein bevorstehender  Krieg  in  Tschetschenien  gerechtfertigt  werden.  Dies  geht  aus  einem  Videoband  hervor,  das  die  britische  Tageszeitung   "The Independent"  veröffentlicht  hat. Das  Videoband  zeigt  einen  von  tschetschenischen  Rebellen  festgenommenen  russischen  Geheimdienstagenten  bei  diesem  Geständnis.  Beiden  Attentaten  starben  insgesamt  300  Menschen. Das  russische  Verteidigungsministerium  leugnet  jede Beteiligung  an  der  Sprengung  der  Wohnblocks und  tut  die  Vorwürfe  als Propaganda  der tschetschenischen   Rebellen   ab. 

(red)   DER  STANDARD  07. Jänner   2000

 
Netzzeitung.de 20. Jan 2001

 Die Türkin Didem  lässt  sichoffenbar nicht einschüchtern:

Nachdem deutsche  Behörden  ihre  Hochzeit  verboten,  will sie   ihren  33-jährigen  deutschen  Freund  nun in  der  Türkei   heiraten. ISTANBUL/KOBLENZ  « Auch  wenn  ich  jung  bin,  fühle  ich   mich  reif  für  die  Ehe »,  sagte  das  Mädchen  aus  Koblenz  der   türkischen  Zeitung  Hürriyet  (Samstagsausgabe).  «Aus  der   Türkei  haben  wir  die  Erlaubnis.  Nun  werden  wir  sicher  in  die   Türkei  gehen  und  dort  heiraten.»     Das  Koblenzer  Standesamt  hatte  die  Hochzeit  am  vergangenen  Donnerstag  abgelehnt.  Zur  Begründung  hieß  es,  die  Trauung  sei  nich  tzulässig.  Zwar  gelten  bei   gemischt-nationalen  Ehen  für  jeden  Verlobten  jeweils  die   Gesetze  des  Heimatstaates  und  nach  türkischem  Recht   könne   die  14-Jährige  tatsächlich  heiraten.  Die  Rechtsnorm  eines   anderen  Staates  sei  jedoch  «nicht  anzuwenden,  wenn  ihre  Anwendung  zu  einem  Ergebnis  führt,  das  mit  wesentlichen  Grundsätzen  des  deutschen  Rechts  offensichtlich   unvereinbar  ist». Nachden  deutschen Gesetzen  dürfen   Jugendliche  mit  Zustimmung der Eltern  frühestens  mit  16   Jahren heiraten. Heirat  staatlich  genehmigt:   Nach dem  türkischen  Zivilgesetz  liegt  das  Mindestalter für   eine  Hochzeit  bei   Mädchen  bei 15  und  für  Jungen  bei  17   Jahren. Jüngere  Mädchen  werden  aber  manchmal vordem   erlaubten  Alter  von  einem  Imam (Vorbeter  einer  Moschee)  getraut.  Damit  die religiöse  Zeremonie gültig  ist,  muss jedoch  eine  staatliche Genehmigung  vorliegen. 

Das  ist  der  Fall: 

Ein  türkisches  Amtsgericht  hat  der  jungen  Frau  nach  Angaben   des  Koblenzer  Standesamtes  eine  Ausnahmegenehmigung   erteilt.    Proteste  gegen  Hochzeitspläne:  Der Fall des deutsch-türkischen Paares  hatte  in der   vergangenen  Woche  für  Aufsehen  gesorgt.  Der  bundesweit   aktive  Verein  «Solidarität  mit  Frauen  in  Not»    bezeichnete  die   geplante  Eheschließung   als  «schockierend». 

Nach  Darstellung  der  Vorsitzenden Lea Ackermann   hält  sich   die  junge  Türkin  mit  einem  Touristenvisum  in  der  Bundesrepublik  auf  und  spricht  kein  Deutsch.  Die  Frage,  ob  die  14-Jährige  freiwillig  heiraten wolle,  «interessiert  mich  gar   nicht», sagte  die  katholische  Ordensfrau.  «Kinderehen  sind  bei uns  ein Straftatbestand.» (dpa) 


 
Nasebohren ist am Sabbat verboten

Rabbi Ovadia Josef , der geistige Mentor der einflußreichen Schas-Partei in Israel, hat in einem Erlaß das Nasebohren am heiligen jüdischen Sabbat verboten. Josefs Entscheid war in einer Predigt von ihm enthalten, die Samstag abend (10.01.1998) in Israel und der jüdischen Welt über Satellit verbreitet wurde. Nach Aussage des Rabbi könnten durch das Nasebohren versehentlich dünne Haare aus den Naselöchern herausgerissen werden. Dadurch würde gegen das Sabbat-Verbot verstoßen, sich in irgendeiner Weise die Haare zu schneiden. 

Die Welt, 12.01.1998

 
SZ vom 20.01.2001 Feuilleton

Brüder  im  Lande  Kanaan    Israel und  der  Tempelberg: 

Weder  verheißen  noch  heilig /         Von  David  Meyer 

Während  die  täglichen  Nachrichten  aus  Tel-Aviv  und  Jerusalem,   Gaza  und  sogar  New  York  die  Möglichkeit  eines  Friedensvertrages  im  Nahen  Osten  bald  greifbar  nahe,  bald   unerreichbar  fern  erscheinen  lassen,  ist  es  wohl  die  Frage  der   Souveränität  über  die  Heiligen  Stätten,  die  auch  am  Beginn  des   dritten  Jahrtausends  im  Mittelpunkt  der  politischen  und   psychologischen  Pattsituation  steht,  die  in  dieser  Weltgegend   seit  über  fünfzig  Jahren  herrscht.  Im  Herzen  der  Heiligen   Stätten,  des  "verheißenen  Landes"  ,des   "heiligen  Landes",   liegt  Jerusalem,  die   "heilige"  Stadt,  Gründungsstätte  des   Judentums  und - wenn  gleich  für  manch  ein  minderem  Maße-   auch  des  Islam. 

Eine  verheißene  "und"  heilige",  vor  allem  aber  eine  tabuisierte  Stadt,  da  sich  bis  heute  niemand  Jerusalem  als  Objekt  künftiger  Verhandlungen  vorzustellen wagt.  Denn  kann   man  über  Heiligkeit und   göttliche  Verheißung  verhandeln? 

Diese  Verheißung  und  diese  Heiligkeit  sind  nun  aus  jüdischer   Sicht  von  einem  tiefen  Widerspruch  geprägt.  Denn  im   Gegensatz  zu  landläufigen  Vorstellungen  ist  die Idee  eines   "heiligen  Landes"  oder  einer  "unbedingten  Verheißung"   in   Bezug  auf das Land  Israel  der   jüdischen  Tradition  fremd.

Es  gibt  vielleicht  ein  heiliges  Volkoder  ein  heiligmäßiges  Verhalten, aber  es  gibt  keine  Räume, die "per  se  heilig  oder sakral"  wären;   es  gibt  weder eine   "unbedingte  Verheißung"  noch ein   "heiliges   Land"

In  der  jüdischen  Tradition  hängen  der  Heilige  und  das  Heilige  sowie  die  Vorstellung  der göttlichen  Verheißung  vom  sittlichen  Verhalten  der  Menschen  ab,  nicht  vom  inneren  Wert  eines   Fleckchens  Erde,  wo  immeres  sei.  Wer  diese  Feststellungen   schockierend,  ja  gerade  zu  ketzerisch  findet, braucht  nur  die   biblischen  Quellen  zu  studieren,  um  sich  vom  Gegenteil  zu   überzeugen

So  können  wir  beispielsweise  das   4.  Kapitel  des  5.Buches  Mose  aufschlagen,  wo  die  Vorstellung  einer  bedingten  Verheißung  ebenso  klar  wie  radikal  ausgesprochen   wird.  Wenn  das  Volk  an  einer  diesem  Verhaltenslinie  festhält,  wird  es  im  Lande  Israel  leben.  Im  gegenteiligen  Fall  wird  es   schonungslos  aus  ihm  vertrieben  werden: 

"Und  nun   höre,  Israel,  die  Gebote  und  Rechte,  die  ich  dich  lehre,  dass  ihr   sie  tun  sollt,  auf  dass  ihr  lebet,  und  hinein  kommet,  und  das   Land  einnehmet,  das  euch  der  Ewige  deiner  Väter  Gott,  gibt. .  ..  Siehe,  ich  habe  euch  gelehrt  Gebote  und  Rechte,  die  mir  der  Ewige,  mein   Gott,  geboten  hat,  dass  ihr  also  tun  sollt  in  dem  Lande,  da  rein  ihr  kommen  werdet,  dass  ihr's  einnehmet.   So  behaltet's   nun   ,und  tut  es.  Denn  das  wird  eure  Weisheit  und  Verstand  sein  bei  allen Völkern. . .  Wenn  ihr  nun  Kinder  zeuget und  Kindeskinder,  und  im  Lande  wohnet, und  verderbet  euch,  und  machet  euch  Bilder  irgend  einer  Gestalt,  dass  ihr   übel  tut  vor  dem  Ewigen,  deinem  Gott,  und  ihr  ihn  erzürnet:  so   rufe  ich  heutigestags  über  euch  zu  Zeugen  Himmel  und  Erde,   dass  ihr  werdet  bald  umkommen  von  dem  Lande,  in   welches   ihr   gehet   über   den   Jordan,   dass   ihr's   einnehmet;   ihr   werdet   nicht   lange   darin   bleiben,  sondern   werdet   vertilgt  werden." Und sie zankten sich. 

Die Botschaft dieses Textes und vieler ähnlicher ist für uns völlig  klar: Das Land gehört nicht dem jüdischen Volk und auch  keinem anderen Volk. Die Verheißung der Inbesitznahme dieses Landes bleibt eine bedingte, weil das Land Gott gehört, und Ihm allein: Er entscheidet, ob er es uns gibt oder es uns  nimmt, und zwar nach Maßgabe unseres sittlichen  Verhaltens.  Einige Jahrhunderte später knüpft die  talmudische Tradition an  diese Warnung  an. Als das  jüdischeVolkins Exilging und der  Tempel von den römischen  Heerenzerstörtwurde, gaben uns  die Weisen  folgende schmerzliche  Reflexion über  den Grund  dieser Situation zu bedenken: 

"Einmal  spielten  auf  dem  Vorplatz   des  Jerusalemer  Tempels  zwei  Priestersöhne  und  begannen,  sich   zu  zanken.   Beim Spielen  hatten  sie  arglos  das   Messer erriffen,  das  für  die  Opfer  benutzt wird.  Als  sie  nun   zankten  ,fielen  sie übereinander  her,  und   das  Messer  drang  dem  einen  Knaben  in  den  Leib,  so  dass   er  vor  Schmerz    aufheulte.   Auf  das  Geschrei hin  eilten  die  Priester  zum  Schauplatz des  Dramas;  entsetzt  sahen  sie  das  Blut fließen,  zogen  die   Klinge  aus  dem Leib  des  Knaben  und  begannen,  miteinander über  das  Ausmaß   der  Verunreinigung des   Opfermessers  zustreiten.  Während  sie noch  stritten,   starb  der   Knabe;   Gott aber   beschloss,  den  Tempel  zuzerstören  und  die   Kinder  Israels   aus   ihrem  Lande  zu   vertreiben." 

Wie  diese  furchtbare  Geschichte  uns  lehrt,  verschwinden  die  Vorstellungen  von  Heiligkeit  und  Verheißung,  wenn  die  Werte  der  Moral  und  Ethik  auf  den  Kopf  gestellt  werden,  wenn  das  Äußerliche  wichtiger  wird   als  das   Wesentliche,  wenn  die  Reinheit  oder  das  Heilige  höhere  Werte  sind  als  die   Achtung   vor  dem  menschlichen  Leben.  Solange  es  keinen  Sinn  für  das   Ethische  gibt,  gibt  es weder  ein  "verheißenes  Land"   noch  ein  "heiliges  Land".  Befinden  wir  uns  heute nicht  in  einer  ähnlichen   Lage,  wie sie  diese  Textstellen  aus  der  Bibel  und dem  Talmud   beschreiben? 

Wenn  die  Thora  uns  vor  einem  bestimmten   Götzendienst  warnt,  der  unser  Verbleiben  im  Land  Israel  gefährden  könnte,  müssen  wir  dann  nicht  über  jene  neue  Form   des  Götzendienstes  nachdenken,  die  in  der  Vergötzung  des   Landes  Israel,  eines  "Groß-Israel"  besteht?  Eine  Vergötzung   des  Landes,  die  das  religiöse  Denkender  Juden  aushöhlt  und  die  Vorstellung  vom  Heiligen  und  Sakralen  über  die  Achtung  vor  dem  menschlichen  Leben  stellt.  Wenn  uns  der  Talmud die  furchtbaren  Folgen  einer  Umkehrung   der sittlichen  Werte  zu   bedenken  gibt,  müssen wir  dann  nicht   das  übermäßige  Gewicht  hinterfragen,  das  in  der  heutigen  Welt  der  Begriff  der  Souveränität, zum   Schaden  der   Achtung   vor  dem  Leben, gewonnen  hat? Wie  mir scheint, sollten wir  uns heute mehran jene Lehre des Midrasch - der homiletischen Überlieferung der Rabbiner- erinnern, die,  anstatt die Heiligkeit der Stadt Jerusalem in einerangeblichen  Nähe der Gegenwart  Gottes zu suchen,  in  ihr  lieber  den  Ort  des Vollzugs  der höchsten  menschlichen  Werte  sieht: 

"Vor   vielen  Jahren  lebten  einmal  zwei  Brüder  im  Lande  Kanaan.  Der   eine  hatte  eine  Familie  und  Kinder,  der  andere  war  ledig.   Gemeinsam  bebauten  sie  ihre  Felder  und  teilten  die  Ernte  untereinander  auf.  Eines  Tages  sprach  der  Bruder,  dereine  Familie  hatte,  zu  sich:  ,Ich  brauche  meine  Hälfte  der  Ernte   nicht,   denn   bald  werden meine   Kinder  altgenug  sein,  um   selbst den  Acker  zu  bestellen,  und  so  werden sie  mir  helfen,   meinen  Bedarf  zu  decken.  Mein  Bruder,  der  ledig  ist,  soll  von  nun  an   beginnen,  Vorräte  für seine  alten  Tage  zurück  zulegen;   denn er  wird  allein  sein  und  niemanden  haben,  der  ihm  hilft.   Heute  nacht  will  ich  zu  ihm  gehen  und  ihm  etwas  vom   Überfluss  meiner  Ernte  bringen.'  Der  ledige  Bruder  aber  hatte  im  gleichen  Augenblick  diesen  Gedanken:  ,Ich   bin   allein   und   benötige  nicht  so  viel von  der  Ernte  wie  mein  Bruder,  der  nicht   nur  sich  selbst  zuernähren  hat,  sondern  auch  seine  Familie   ernähren  muss.  Ich  kann  mit  weniger  auskommen  als  er.  Heute   nacht   noch   will   ich  ihm  etwas  vom  Überfluss  meiner  Ernte  bringen.'  In  dieser  Nacht  begegneten  sich  die  Brüder,  wie  sie  einander  etwas  von  ihrem  Überfluss  brachten.  Als   aber   Gott  die   Gedanken  und  Taten  dieser  Brüder  an  sah,   sprach  ER    zu   Sich:  , Wo  ein  solches  Denken  aufgekeimt  ist,  da  will  Ich  meinen  Tempel  errichten.'

An  uns  ist  es  heute,  ein  solches  Denken  in  unseren  Herzen  wieder  aufkeimen  zu  lassen.  Dann  wird  dieses   Land  unseren  schönsten  Hoffnungen   gerecht  werden,  ein  Land   der  Eintracht  und  des   Friedens  für   alle." 

Der   Autor   ist   Rabbiner.   Aus  dem  Französischen  von  Irene   Adler


 
 
Deutschland,  deine Muslime! 

Die  Zahl  der  Moslems  in  der  Bundesrepublik  ist  dabei  geringer,  als  viele  glauben.   Einem   Anteil   von   66,8  Prozent   Christen  in  der   deutschen  Bevölkerung   stehen   3,1   Prozent  Moslems   gegenüber. 

      In  Großbritannien  (4,4 Prozent)  und  Frankreich  (8,6) sind die Zahlen deutlich höher.

Von 7,3 Millionen  Ausländernin der Bundesrepublik bekennen sich - nach einer  Erhebung des Soester "Zentralinstitutes  Islam-Archiv  Deutschland" (ZIA) - drei Millionenzum Islam (1997: 2,8  Millionen). drei Viertel von ihnen kommen aus der Türkei.

  Die islamische Gemeinde wächst seitden siebziger  Jahren, als  die Familien der früheren  "Gastarbeiter"  nachzogen. 
Etwa  jeder zehnte Moslem (310 000) ist im Besitzeines deutschen  Passes. Dazu gehören 11.000 zum Islam konvertierte  Deutsche, darunter auch die Grundschullehrerin Doris Graber,  die 1997 in einem Grundsatzstreit mit den Baden-württembergischen Schulbehörden auf dem Tragen  eines Kopftuches im Unterricht bestand. 

 
Berliner Zeitung Vermischtes 26.1.2001    72 Moscheen für 200 000 Gläubige

       In Berlin gibt es 72 Moscheen (Stand1998). 

Die muslimischen Gebetshäuserbe finden sich ausschließlich im Westteil der Stadt und sind in den letzten 35 Jahren entstanden. Sie sind zum größten Teil in Wohngebäuden und auf Hinterhöfen untergebracht. 

Zum Vergleich: Die Zahl der evangelischen Kirchen beträgt 393, die der römisch-katholischen 171.

Die islamische Gemeinde in Berlin zähltenachAngaben des StatistischenLandesamtes am 31. 12. 1999 genau 203 469 Mitglieder.Unter ihnen befinden sich 51 498 so genannte deutsche Muslime - ehemaligeAusländer,die inzwischendie deutsche Staatsbürgerschaft erhaltenhaben,oder Deutsche,die zu mislamischen Glauben übergetreten sind. Die größteGruppeder Muslime stellen die türkischen Staatsbürger. Von ihnen lebten am 30. Juni vergangenen Jahres 128 705 in der Stadt. 

Weitere große muslimische Bevölkerungsgruppen kommen aus demLibanon (7 284) und dem Iran (7 021).   Die älteste Moschee Berlins und Deutschlands steht in der Briennerstraße in Wilmersdorf. Sie wurde am 23. März1928 eingeweiht und ist ein verkleinertes Abbilddes weltberühmten Taj Mahal im   > indischen Unionsstaat Uttar Pradesh. Ein Moschee-Neubau entsteht zur Zeitam Columbiadamm im Bezirk Neukölln. In dem Bau mit seinen beiden 28 Meter hohen Minaretten sollen einmal 1.500 Gläubige Platz finden. 

Ein Rabbi auf "Erziehungsmission"

Studenten eines jüdischen Seminars haben laut einem Zeitungsbericht die Entlassung ihres Rabbiners gefordert. Der Grund: Der Geistliche habe sich, als Cowboy verkleidet, in einer Nachtbar vergnügt. Ein Besucher habe den Rabbiner erkannt und fotografiert, berichtete gestern (29.1.98) das israelische Massenblatt "Yedioth Aharonoth". Das Seminarkollegium habe erklärt, der Geistliche sei auf "Erziehungsmission" in der Bar gewesen. Er habe unter Mißachtung all seiner Empfindungen "diesen verruchten Ort" besucht, um festzustellen, ob seine Studenten die Bar frequentieren.

Die Welt, 30.01.1998

Nur die Frau ist am Ende nicht entehrt

In Israel hat ein Rabbinergericht die Scheidung eines orthodoxen Ehepaares angeordnet, nachdem die Frau vergewaltigt worden war. Dadurch habe si die Ehre ihres Mannes beschmutzt, und dieser müsse sich von ihr trennen. Nach traditionellem jüdischen Recht entehrt eine verheiratete Frau ihren Mann, wenn sie ihm von einer Vergewaltigung berichtet.

Die Welt, 29.02.1998

Rußland wählt!

Wahlen in russland sind ohne Fälschungen nicht vorstellbar. Wie die Partei Jabloko berichtete, gab es im Gebiet Chabarowsk vielerorts keine Wahlkabinen. Manche Urnen waren nicht versiegelt. Alexander Weschnjankow, Chef der zentralen Wahlkommission, ging davon aus, daß der Ablauf der Wahlen am Sonntag ordentlich über die Bühne ging, doch riet dazu, nach der Schlammschlacht der vergangenen Wochen das Wahlkampfgesetz zu überarbeiten. 

Die Welt, 20.12.1999

 
DIE CHRISTLICHE MITTE   sagt:  NEIN!
DEUTSCHLAND SOLL CHRISTLICH  BLEIBEN!

Dr. Peter Frisch, Präsident des Bundesamtes für Verfassungsschutz (bis 2000) gegenüber der Presse:  Wie   wird  es  weitergehen? 
       1960 gab esin Deutschland  1.200 Muslime,  heute sind es rund 3 Millionen.
        1970 gab esin Deutschland 3 Moscheen,  heute sind es rund  2.500. 
        In 30Jahren-so errechnen Experten-werden 12 Millionen Muslime in Deutschland sein; 
        in  spätestens 100 Jahren werden es mehr Muslime alsChristen sein. 

Die Christliche Mitte gibt eine Zeitschrift des gleichen Namens -zur Hetzjagd gegen den Islam -heraus. Sie vertreiben kostenloses Informationsmaterial mit lügnerischen Beiträgen, um der Deutschen Bevölkerung Angst vor dem Islam einzujagen.

 
Ist Jesus tatsächlich der Sohn Gottes , wie dies die römische Kirche seit ihrem ersten, 
Konzil von Nizäa (325 n. Chr.) behauptet? 



       Die Antwort lautet: Nein, 

Abgedruckt in der Zeitschrift"aviso"des Bayerischen Staatsministeriums für Wissenschaft.

Demnach wurde Jesus von seinen Zeitzeugen als Prophet gesehen. Diese islamische Sichtweise von Jesus ist ein Resultat der aktuellen Rekonstruktion eines  Textfragmentes mit dem Namen"Q". 

Über diese Arbeit eines internationalen Forscherteams wird in der neuen "aviso"-Ausgabeberichtet. Die Experten fanden im Q-Fragment vor allem Aussprüche von Jesus. Sie gehen davon aus, daß dieser Text etwa70 n. Chr. verfaßt wurde und auf galiläisch-syrisch Judenchristen zurück geht, die als Urgemeinde unmittelbar in der Nachfolge  Jesu lebten.    Nach  Arius,  Patriarch von Alexandria (4. Jahrh.) war  Jesusein Mensch,der erst nach seine Himmelfahrt zur Göttlichen Gegenwarterhoben wurde.Diese als "islamisch" qualifizierte Lehre des Christentums fandlange Zeiteine weite Verbreitung im Römischen  Reich, insbesondere beiden Germanen,  den Goten  und den  Langobarden. 

Gerhard Endres, "Neuesvon Jesus, die Quelle Q",  in avisto, Ausgabe1/2001, Zeitschrift des Bayerischen  Staatsministeriums  für Wissenschaftund  Kunst,S. 48. 

 
(Ein Spruch des Propheten Muhammed / Hadith)

Abu Zarr, Allahs Wohlgefallen auf ihm, berichtete:

Ich  sagte:  "O  Gesandter  Allahs,  welche  Moschee  wurde  zuerst  auf  der  Erde  errichtet?"  Er  sagte:  "Die  Haram-Moschee  (die  Heilige  Moschee  in  Mekka)."  Ich  fragte  wieder:   "Welche  dann?"   Er  erwiderte:   "Die  Al-Aqsa-Moschee  (auf  dem Tempelplatz  in  Jerusalem)."   Ich sagte:  "Welche   Zeitspanne   lag  zwischen  beiden?"  Er erwiderte:  "Vierzig   Jahre.  Wann  aber  die   Zeit  zum  Verrichten   des   Gebets  fällig   ist,  dann  verrichte  das  Gebet,  denn   jeder  Ort,  an  dem  du  bist,   ist  eine  Moschee."

(Bukharî, Muslim, Nasaî, Ibn Mâjah und Ahmad Ibn Hanbal)

 
Ehrfurcht und Liebe zum ProphetenMuhammed

 Urva, ein Unterhändler der Mekkaner, besuchte die zur Hadsch angereisten Muslime und machte dabei folgende Beobachtung: 

"Wallahi, (solcheinen Respekt habe ich nie gesehen). Wenn der Gesandte Allahs (sas) einmal auf den Boden spucken sollte, dann landetetesbestimmt in einer der Handflächen dieser Männer. Sei nahmen diese und salbten sie sich auf ihre Gesichterund Häute (zur Segnung); gleichsamals Heilmittel. Wenn er (sas) was sagte, dann sprangen alle herbei um seinen Befehl auszuführen. Wenn er die kleine Waschung vollzog, dann stritten  sie sich fast um von diesemReinigungswasser etwas aufzufangen. Wenn sie  sprachen,  dann nurmit gedämpfter  Stimme  bei  seiner Anwesenheit. Wegen  ihres Respektes  wagten  sie es kaum den  genau  Blickauf  ihn  zu  richten.

"Als  Urva  zurück  (in Mekka)  bei  seinen  Freunden  war  sagt  er:  "O  Volk,  hört  mir  zu.  Wallahi,  ich  war  schon  zu  Audienzen  bei  vielen  verschiedenen  Königen.  Beim  Kisra,  Kaiser,  Nadschaschi.  Wallahi,  ich  habe  noch  nie  den  Respekt,  den  die  Gefährten  Muhammads  (s.a.s.),  Muhammad  (s.a.s.)  gegenüber  aufbrachten  bei  den  Gefährten  der  Könige  gesehen.  Wallah,  wenn  er  spucken  sollte,  dann  landet  es  gewiss  in den  Handflächen  von  einem  von  ihnen;  diese  nehmen  sie  und salben es  auf  ihr e Gesichter  und  ihre  Körper.  Wenn  er  etwas  befiehlt,  dann   rennen  sie  gleich  alle  auf  einmal.   Wenn  er  die  kleine   Waschung  vollzieht,  dann  streiten  sie  sich  fast  um  das   Reinigungswasser.  Wenn  sie  sprechen,  dann  nur  mit  gedämpfter  Stimme  bei  seiner  Anwesenheit.   Aus  Respekt   blicken  sie   ihm  nicht  genau  in  das   Gesicht.

"Subhanallah,"  Allah  hat  Wohlgefallen  an  ihnen,  und  sie   haben   Wohlgefallen  an  ihm   dies  für  den,  der   Seinen   Herrn   fürchtet"   (Sura al-Bayyina, 8). Quelle:  Buhari,  Abu  Davud 

 
Berliner ZeitungVermischtes 2.2.2001
Das   Kopftuch   stört   nicht   jeden   Direktor
Wie Schulen mit religiösen Symbolen umgehen


Sara Dame und Nadine Barembruch

   Ich  habe  wegen  meines  Kopftuchs  hier  am  Fichtenberg-Gymnasium  keine  Probleme",   sagt  die  aus  dem  Irak   kommende  Aishe B.  Warum  sie  ein  Kopftuch  trägt?   Die   Antwort  fällt  der  Zwölfjährigen  nicht  schwer:  "Mädchen  gelten  im  Islam  als   schöne  Geschöpfe.  Wir  tragen  das  Kopftuch,  um  unsere  Reize  zu  verdecken.  Nach  dem  Koran  dürfen  wir  nur  Gesicht,  Hände   und   Füße  zeigen."   Aishe  trägt  ungefähr  seit  einem  Jahr  ein  Kopftuch,  wenn   sie  auf  die  Straße  geht   oder   Freunde  des  Vaters  zu  Besuch  kommen.  Vorher  band  sie  es  nur  zum  Beten  um.  Sie  findet  es  gut,  wenn  sich  ein  moslemisches  Mädchen  frühzeitig  an  dasKopftuch  gewöhnt.  Ihre  Eltern  haben  mit   ihr   darüber  gesprochen,  auch   ihre   Mutter  trägt  ein  Kopftuch.       Manchmal stört es sie, dass viele Passanten ihr deswegen nachschauen. "Das liegt daran, dass es hier in Steglitz nicht viele Frauen mit einem Kopftuch gibt." Aishe macht estraurig,dass einige Menschen das Kopftuchtragen nicht akzeptieren wollen. "Viele Leute hätten das Vorurteil, dass die Mädchen dazu gezwungen würden." Aber ich trage es freiwillig. Das ist keine Unterdrückung, solange ein Mädchen freiwillig ein Kopftuch trägt." Im Übrigen müssten sich auch Jungen an den Koran halten. Sie dürfen zum Beispiel keinen Goldschmuck tragen.
 

Eine andere Schule hingegen!

Basecapverbot für Jungen

An der Nikolaus-August-Otto-Hauptschule in Lichterfelde dürfen Schülerinnen dagegen kein Kopftuch tragen. "Das Kopftuchtragen ist in der Türkei in allen öffentlichen Gebäudenverboten", sagt Schulrektor Uwe Duske. Außerdem habe die Kopfbedeckungeine "demonstrative religiöse Bedeutung", die Provokationen zwischen  Schülern unterschiedlicher Nationalitäten herausfordere. "An unserer Schule gibt es etwa 60 ausländische Schüler aus 30 Nationen.  Daher sollte keine Nation oder Religion zum Nachteil deranderenbevorzugt werden. Jungs dürfen hier auch kein Basecaptragen"  ,sagt  Uwe  Duske. 

Der Rektor glaubt, dass viele türkische Schülerinnen das Kopftuch eigentlich gar nichttragen wollen,weil sie sich eher am westlichen Lebensstil orientieren würden. Natürlich werden die Schülerinnen nicht bestraft, wenn sie ein  Kopftuch  tragen.  Vielmehr  versuchtman ihnen in intensiven Gesprächen zuerklären,  warum eine gewisseGleichheit   für  alle  Schüler  notwendigist. Damit keine Missverständnisse auftreten, werden Schüler und Eltern schon bei der Anmeldung auf das Verbot hingewiesen. Dennoch bestehen manche Väter zunächst darauf, dass ihre Töchter ein Kopftuch tragen. Die Schule will jedoch keine  Sonderregelungen,  wasdie meisten Eltern letzten Endes auch akzeptieren. Eine  Ausnahme gibt  es  allerdings   doch - für ein Mädchen, deren Vater in  der Botschafttätig  ist. 

 
Herborner Tageblatt 25.1.2001 Von Kristina Fernes

Herborn (Lahn-Dill-Kreis). 

Die Aula der Hohen Schule war bis auf den letzten Platz besetzt, als die CDU-Senioren-Union Herborn am Dienstagabend zur öffentlichen Diskussion über den umstrittenen Muezzinruf lud. 

Eine Diskussion in menschlicher und freundlicher Atmosphäre sollte es werden; bei der Emotionalität bezüglich des brisanten Themas konnten diese Vorsätze jedoch nicht immer eingehalten werden. Die Vorsitzende der CDU-Senioren-Union Herborn, Christel Haas, und ihr Stellvertreter Gottfried Müller saßen ebenso auf dem Podium wie der CDU-Kreisvorsitzende Hans Jürgen Irmer und der Herborner Pfarrer Ronald Lommel. Vom Herborner Ausländerbeirat war der Vorsitzende Halit Erdemir geladen, der ebenfalls mit seinem Stellvertreter Cahit Sen erschienen war.

Christel Haas eröffnete die Diskussion mit einer Erläuterung der aktuellen Situation: Der Muezzinruf per Megaphon bis zu 60 Dezibel war zwar vom Gießener Verwaltungsgericht erlaubtworden, sei aber juristisch immer noch strittig, weshalb beim Verwaltungsgerichtshof in Kassel nun Berufung gegen das Urteil eingelegt werde. 

Dabeiberufe man sich unter anderem auf das Grundgesetz Artikel vier der Religionsfreiheit. Von drei Millionen in Deutschland lebenden Moslems, konstatierte Haas, befürworteten 10 Prozent die Einführung eines Muezzinrufs, der für die meisten Christen eine Provokation bedeute. Sie persönlich als Frau empfinde den Islam als Rückführung ins Mittelalter. &bdquo;Im Islam hat die Frau nicht die Rechte, die Christen in den letzten 50 Jahren erstritten haben", sagte Haas.

Aus religiöser Sicht schilderte der evangelische Pfarrer Ronald Lommel die Situation. &bdquo;Unser Gott ist nicht derselbewie derim Islam", stellte er fest und übersetzte den Inhalt des Muezzinrufes: &bdquo;Allah ist am Größten, es gibt keinen Gott außer Allah. Ich bezeuge, Mohammed ist der Gesandte Allahs." Durch diese Worte würden die Essenz des Islams und die Erhabenheit Allahs über andere Götter demonstriert. Die Gefühle der Christen würden dadurch verletzt, denn ihr Gott werde so in Frage gestellt. &bdquo;Bei der Ablehnung des lauten, öffentlichen Rufes geht es nicht um Ausgrenzung der Muslime, es geht darum, als Deutscher nicht an ihm teilnehmen zu müssen; das geschieht aber bei dem Ruf unweigerlich!" Außerdem hätten Glocken im Gegensatz zum Muezzinruf keinen speziellen Glaubensinhalt und keine theologische Aussage.

Christliche Kirchen auch in der Türkei
           Halit Erdemir vom Herborner Ausländerbeiraterklärte  die Situation aus der Sicht der Muslime. Für viele Christensei der  Muezzinruf  eine schlichte Lärmbelästigung, für einigeMuslime  aber ein  Symbol ihres Glaubens. Gebetsrufe und christliche Kirchenglocken  seien gleichzu behandeln.

           In jedem Fall solle man versuchen, Kompromisse zu finden und  juristische Verfahren zu vermeiden. Zum  Beispiel  in Siegen, Hamm und Dortmund  werde der Muezzinruf schon praktiziert &ndash;es sei also machbar, eine  Einigung  zwischen Christen und Moslems zufinden.Dass die islamischen Gemeindenohneden Gebetsruf in der Ausübung  ihrerReligion nicht unbedingt stark  behindert  seien, räumte Erdemir  ein.

Die immer wieder gerne geäußerte Behauptung, in der Türkei gebe es ja auch keine Kirchenglocken, stritt er vehement ab: &bdquo;In der Türkei läuten Glocken und leben auch Christen!"

Dass sich die Muslime des Herborner Ausländerbeirats von denen des Dillenburger Ausländerbeirats in ihren Intentionen unterscheiden, machte Erdemirdeutlich: &bdquo;In Herborn wird ein Muezzinruf garantiert nie stattfinden."

Glockenläuten ohne verbalen Inhalt
          Dass das Glockenläuten keinen Verkündigungscharakterhabe wie der Ruf des Muezzins, legte Hans-Jürgen  Irmer dar; dies habeauch das Bundesverwaltungsgericht beschlossen. Nach dem Grundgesetz gelteGlaubensfreiheit und der Grundsatz, dass niemand zu der Teilnahme an religiösenHandlungen gezwungen werden könne. Daher stelle sich die Frage, ob manden öffentlichen Ruf als Christ ertragen müsse. Irmer wies auf  diewachsende Zahl der Moslems in Deutschland hin und stellte fest, es könnesich in der Zukunft ein Staat im Staat bilden. Durch bewusste Ausgrenzungseitens mancher Muslime selbst (wie zum Beispiel die geforderte Befreiungmuslimischer Kinder von schulinternen Veranstaltungen oder dem Schwimmunterricht)leisteten diese keinen Beitrag zur Integration.

           Die Errichtung klassischer Moscheenin Deutschland  sei nur  ein kleiner  Schritt auf der Eskalationsleiter. Nichtnur um den Muezzin gehees in der ganzen Diskussion, sondern vielmehr um diehistorische Auseinandersetzung  zwischen Orient und &bdquo;unserer" Welt. &bdquo;Esmuß möglich  sein, diese Probleme anzusprechen, ohne dass man gleichals Fremdenfeind  hingestellt  wird!" schloss der CDU-Kreisvorsitzende.

War das Podium zu einseitig besetzt?
           Breit gefächert war die Meinungdes Publikums, das sich,  zum Teil sehr erregt, in die Diskussion einbrachte.Kritik an der Besetzungdes Podiums, die &bdquo;unglücklich und ungleich"gewählt  worden  sei, wurde  laut. Mitglieder der sozialistischen  Jugendgruppe&bdquo;solid"  hatten ein Plakat mit der Aufschrift &bdquo;Nein zur deutschenLeitkultur"in der Aula aufgerollt und wurden daraufhin allerdings aufgefordert,den Saalzu verlassen. 

 
Berliner Zeitung 26.2.01 Uwe Aulich

Eine islamische Moschee mit einem Kulturzentrum könnte den Platz am Kottbusser Tor bereichern. 

Davon ist Architekt Mehmet Bayram überzeugt. Für den Verein Mevlana hat er deshalb eine neue Moschee entworfen, die so schnell wie möglich an der Skalitzer Straßegebaut werden soll. Die Architektur orientiert sich an klassischen islamisch-osmanischen Gebetshäusern mit zwei Türmen, einer großen Kuppel und farbigen Ornamenten an der Fassade. 

Das Vorhaben stößt bei den Bezirkspolitikern von Friedrichshain-Kreuzberg allerdings nicht auf Gegenliebe. Sie haben jetzt dieses Projekt im Planungsausschuss einstimmig abgelehnt. Und auch Baustadtrat Franz Schulz (Bündnis 90/Grüne) ist von diesem Entwurf nicht begeistert. "Die Kuppel ist mit 32 Metern viel zu hoch. Und die orientalische Fassade passt sich nicht in das Umfeld ein." Außerdem würde das Grundstück "gigantisch dicht" überbaut, was nicht zulässig sei. Schulz verfolgt weiter sein Ziel, die Front an der Skalitzer Straße, die in diesem Abschnitt derzeit von zweigeschossigen Bauten bestimmt wird, wieder mit berlintypischen Häusern zu schließen. 

Streit um die Höhe 
          Mehmet Bayram versteht die Höhendiskussion nicht. Weiler nicht weiß, woran man sich am Kottbusser Tor orientieren soll. "Etwaan dem zwölfgeschossigen Zentrum Kreuzberg? Oder an den Zweigeschossern an der Skalitzer?" Er habe versucht, beide Elemente in seinem Entwurf zuberücksichtigen und die 22 Meter Traufhöhe an der Straße eingehalten, sagt der Architekt. Aber die Moslems hätten eine eigene Identität, und die müsse sich auch über die Architektur öffentlich darstellen können. 

            In Berlin leben etwa 200 000Moslems.Hier gibt es 72 Moscheen.Die meisten Gebetsräume sind allerdings fürdie Berliner kaum wahrnehmbarin Hinterhöfen untergebracht. "Ich willdie islamische Kultur transparentmachen. Und dazu muss sie aus den Hinterhöfen raus", sagt Bayram, derseit 1973 in Berlin lebt und hier aufgewachsen ist. Damit die Kultur auchfür Nicht-Moslems erlebbar wird, will der Architekt die ersten beidenEtagen seiner Moschee auch für die Öffentlichkeit gestalten. 22Läden sollten hier "wie in einem ägyptischen odereinem türkischenBasar" eingerichtet werden. Auch Freizeiträumefür Jugendliche und  eine Drogenberatungsstelle soll es geben. Mindestens fünf Millionen Mark  waren für den Bau der Moschee geplant. Dafür  haben die 1.200 Mitglieder  von Mevlana bereits Geld gespendet. 

           Die Moschee ist Bayrams zweiter  Entwurffür das Grundstück.  Den ersten hatte Schulz bereits im SommervergangenenJahres positiv beschieden.  Doch diese Variante lässt sichnach den Statik-Prüfungennicht  verwirklichen.Der alte zweigeschossigeBau der Friedrich AlbrechtKrankenfahrzeugfabriklasse sich nicht aufstocken,  sagt Bayram. Er wartet nunauf das offizielle  Ablehnungsschreiben  des Bezirks,  um dann ein neues Konzeptauszuarbeiten.  "Eine  Moschee wird  es  auf  alle  Fälle  wieder  werden. 

 
taz 25.1.2001

Zwischen Oktober und Dezember 2000 sind insgesamt 1.770 Artikel in deutschen Zeitungen zum Thema "Islam in Deutschland" erschienen. 

Damit hat sich ihre Anzahl im Vergleich zum vorangegangenen Quartal mehrals verdreifacht. Dies teilte das "Deutsch-Islamische Institut" gestern in Berlin mit. Diese beinahe explosionsartige Vermehrung werde vor  allem durch  zwei  Themen  bestimmt. 

Zum einen habe es eine Vielzahl von Gerichtsverfahren gegeben, über die  breitgestreut berichtet wurde, zum Beispiel die Auseinandersetzung darüber,ob eine Lehrerin  in  Niedersachsen ein Kopftuch  tragen darf, oder die Verurteilung  des "Kalifen von Köln" in Düsseldorf. 

Zum anderen habe sich insbesondere die Berichterstattung über den Fastenmonat Ramadan publizistisch zahlenmäßig ausgewirkt. Wie der stellvertretende  Direktor  des Instituts Christian Hoffmann  betonte, sei  die  Berichterstattung  über  die in Deutschland lebenden Muslime im Großen und Ganzen  ausgewogen  und  vorurteilsfrei. 

Nur hin und wieder gebe es noch Ausrutscher wie die Bezeichnung "Jünger Mohammeds" für Muslime, eine Bezeichnung, die dem Christentum entlehnt  ist  und mit dem Islam nichts zu tun hat.

 
FAZ 17.01.2001
 Mohammed war kein Frauenfeind

Die heute viel kritisierten Regelungen  nämlich, die Mohammed  in  der ersten  Hälfte  des  siebten  Jahrhunders  zur  Stellung  der  Frau  niederlegte,  waren  für  die  zeitgenössischen  Frauen  ein  gewaltiger  Fortschritt.   Zwar  heißt  es  in  der  vierten   Sure  des   Kor´an,  die  Männer   sollten  vor  den  Frauen  bevorzugt  werden.  Gleichzeitig  aber  nahm  der  Prophetdie  Männer   mit   vielerlei  Regelungen  zu  Gunsten  der  Frauen  in  die  Pflicht. 

So  mussten  diese  über  den  Tod  des  Mannes  hinaus  materiell    bgesichert  sein.  Der  Prophet  verpflichtete  die  Männer  außerdem,   die   Frauen mit  Respekt  und  Sanftmut  zu  behandeln  und   ihnen  Gerechtigkeit  widerfahren  zu lassen. Um  das  Ausmaß  dieses   &bdquo;Fortschritts&ldquo;  zu   ermessen,   muss  man  wissen,  dass  die  arabische  Frau   vor  den  islamischen  Neuerungen    nicht  nur  völlig  rechtlos war. Sie hatte im Stammesleben  der  arabischen  Nomaden,  deren Gesellschaft  Mohammeden  tstammte,  lediglich Objektcharakter.  Sie  konnte  käuflich  erworben,  verschenkt,  getauscht,  misshandelt  oder  sogar  willkürlich  ermordet  werden.  Diese  Rechtlosigkeit   hoben   die   islamischen  Regelungen  auf  -  zumindest für  die  muslimischen  Frauen. 

 
Zweites Vatikanisches Konzil

Das Verhältnis zu den Muslimen

 "Der  Heilswille  umfaßt  aber  auch  die,  welche  den  Schöpfer  anerkennen,  unter  ihnen  besonders  die  Muslim,  die  sich  zum  Festhalten  am  Glauben  Abrahams  bekennen   und  mit  uns  den  einzigen  Gott  anbeten,   den   barmherzigen,   der   die  Menschen  am  Jüngsten  Tag  richten  wird"

           "Mit  Wertschätzung  betrachtet  die  Kirche  auch  die  Muslime,  die  den  einzigen  Gott  anbeten,  den  lebendigen  und  für   Sich  Seienden,  barmherzigen  und  allmächtigen,  den   Schöpfer  des  Himmels und  der  Erde,  der  zu  den  Menschen  gesprochen  hat,  dessen  auch  verborgenen  Ratschlüssen  mit  ganzem  Herzen  sich  zu  unterwerfen  sie  bemüht  sind,  so  wie  Abraham  sich  Gott unterworfen  hat,  auf  den  sich  der  islamische  Glaube gern bezieht.Jesus,  den  sie  freilich  nicht  als  Gott  anerkennen,  verehren  sie  doch  als   Propheten,  und  sie  ehren  seine  jungfräuliche  Mutter  Maria  und rufensie manchmal  auch  andächtig  an.  Überdies  erwarten  sie  den  Tag  des  Gerichts,  da  Gott  allen  Menschen  vergilt,  nachdem  sie  auferweckt  sind. Daher  legen  sie  auf  ein  sittliches  Leben  Wert  und  verehren  Gott  besonders  durch  Gebet,  Almosen  und  Fasten. 

          Da  es  aber  im  Lauf  der  Jahrhunderte  zu  nicht  wenigen  Mißhelligkeiten  und  Feindschaften  zwischen  Christen  und  Muslimen gekommen ist,  fordert  das  Hochheilige  Konzil  alle  auf,  dass  sie  sich,  indem  sie  das  Vergangene  vergessen,  aufrichtig  um  wechselseitiges   Verstehen mühen  und  gemeinsam  soziale   Gerechtigkeit,  sittliche  Güter  und  auch  Frieden  und  Freiheit  für  alle   Menschen  schützenund fördern" 

Handfester Streit um milde Gaben 

Zu drastischen Mitteln hat ein buddgistischer Mönch in Hongkong gegriffen, um sich gegen einen konkurrierenden Bettler durchzusetzten. Der 30 Jahre alte Mönch, der vor einem Tempel auf reichliche Gaben hoffte, rückte dem anderen Bedürftigen bei einem Streit mit Kung-Fu zu Leibe, wie die Polizei am Mittwoch (04.2.98) mitteilte. Dabei traf der aus China stammende buddhistische Geistliche sein behindertes Gegenüber ins Auge. Dieser mußte im Krankenhaus behandelt werden. Der Mönch wurde verhaftet, aber gegen eine Geldestrafe später wieder entlassen. 

Die Welt, 05.02.1998

 
Texte zur christlich-islamischen Eheschließung

 Vorbemerkung zur religionsverschiedenen Ehe aus katholischer Sicht, nach dem aktuell gültigen katholischen Kirchenrecht (CIC/1982) ist die Ehe zwischen Christen und Muslimen möglich. Hierzu ist eine sogenannte "Dispens von der Formpflicht" nötig.

Ehen zwischen Christen und Muslimen gibt es bereits seit den Anfängen des Islams vor etwa 1.400 Jahren. Die Kirchen in Mittel- und Osteuropa haben gewisse seelsorgerliche Erfahrungen auf diesem Gebiet sammeln können, da Teile dieser großen Region jahrhundertelang zum Osmanischen Reich gehörten. In dieser Zeit siedelten sich Muslime in dieser Region an und ein Teil der Bevölkerung wurde zum Islam bekehrt. Auf diese Weise kam es zu Eheschließungen zwischen Christen und Muslimen, der Tatsache zum Trotz, daß die in diesen Ländern dominierende orthodoxe Kirche solche Ehen streng verbot. Für die Kirchen in Westeuropadagegen waren solche Ehen im allgemeinen reine Theorie. In der Kolonialzeitallerdings begann sich die Situation zu ändern, und in einigen Ländernmachten die Kirchen erste Erfahrungen mit religionsverschiedenen Ehen. 

Man schätzt die Gesamtzahl der in Europa lebenden Muslime auf 25 bis 38 Millionen. Das bedeutet, dass Ehen zwischen muslimischen Männern und christlichen Frauen oder muslimischen Frauen und christlichen Männern trotz der Warnungen und trotz der zuweilen gar ablehnenden und zurückweisenden Haltung verschiedener Kirchen zu einem normalen Phänomen des europäischen Lebens geworden ist. Ehen zwischen Partnern, die verschiedenen Glaubensgemeinschaften angehören, sind Teil unserer Wirklichkeit geworden und müssen bei der seelsorgerlichen Arbeit berücksichtigt werden. 

- Es wird in dieser Veröffentlichung mehrfach die Rede davon sein, daß die Zahl junger muslimischer Frauen, die einen Nicht-Muslim heiraten, selbst aber Muslimin bleiben wollen, ansteigt. In Anbetracht dieser Tatsache kann man damit rechnen, daß in Zukunft verschiedene Vorschriften des islamischen Rechts neu ausgelegt werden. Einige muslimische Intellektuelle werden zukünftig die Auffassung vertreten, daß das Verbot der Heirat einer muslimischen Frau mit einem Nicht-Muslim keine echte islamische Grundlage hat, sondern erst später von Kommentatoren eingeführt worden ist. So wird man möglicher weise Praktiken begegnen, die vomtraditionellen islamischen Recht abweichen. 

          Der zweite neue  Akzent des II.  Vatikanischen  Konzils  ist,  daß  der  theologische  Bezug, in den das Ehesakrament gestellt wird,neu definiert wird: 

          Der Kanon oder das Kirchen recht der römisch-katholischenKirche schreibt vor, daß der katholische Partner im Stande sein muß,während des Vorbereitungsgesprächs folgende   Frage zu bejahen:"  Wollen Sie Ihre Ehe als katholischer Christ leben, das heißt,  IhrenGlauben leben und davon Zeugnis ablegen?" Diese Bestimmungen des kanonischenRechts bezüglich der Ehe sind auf die Erkenntnis zurückzuführen,daß unter schiedliche Auffassungen der Ehe berücksichtigt werdenmüs sen. Diese Bestimmungen schützen zum einen die absoluten Lehrsätzedes katholischen Glaubens, zeigen zum anderen aber auch einen Weg auf, wieunter Wahrung dieser grundle genden Glaubenselemente eine gültige Ehezwischen einem katholischen Christen und einem Muslim geschlossen wer denkann. Aus diesem Grund darf der Bischof das bestehen  Ehehindernisunter bestimmten Bedingungen aufheben (CIC 1086). Die Vorschriften zurSchließung einer solchen Ehe zwischen Angehörigen verschiedenerGlaubensgemeinschaften sind dann anders, wenn der muslimische Partner einKonvertit entweder einer nicht-katholischen Kirche oder Gemeinschaft ist  oderwenn er oder sie in der römisch-katholischen Kirche getauft wordenist. 
 

Zürich Publiziert  27. Februar 2001 

Viel Wirbel um ein islamisches Kopftuch

BERN/STRASSBURG - Das Verbot, während der Unterrichtstätigkeit in einer Primarschule das islamische Kopftuch zu tragen, verstösst nicht gegen die Europäische Menschenrechtskonvention (EMRK). Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte hat die Beschwerde einer Genfer Primarschullehrerin abgewiesen, wie das EJPD am Dienstag mitteilte. Die  Beschwerdeführerin war 1990 vom Regierungsrat des Kantons Genf zur  Primarschullehrerin ernannt worden.

1991 konvertierte sie vom Katholizismus zum Islam und trug später drei  Jahre lang während des Unterrichts das islamische Kopftuch. 1996 untersagten ihr die Genfer Behörden, das Kopftuch während ihrer beruflichen  Tätigkeit weiter zu tragen. 
Das Bundesgericht bestätigte diesen Entscheid 1997. Der Europäische Gerichtshof  für Menschenrechte ist in seinem mit Mehrheit gefällten Entscheid vom 15.  Februar zum Schluss gelangt, dass das von den Genfer Behörden  ausgesprochene Verbot weder gegen die Religionsfreiheit noch gegen das Diskriminierungsverbot verstösst, wie das Bundesamt für Justiz mitteilte. 

Das Verbot richte sich nicht gegen die religiösen Überzeugungen der Beschwerdeführerin, sondern bezwecke den Schutz der Rechte und Freiheiten anderer sowie der öffentlichen Ordnung und Sicherheit. Die Beschwerdeführerin habe als Lehrerin an einer öffentlichen Schule Kinder im Alter von vier bis acht Jahren unterrichtet, in einem Alter, in dem sie  leichter beeinflussbar seien als ältere Schüler. Es erscheine auch  schwierig, so der Gerichtshof weiter, das Tragen des islamischen Kopftuchs   mit der Botschaft der Toleranz, des Respekts und insbesondere der  Gleichheit und Nichtdiskriminierung zu vereinbaren - einer Botschaft, die  in einer Demokratie alle Lehrkräfte ihren Schülerinnen und Schülern vermitteln müssten. 
 

Von wegen die Christen dürfen nicht!!!

Treffen im muslimischen Land

Vom 23. bis 30 März 2001 findet in Cairo die Nah-Ost-Konferenz (NOK) deutschsprachiger evangelischer Gemeinden statt mit dem Thema "Islam und unser christlicher Glaube".

Zu den ca. 50 Teilnehmern aus Griechenland, der Türkei, dem Libanon, Israel, Jordanien, Zypern, Rhodos, dem Iran, der Arabischen Halbinsel, Syrien und Ägypten gehören die Diakoninnen und Pfarrer mit ihren Ehepartnern und weitere Delegierte der einzelnen evangelischen Gemeinden (Vorstandsmitglieder und/oder ehrenamtlich Mitarbeitende) sowie Frau Dr. Grengel als Leiterin der Überseeabteilung der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Als Gast wird teilnehmen der Islambeauftragte der Rheinischen und Westfälischen Landeskirche, Herr Nollmann.

Fränkischer Tag 2.3.2001
"Es gibt keine Schafe mehr"

Tierseuche bedroht auch Traditionen der Moslems in Frankreich

PARIS. Die Massenschlachtung von Schafen in Frankreich im Kampf gegen die
Ausbreitung der Maul- und Klauenseuche trifft die rund vier Millionen Moslems
des Landes besonders. Am Montag feiern sie das wichtige Opferfest Eid el Kebir, an dem rituell Schafe geschlachtet werden. Mehr als 100000 Tiere  werden dabei jährlich in Frankreich getötet, wie der Rektor der Großen Moschee von Paris, Dalil Boubakeur, sagt. Doch diesmal wird das Fest für viele Moslems anders aussehen: "Es gibt keine Schafe mehr", bilanziert Abdellah Kouakoua, Besitzer einer islamischen Metzgerei in Lille in Nordfrankreich.

Die Notschlachtung von 50000 Schafen und die Vernichtung der Kadaver hat
Landwirtschaftsminister Jean Glavany angeordnet. Im Norden Frankreichs ist
deshalb praktisch kein Tier mehr im Handel. "Das hat es noch nie gegeben",
sagt ein Kunde der Schäferei Lesquin in Lille. Viele Gläubige fragen sich beunruhigt, ob sie das Fest, an dem sie des Schafopfers von Abraham gedenken, der Tradition gemäß begehen können. Doch Boubakeur kann sie beruhigen: "Im Islam verlangt Gott nicht das Unmögliche. Wir müssen akzeptieren, dass es ein schwieriges Jahr ist und die Ruhe bewahren."

Wenn kein Schaf geschlachtet werden könne, dann solle die Familie etwas für
die Armen geben, sagt der geistliche Führer. Vom religiösen Standpunkt aus sei  der Mangel nicht dramatisch, betont auch Rachid Hamoudi von der Islamischen Liga in Lille. Angesichts der Seuchengefahr müssten eben höchste Sicherheitsvorkehrungen getroffen werden.

Vorgehensweise einer Berufsschule in Bielefeld gegen den islamischen Feiertag

Ich möchte hier einmal berichten was auf der Rudolf-Rempel
Berufskollegschule in Bielefeld in den letzten Tagen vorgefallen ist.

Da Montag das Opferfest der Muslime ansteht, haben einige Schüler schon im Voraus Bescheid gesagt, daß sie am Montag fehlen werden, und das hat eine Welle von diskriminierenden Aussagen und Forderungen ausgelöst, die in  meiner
Schulzeit noch nie vorgekommen sind.

Als erstes kam die Aufforderung des Schulleiters, daß jeder Schüler eine schriftliche  Bescheinigung der Moschee bringen müsse, auf welcher drauftsteht, das am Montag ein religiöser Feiertag ist. Als Ergänzung hat er noch verlangt, daß möglichst auch dabeistehen solle, daß der Überbringer des 
Schreibens auch regelmäßig die Moschee besucht.

Das führte natürlich zu hitzigen Diskussionen in der Schule zwischen den muslimischen Schülern, die sich in äußerster Weise diskriminiert sehen, und der Lehrerschaft der Schule. 
Als i-Tüpfelchen haben nun einige Lehrer beschlossen selbst schriftliche entschuldigungen an dem Tag als nichtig zu sehen, da Zitat: "wir in einer vorwiegend christlichen Gemeinschaft leben und es genügend christliche Feiertage gibt, an denen ja die Muslime nicht zur Schule gezwungen werden" Zitat Ende.
Ich finde dies eine religiöse Diffamierung, welches Veröffentlicht gehörte,

e-mail Rundschreiben Muslim-Markt 02.03.01

Religionsunterricht an Bayerns Schulen

An bayerischen Schulen wird möglicherweise islamischer Religionsunterricht in deutscher Sprache eingeführt. Die CSU-Landtagsfraktion beantragte, die Voraussetzungen dafür zu prüfen, wie Fraktionschef Alois Glück am Donnerstag in München erklärte. Dadurch solle die Integration junger Moslems in Deutschland gefördert werden. «Wenn wir auf Dauer gut zusammenleben wollen», gebe es keine Alternative zu diesem Versuch, sagte der CSU-Politiker. 

In Bayern gebe es bereits seit Anfang der 80er Jahre eine «islamische Unterweisung» für türkische und türkischstämmige Kinder in ihrer Muttersprache. Dieses Angebot solle nun weiter entwickelt und zunehmend in Deutsch angeboten werden, erklärte Glück. Im Dialog mit Vertretern verschiedener islamischer Gruppierungen sollten die Bedingungen dafür geprüft werden. «Wir sehen, dass es eine Bandbreite von religiösen Prägungen gibt», sagte der Fraktionschef. 

Ein großes Problem bei den Gesprächen sei, dass der Islam keine verfasste Kirche kenne. «Wir brauchen einen autorisierten Partner», sagte Glück. «Es ist klar, dass nicht der Staat allein interpretieren kann, was Inhalt eines solchen Unterrichts sein würde.» Welche Form der Unterricht haben werde, ob er eher Züge einer religiösen Unterweisung oder eines regulären Religionsunterrichts habe, sei ungeklärt: Die Gespräche seien «ergebnisoffen». 

Mit dem Ausbau des Unterrichts sollten Eltern islamischer Kinder auch eine Alternative zu Koranschulen haben. Hier gebe es manchmal Tendenzen zu einer «Parallelgesellschaft» und einem «Ghetto-Islam». Die CSU-Fraktion setze dagegen auf Integration. In Bayern gehen den Angaben zufolge rund 50.000 Kinder islamischen Glaubens zur Schule. Davon besuchen derzeit rund 10.000 die «islamische religiöse Unterweisung». 

Der Bayerischer Lehrer- und Lehrerinnenverband (BLLV) begrüßte den Antrag der CSU-Fraktion. Religiöse Erziehung sei wesentlicher Bestandteil des Bildungs- und Erziehungsauftrags, teilte der BLLV mit. Daher müssten die öffentlichen Schulen auch religiösen Minderheiten Religionsunterricht als ordentliches Unterrichtsfach anbieten.

Darstellung des Christentums in Schulbüchern islamisch geprägter Länder

Auch moderne Schulbücher werden nicht immer dem Auftrag gerecht, Vorurteile abzubauen und Verständnis zwischen Kulturen zu schaffen, die sich nach wie vor recht fremd gegenüberstehen. Nachdem islamische und christliche Wissenschaftler gemeinsam die Bücher an deutschen Schulen danach durchforscht haben, ob der Islam angemessen behandelt wird, wird nun die entgegengesetzte Blickrichtung nachvollzogen. Die Untersuchungen zur Darstellung des Christentums in Schulbüchern islamisch geprägter Länder unter der Leitung von Prof. Dr. Johannes Lähnemann am Lehrstuhl für Religionspädagogik und Didaktik des Evangelischen Religionsunterrichts der Universität Erlangen-Nürnberg werden seit März 1999 von der DFG gefördert. 

In einer Welt, in der die Völker mit ihren Kulturen und Religionen immer enger zusammenleben müssen, kommt der Erziehung zur Kultur- und Religionsbegegnung ein besonderes Gewicht zu. Gerade die jüngsten Konflike zwischen Völkerschaften, die religiös-kulturell mitbedingt sind, zeigen, daß es für eine Erziehung zur Begegnung und Verständigung noch große Aufgaben gibt, daß Vorurteile, Stereotype und Abwehrhaltungen zugunsten eines besseren gegenseitigen Verstehens abgebaut werden müssen.

Die Schulen sind hierfür neben Familie und Gemeinde der wichtigste Ort, und die Schulbücher stellen innerhalb des Unterrichts das wichtigste Medium dar, um sachgemäße und förderliche Kenntnisse und Vorstellungen zu vermitteln. Auf der anderen Seite können falsche, unzureichende und vorurteilsgeladene Informationen in Schulbüchern problematische Vorstellungen in den Schülern fixieren. Zugleich sind die Schulbücher ein deutlicher Indikator schulbezogener wissenschaftlicher Arbeit sowie des pädagogischen Diskussionstandes eines Landes.

Angesichts der gerade zwischen Christentum und Islam bestehenden Vorbehalte, Vorurteile und Gegnerschaften war das Forschungsprojekt "Der Islam in Schulbüchern der Bundesrepublik Deutschland" ein erster wichtiger Schritt. Unter der Federführung eines muslimischen Wissenschaftlers - Prof. Dr. A. Falaturi - und der Islamischen Wissenschaftlichen Akademie in Köln, sowie des christlichen Religionswissenschaftlers und Religionspädagogen Prof. Dr. Udo Tworuschka beteiligten sich Religionspädagogen, Theologen, Religionswissenschaftler und Fachdidaktiker an dem Projekt, das inzwischen auf alle europäischen Länder ausgeweitet wurde. Dabei wird sowohl geprüft, ob der Islam sachgemäß behandelt wird, als auch, ob er in angemessenem Umfang in den Schulbüchern vorkommt.
 

Verzerrungen beseitigt

Bei der Untersuchung der deutschen Schulbücher wurden - neben vielen guten Bemühungen - Verzerrungen, einseitige, pauschale und verkürzte Darstellungen entdeckt. Diese Beobachtungen wurden gründlich ausgewertet. Die Projektmitarbeiter entwickelten Verbesserungsvorschläge, die sich bei den jüngsten Schulbüchern in Deutschland bereits positiv ausgewirkt haben. Die wichtigsten Ergebnisse wurden in einer Informationsbroschüre für Lehrer zusammengefaßt.

Der Erfolg dieses Projekts legte eine Untersuchung mit umgekehrtem Ansatz nahe, also die Analyse der Darstellung des Christentums in Schulbüchern islamisch geprägter Länder. Die Inititative ging diesmal vom Lehrstuhl für Religionspädagogik und Didaktik des Evangelischen Reliogionsunterrichts an der Universität Erlangen-Nürnberg aus - allerdings von Anfang an ebenfalls in Zusammenarbeit mit islamischen Kollegen und Institutionen. Das Georg-Eckert-Institut für Internationale Schulbuchforschung in Braunschweig beteiligt sich hier ebenso wie an dem vorangegangenen Projekt. 

Über die Nürnberger Foren zur Religions- und Kulturbegegnung in der Erziehung und über die Arbeit der Weltkonferenz der Religionen für den Frieden (World Conferenz on Religion and Peace, WCRP) hat der Lehrstuhl von Prof. Lähnemann Kontakte zu islamischen und christlichen Wissenschaftlern und Pädagogen in verschiedenen islamisch geprägten Ländern geknüpft. Auf dieser Basis soll das Forschungsprojekt aufgebaut werden. 

1994 hat die WCRP die "Peace Education Standing Commission" (PESC), die Ständige Kommission für Friedenserziehung, ins Leben gerufen. Die PESC, mit Sitz in Nürnberg, steht unter dem Vorsitz von Prof. Lähnemann und widmet sich der religiösen und interreligiösen Erziehung, der Erziehung zu gewaltfreier Kommunikation und Konfliktlösung sowie der Umwelterziehung und Erziehung zu sozio-ökonomischer Entwicklung. Sie hält Informationen zu diesem Themenkreis bereit und stellt Ansprechpartner für alle, die in der Friedenserziehung aktiv sind oder werden wollen.

Datum der Mitteilung: 28.09.1999 
Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg
Regensburger Straße 160, 90478 Nürnberg

<<