(entstanden durch Muhammad Abdulwehhab im 19.Jh in Arabien mit Hilfe
der Kolonialmacht der Engländer)
Die Wahhabiten behaupten, sie seien auf dem Weg der Wiederherstellung des Einheitsbekenntnisses und sie würden alle Muslime von der Häresie erretten. Sie behaupten, ferner alle Muslime hätten seit sechs Jahrhunderte in Götzendienst gelebt. Sie verhalten sich, als ob sie die Muslime von der Ungläubigkeit zu retten versucht hätten. Als Beweis führen sie den fünften Vers, der Sure Ahkâf (Das Tal des Sandes), und den 106. Vers, der Sure Yûnus, vor. In Wirklichkeit wurde jedoch in allen Erläuterungen des ehrwürdigen Korans übereinstimmend mitgeteilt, dass diese zwei und noch viele andere ähnliche ehrwürdigen Verse für Götzendiener bestimmt sind. Der erste ehrwürdigen Verse lautet sinngemäß, “Wer ist in größerem Irrtum als der, der außer ALLAH jemand anruft, der ihn nicht erhört am Tag der Auferstehung.” Der zweite Vers lautet, “Und rufe nicht außer ALLAH an, was dir weder nützen noch schaden kann; denn, tust du es, siehe als dann gehörst du zu den Ungerechten.’ Die Wahhâbîten erklären den Bau eines Mausoleums auf einem Grab, für Unglauben und Götzendienst. Die, die dort beten und dienen, die Öllampen anzünden und Almosen für die Seelen der Gestorbenen zu geben geloben, seien Ungläubige. Sie behaupten ferner, dass die Bewohner von Haramejn, (Mekka und Medina) die Kuppeln und Wände anbeten würden. Wenn man ein Mausoleum zum Zwecke der Verzierung oder Zurschaustellung auf einem Grab errichtet, ist dies verboten. Es ist unerwünscht, wenn ein Mausoleum zum Schutze vor der Zerstörung des Grabes gebaut wird. Es ist erlaubt, es zu bauen, um das Grab vor Diebe und vor Vieh zu schützen. Aber es soll nicht als ein Ort für die Besucher in bestimmten Tagen betrachtet werden. Es ist nicht unerwünscht, Tote in einem vorher gebauten Gebäude zu beerdigen. Die ehrwürdigen Gefährten beerdigten den ehrwürdigen Propheten, Friede sei mit Ihm, und seine zwei Kalifen in einem Gebäude. Die Hadîth teilt uns mit, dass die Übereinstimmung der Gefährten des ehrwürdigen Propheten keine Verirrung sein kann. Der große islamische Gelehrte Ibn ’Abidîn schreibt in der Erläuterung für das Buch Dürr-ül-muchtar: “Einige Gelehrte hielten es für unerwünscht, auf die Gräber der frommen Muslime und der Heiligen (Awliya) eine Stoffdecke, Kopfbedeckungen oder, Turbane zu legen. Das Buch Fetâwa-i Hudschdsche erklärt es ebenfalls für unerwünscht, auf die Gräber Stoffdecken zu legen. Aber nach unserer Meinung ist es nicht unerwünscht, sondern erlaubt, um die Größe der Gestorbenen bekannt zu machen, um Beleidigungen zu verhindern und um den Besucher zu rücksichtsvollem Verhalten zu veranlassen. Die nach vier islamischen Quellen nicht verbotenen Tätigkeiten, werden nach der Absicht des Ausführenden gemäß bewertet. Es ist richtig, dass zur Zeit der Gefährten des ehrwürdigen
Propheten auf die Gräber weder Mausoleen noch Sarkophage (aus Holz
oder Stein) errichtet oder Stoffdecken gelegt wurde. Aber keiner widersprach,
als der ehrwürdige Prophet, Friede sei mit Ihm, und seine zwei Kalifen
in einem Gebäude beerdigt wurden. Deswegen und um die Hadîthen
“Tretet nicht auf die Gräber!” und “Seid nicht unehrerbietig zu euren
Verstorbenen!” zu gehorchen und weil sie nicht für verboten erklärt
wurden, dürfen sie nicht als Verirrung bezeichnet werden. Wie in allen
Büchern des islamischen Rechts mitgeteilt wird, ist es notwendig,
gleich nach dem Abschied, d.h. nach dem letzten Umgang der ehrwürdigen
Kaaba beim Pilgern, aus der Moschee Harâm hinauszugehen und so die
ehrwürdige Kaaba zu ehren. Aber die Gefährten des ehrwürdigen
Propheten machten es nicht so. Denn sie achteten die ehrwürdige Kaaba
zu jeder Zeit. Weil die Nachkommenden solche Aufmerksamkeit nicht erweisen,
erklärten die Gelehrten es für notwendig, aus der Moschee rückwärtsgehend
hinauszutreten. Auf diese Weise gaben sie uns die Möglichkeit, uns
wie die Gefährten des ehrwürdigen Propheten nämlich rücksichtsvoll
zu benehmen. So wurde es auch erlaubt, auf die Gräber der Rechtschaffenen
und Heiligen (Awliya) Stoffstücke zu
Der große Gelehrten Abd-ul Ghanî Nabulusî erklärt in seinem Buch Keschf-un-nûr” all dies ausführlich.” Das Buch namens Tenwîr-ul-halekfî imkân-i rü’ye-tin-nebî dschibâren wel-melek (Erscheinung des Propheten und des Engels und Aufklärung der Finsternis) und das Buch Keschf-un-nûr sind zusammengestellt und 1393 (1973 n.Chr.) in Istanbul gedruckt. Das zusammengestellte Buch heißt Minhat-ül-wechbiyye . Es ist arabisch. Das Grabmal nennt man in Arabien Meschhed. In der ehrwürdigen Stadt Medina auf dem Bakî-Friedhof gab es viele Grabmäler. Die Verirrten, Anhänger der Irrlehren, zerstörten sie alle. Kein islamischer Gelehrter erklärte, dass es Unglaube ist, ein Grabmal zu errichten und es zu besuchen. Und niemand zerstörte es. Sie behaupten: “Anbetungen, sind die Teile des islamischen Glaubens. Wenn jemand ein Gebot des Erhabenen nicht hält, wird er ungläubig, obwohl er auch glaubt, dass man dieses Gebot erfüllen muss, z.B. wenn jemand aus Faulheit ein rituelles Gebet nicht verrichtet oder wenn er aus Geiz die rituell vorgeschriebene Armensteuer nicht gibt, wird er ungläubig. Eine solche Person soll getötet werden und ihr Besitz unter den Wahhabiten auf geteilt werden.” Auf Seite 63 des Übersetzungsbuch von den Büchern Milel und Nihal steht im folgenden: (Die Gelehrten der Sunna teilten übereinstimmend mit, dass der Glaube die Anbetungen nicht einschließt. Wer unentbehrliche Pflichten anerkennt, aber nicht erfüllt, weil er faul ist, wird nicht ungläubig. Aber für das Gebetsverrichten gibt es keine derartige Übereinstimmung. Nach der Rechtsschule Hanbelî wird einer, der kein Gebet verrichtet, ungläubig.) [Senaullah pâni-pütî, Friede sei mit ihm, schreibt in seinem Buch Mâ-lâ-büdde (Das Benötigte) folgendermaßen: (Ein Moslem wird deswegen nicht ungläubig, weil er schwere Sünde begeht. Wenn er in die Hölle geführt wird, bleibt er dort kurz oder lang; dann wird er befreit. Im Paradies verweilt er ewig.) In der Rechtsschule Hanbelî nennt man nur denjenigen ungläubig, der kein Gebet verrichtet. Für andere Anbetungen wurde es nicht so geäußert. So sind die Wahhabiten demnach auch keine Hanbeliten. Daß diejenigen, die nicht zu den Anhängern der Sunna gehören, auch keine Hanbeliten sein dürfen, haben wir vorher mitgeteilt. Diejenigen, die nicht zu einer der vier Rechtsschulen gehören, sind keine Anhänger der Sunna. Sie behaupten: “Der, der die Seelen der Propheten oder Heiligen darum bittet, daß sie für ihn Fürsprache einlegen oder der ihre Grabstätte besucht und durch ihre Vermittlung betet, wird ungläubig. Die Gestorbenen haben keine Gefühle.” Wenn der, der an einem Grab betet, ungläubig wäre, hätte der ehrwürdige Prophet, die großen Gelehrten und Heiligen nicht auf diese Weise gebetet. Der ehrwürdige Prophet besuchte gewöhnlich den Bakî-Friedhof in Medina und die Grabstätte der Märtyrer von Uhud, wo er die Gestorbenen grüßte und zu ihnen sprach. Diese Angelegenheiten wurden ebenfalls auf der 485. Seite im Buch Feth ul-Medschid (Eroberung des Ruhms) berichtet. In Seinem Gebet sagte der ehrwürdige Prophet Muhammed, Friede sei mit Ihm, immer, “Allahumme innî es’eluka bî-hakki’s-sâiline ’alejke” (O mein Schöpfer! Um der deren willen, die von Dir wünschen und deren Wünsche angenommen wurde, wünsche ich von Dir!) und er empfahl uns auf diese Weise zu beten. Bei der Beerdigung von Fâtima, der Mutter von ‘Ali, Friede sei mit ihm, sagte er, “Igfir li-ummî Fâtimate binti Esed we wessî’ aleihâ medchalehâ bi hakk? nebijjike we’l-Enbijâi’l-lezîne min kablî inneke erchamu’rrâchimîn” (O mein Schöpfer, vergebe meiner Mutter Fâtima binti Esad die Sünden. Mache den Platz wo sie ruht geräumig! Um deines Propheten und aller Propheten willen, die vor mir kamen, nimm mein Gebet an! Du bist der Barmherzigste aller Mitleidigen.) Eine Hadith, die von Nasâ’î und Tirmizî mitgeteilt wird und von Osman bin Huneif einer der größten unter Ensar (Die Helfer des Propheten in Medina.) überliefert wurde, berichtet, dass der Prophet einem Blinden, der ihn um ein Gebet für seine Heilung bat, befahl, nach der rituellen Waschung ein Gebet von zwei Rekas zu verrichten und darauf dieses Gebet zu rezitieren: “Allahumme innî es’eluke we etewadschdschahu ileike bi-Nebischschike Muhammedî’n-Nabischschi’r-Rahme, ja Muhammada innî etawadschdschahu bike ilâ Rabbi fî hâdscheti chazihî li-takdischa-lî Allâhumme schaffi’hu fijje”. Um den Propheten als Vermittler einzusetzen rezitierten Seine Gefährten oft dieses Gebet. Im zweiten Band des Buches Eschi’at ul-leme’at (Lichter des Glanzes) und im Buch Hisn-ul Hasin (Unerreichbare Festung) steht dieses Gebet geschrieben. Im zweiten Buch wurde es erläutert als “Ich wende mich zu Dir mit der Vermittelung deines Propheten.” Wie diese Gebete zeigen, ist es erlaubt, durch die Vermittelung, von
den Geliebten ALLAHs des Erhabenen anzubeten und etwas zu erbitten.
Obwohl Schaikh ’Ali Mahfûz (gest. 1361 (1942), einer der größten
Gelehrten von Dschâmi-ul Ezher (Al Azhar)in seinem im Jahre 1375
(1956) herausgegebenen Buch El-ibdâ (Hervorbringen), Ibn Teymiyye
und ’Abduh sehr lobte, schreibt er “Es ist nicht richtig, zu behaupten,
dass die Heiligen, Friede sei mit ihnen allen, nach ihrem Tode sich mit
Angelegenheiten dieser Welt beschäftigen, z.B. Kranke heilen oder
|
Muhammad ibn Abd al-Wahhab
(* 1703, † 1792) (arabisch: ???? ?? ??? ??????) (mit vollem arabischen
Namen: Muhammad Ibn Abdul Wahhab Ibn Sulaiman Ibn Ali Ibn Muhammad Ibn
Ahmad Ibn Raschid al-Tamim) war der Begründer des so genannten Wahhabismus,
einer besonders strengen Form des sunnitischen Islams hanbalitischer Richtung.
Muhammad wurde als Sohn eines Richters in Aiyaina im Nadschd geboren. Schon früh unternahm er eine erste Pilgerreise nach Mekka, der sich Studienaufenthalte in Medina und Basra anschlossen. In Basra begann er auch zu predigen, wobei er sich gegen die Anbetung von pseudereligiösen Symbolen wie Steine und Bäume, die Missachtung der Regeln des Korans sowie Ausschweifungen der Bevölkerung richtete. So verdammte er auch berauschende Getränke, Tabak, Tanz, Musik und jeglichen Luxus. Dabei fußten die Ansichten Muhammads vor allem auf der Lehre der Hanbaliten. In Basra machte er sich durch seine Ermahnungen bald unbeliebt und wurde aus der Stadt verbannt. Er zog sich in seinen Geburtsort Aiyaina zurück, wo er seine Anhänger um sich sammelte und auch Unterstützung beim örtlichen Emir gewann. Dieser musste aber Muhammad auf Druck der mächtigen Banu Khaled von al-Hasa ausweisen. Muhammad ließ sich nun in Dariya nieder, wo er vom Emir Muhammad ibn Saud aufgenommen wurde (1745). Letztere unterstützte in der Folgezeit die Verbreitung des Wahhabismus unter den Beduinen Arabiens, wobei die militärische Unterwerfung des Nadschd und die Bekehrung der Stämme zur Lehre der Wahhabiten Hand in Hand gingen. Durch die Verbindung von Glauben und Macht wurde die Dynastie der Saud religiös legitimiert. Ibn Abd al-Wahhab war durch die Heirat mit einer Tochter von Muhammad ibn Saud mit den Saud auch verwandt. Am 20. 7. 1792 starb Muhammad ibn Abd al-Wahhab. Seine Nachkommen besetzen bis in die Gegenwart bedeutende religiöse Ämter in Saudi-Arabien. Die radikale Auslegung des Islam durch Ibn Abd al-Wahhab gewinnt heute von Saudi-Arabien ausgehend zunehmend Einfluss auf die gesamte sunnitische Welt.
Die Begriffe Wahhabiya bzw. Wahhabiten sind deshalb keine Selbstbezeichnung, sondern Kampfbegriffe ihrer Gegner, oder sie dienen der Einordnung der Bewegung aus der Sicht Außenstehender. Sie selbst bezeichnen sich einfach als Muslime - in dem Verständnis, den Islam schlechthin zu repräsentieren - oder mit Synonymen von ähnlich allgemeinem Anspruch (ahl as sunna, muwahhidun). Die Anhänger der Theologie Ibn Abd al-Wahhabs sehen sich innerhalb der muslimischen Gemeinschaft von vielen Seiten dem Vorwurf ausgesetzt, gegenüber anderen Auffassungen der islamischen Lehre äußerst intolerant zu sein und ihr eigenes Verständnis des Islam mit Gewalt gegen andere Muslime durchzusetzen. Anhänger der Bewegung sehen darin dagegen den legitimen Kampf (Dschihad) gegen Ungläubige, die nur dem Namen nach Muslime seien, und gegen Abtrünnige vom Islam. Die Salafiya genannte Richtung des Islams hat viele Berührungspunkte mit den Wahhabiten, versucht jedoch so viele Muslime wie möglich zu integrieren. Der Wahhabismus lehnt den Sufismus und die islamische Philosophie, die ihnen vom alten Griechenland beeinflusst und damit als verunreinigt gilt, in jeder Form ab. Die meisten Wahhabiten gibt es in Saudi-Arabien. Sie stellen dort mit
73% der Bevölkerung die größte religiöse Gruppe dar.
Muhammad b. Abd al-Wahhab stammte aus der Oasenstadt Uyaina im Nadschd. Er studierte u.a. in Bagdad. Im Gegensatz zu den Sunniten lehnte Ibn Abd al-Wahhab es ab, die Aussagen des islamischen Rechts, die aus dem Koran und der Überlieferung vom Lebenswandel des Propheten (Hadith) ableitbar waren, fortzuentwickeln und mit Hilfe von Analogieschlüssen veränderten Zeiten und Umständen anzupassen. Die möglichst wortgetreue Umsetzung der islamischen Quellen hatte für ihn Vorrang vor der Frage nach der zugrundeliegenden Absicht (niya) der Rechtssätze, die Spielraum für zeitgemäße Veränderungen des Rechts gegeben hätte. Ibn Abd al-Wahhab fasste seine Lehren im Buch der Einzigartigkeit (Gottes) (arabisch kitab at-tauhid) zusammen, das den tauhid - das Bekenntnis, dass es nur einen Gott gibt und nichts und niemand ihm gleichkommt - in den Mittelpunkt der Lehre stellte. Die Anrufung von Heiligen als Mittlergestalten zwischen Gott und den Menschen lehnte Ibn Abd al-Wahhab scharf ab, da es dem Prinzip der absoluten Einzigartikeit und Erhabenheit Gottes zuwiderlaufe und ein nicht auf Gott, sondern auf Menschen gerichteter Kult sei. Ehrbezeugungen an Heiligengräbern und volkstümliche Praktiken wie das Schreiben von Wunschzetteln und ihr Anhängen an Bäumen galten Ibn Abd al-Wahhab als Unglaube und Heidentum (kufr). Die Wahhabiten stellen die Dogmatik (aqida) in den Mittelpunkt ihrer Lehre und nicht das islamische Recht (fiqh) wie andere extrem konservative Richtungen des Islams. Die Anhänger der Lehre Ibn Abd al-Wahhabs betrachten sich selbst nicht als eine Strömung unter vielen, sondern als Muslime schlechthin. Als Wahhabiten - also als Sondergruppe, die nach ihrem "Gründer" benannt ist - werden sie nur von ihren Gegnern bezeichnet. Sie selbst sprechen von sich als muwahhidun - als Bekenner des tauhid, der Einzigartigkeit Gottes - oder einfach als Muslime. Glaubensauffassungen, die mit den ihren nicht vereinbar sind, erscheinen ihnen deshalb schnell als unislamisch, was ihnen in der Gesamtheit der muslimischen Gemeinschaft den Ruf der Intoleranz und des sektiererischen Fanantismus eingebracht hat. In der Tat ist der bewaffnete und offensive Dschihad ein wichtiges Element der wahhabitischen Lehre. Die enge Auslegung dessen, was als islamisch gelten darf, traf am härtesten den Sufismus (die islamische Mystik) mit ihrer Heiligenverehrung und die Schia mit ihrer Verehrung der schiitischen Imame. Die Wahhabiten versagen nicht nur anderen Muslimen die Anerkennung,
sondern sie bekämpfen sie auch militärisch als Ungläubige
(kafirun) oder Abtrünnige (murtaddun), die von der Lehre des Islam
abgefallen sind - was nach islamischem Recht mit dem Tode zu bestrafen
ist. So kam es z.B. 1802 nach der Einnahme Kerbalas durch die Wahhabiten
zu einem Massaker an der schiitischen Bevölkerung; auch die Schreine
der Stadt wurden zerstört. 1924 richteten Wahhabiten unter der Bevölkerung
von Taif (im heutigen Saudi-Arabien) ein Blutbad an, da sie sie nicht als
Muslime ansahen. Diese militante Haltung findet heute u.a. ihr Echo in
den Verlautbarungen Abu Mus'ab az-Zarqawis und seinen Aufrufen zur rückhaltlosen
Bekämpfung der schiitischen "Abtrünnigen" im Irak, mit denen
sich eine blutige Welle von Anschlägen gegen zivile schiitische Ziele
verbindet.
Entstehung und Zerfall des ersten Wahhabitenreichs Muhammad ibn Abd al-Wahhab begann seine Missionierung 1731. 1740 begann er in Huraimala nahe Riad seine puritanischen Glaubenssätze zur Reinigung des Islam zu verkünden. Es gelang ihm, den Emir von Diraja, Muhammad ibn Saud, und dessen Sohn Abdulaziz für seine Lehren zu gewinnen. Die Saudis verfolgten das Ziel, die Einigung der Stämme Arabiens auf der Grundlage des wahhabitischen Glaubens unter ihrer Oberhoheit gewaltsam herbeizuführen. Der Puritanismus des wahhabitischen Glaubens entsprach der bescheidenen Lebensführung der einfachen Menschen in der kargen Landschaft Zentralarabiens, die die Verbreitung seiner Lehren unterstützten. 1744 kam es zum Abschluss eines Vertrages, nach dem sich Abd al-Wahhab die religiöse und Ibn Saud die militärische Führung im "Heiligen Krieg" der Wahhabiten teilten. Bis 1786 eroberten die Saudis den gesamten Nadschd und begründeten damit das erste Reich der Saud-Dynastie. Der Nadschd stand damals nur theoretisch unter osmanischer Oberherrschaft, tatsächlich hatten die Osmanen im Nadschd keinerlei Macht. Muhammad ibn Abd al-Wahhab gewann durch die Eroberungstätigkeit der al-Saud und durch Missionierung immer mehr Zulauf. Die Wahhabiten eroberten Mekka und Medina, um dann dort ihre Version des Islams durchzusetzen. Dem Emir von Hedschas, Masud b. Said, gelang die Rückeroberung Mekkas und Medinas. Er trieb die Wahhabiten zurück in den Nadschd. Aber der Sieg war nur vorübergehend. Muhammad ibn Abd al-Wahhab erklärte eine Fatwa gegen die beiden Heiligen Moscheen, obwohl die Orte im Koran als "unantastbar" bezeichnet werden. Und wieder blockierten sie die Pilgerwege nach Mekka. Bereits 1803 wurden sie wieder von den Prinzen Scharif Ghalib und Scharif Pascha vertrieben. Aber 1805 kehrten sie erneut zurück und zerstörten Mekka und Medina. Sie schändeten alle Frauen, verkauften ihre Kinder in die Sklaverei und schlachteten grausam alle Männer, ob alt oder jung. Dann setzten sie Prinz Mubarak bin Madya als Machthaber in Medina ein. Die Regentschaft über die beiden Heiligtümer dauerte sieben Jahre lang an. Sie hielten die Pilger aus Syrien und Ägypten davon ab, die Heiligtümer zu besuchen, da sie "Ungläubige" seien. 1811 sandte der osmanische Sultan den Herrscher von Ägypten, Muhammed
Ali, der nominell ägyptischer Gouverneur der Osmanen war, aus, um
die Wahhabiten zu bekämpfen und die beiden heiligen Stätten Mekka
und Medina wieder unter die Oberherrschaft der Ägypter und damit der
Osmanen bringen. Er eroberte erst Medina, danach Mekka und schließlich
Ta’if. Aufgrund der Erfahrungen aus der Vergangenheit ließ Muhammed
Ali eine Armee unter seinem Sohn Ibrahim Pascha 1816 nach Nadschd einmarschieren.
Mit seinem Gegner Abdullah bin Saud, Prinz von Dariya, lieferte er sich
viele Schlachten. 1818 wurde er endgültig besiegt.
Das zweite Reich der Wahhabiten
Das dritte Reich der Wahhabiten
Wahhabiten heute
Zu nennen ist die der Salafiya nahestehende Muslimbruderschaft in Ägypten, die von Saudi-Arabien als Gegengewicht zum säkularen Staat Nassers begünstigt wurde. Aus ihr gingen später unter anderem die Islamische Heilspartei und die Islamische Bewegung in Kurdistan sowie die Palästinenserorganisation Hamas als Nachfolgegruppierung des in den 40er Jahren entstandenen palästinensischen Ablegers hervor, der ebenfalls enge Kontakte zur saudischen Theokratie nachgesagt werden. Die Bezeichnung „Wahhabiten“ wird in Russland, besonders auf dem Kaukasus,
für islamische Fundamentalisten gebraucht, die – häufig aus dem
arabischen Ausland kommend – einen von lokalen Bräuchen gereinigten
Islam predigen. In der Zeit der Zerstörung und Orientierungslosigkeit
nach dem Ersten Tschetschenienkrieg 1994-1996 gelang es ihnen, viele –
besonders junge – Leute in Dagestan und Tschetschenien für sich zu
gewinnen. Prominente Rebellenführer wie Schamil Bassajew schlossen
sich den Wahhabiten an und sind verantwortlich für Aktionen wie die
Geiselnahme von Beslan. Im Konflikt zwischen Aslan Alijewitsch Mashadow
und Achmad Kadyrow ging es auch darum, wie man den Wahhabiten begegnen
sollte.
Wahhabiten in Saudi-Arabien heute
Als Hochburgen der Wahhabiten im heutigen Saudi-Arabien gelten Riad und Buraida. Insbesondere in den südlichen Altstadtvierteln, die von armen Einwanderern aus Pakistan und Afghanistan dominiert werden, ist der Einfluss groß. Eine der Eigenheiten des saudischen Systems, die sich aus der Erhebung der wahhabitischen Lehre zur Staatsdoktrin ergibt, sind die Mutawas, die Religionspolizei. Mutawas sind - neben der regulären Polizei - Wächter, die die Einhaltung sittlicher Normen in der Öffentlichkeit kontrollieren sollen. Ungewöhnlich ist ferner, dass während des Freitaggebetes die Predigt auf sehr laut gestellt wird, so dass das gesamte Umfeld der Moschee beschallt wird. Dabei ist antiwestliche Propaganda nicht selten. Die dem Islam widersprechende Lebensweise einer Reihe von Mitgliedern des Saudischen Königshauses polarisiert die Gesellschaft. Kommentatoren halten einen religiös motivierten Staatsstreich durch fundamentalistische Geistliche für denkbar.
Abd al-Aziz ibn Muhammad (??? ?????? ?? ????)? (*1721, † 1803), Imam der Wahabiten (1765-1803) Abd al-Aziz ibn Muhammad al-Saud wurde schon zu Lebzeiten seines Vaters Muhammad ibn Saud (1726-1765) zum Thronfolger bestimmt und von Muhammad ibn Abd al-Wahhab bestätigt. Nachdem er sich schon als Feldherr einen Namen gemacht hatte, konnte er 1765 ohne Probleme die Herrschaft übernehmen. Er setzte die militärische und friedliche Bekehrung der Beduinenstämme für die Lehre der Wahabiten weiter fort. Ein erster wichtiger Erfolg war die Unterwerfung des Emirats von Riad, dass 27 Jahre erfolgreich Widerstand geleistet hatte (1773). In den folgenden Jahren wurden die Beduinen Zentralarabiens in einem ununterbrochenen Kleinkrieg unterworfen. Bis 1800 waren al-Hasa, Bahrain und die Stämme von Katar sowie der Piratenküste unterworfen worden. Feldzüge der osmanischen Paschas von Bagdad nach al-Hasa blieben erfolglos. 1802 wurde von den Wahabiten sogar Kerbala im Irak erobert und geplündert, wobei das Grab von Hussain, eines der bedeutendsten schiitischen Heiligtümer zerstört wurde. Nachdem es 1771 und 1790 Religionsgespräche zwischen den Scherifen von Mekka und den Wahabiten erfolglos geblieben waren, weiteten sich seit 1795 die Kämpfe im Hedschas aus. Nach der Niederlage von Kumrah (1798) musste Scherif Ghaleb zunächst Frieden schließen. Allerdings brach Abd al-Aziz 1801 den Frieden eroberte Taif und besetzte Mekka. Dschidda konnte von den Wahabiten allerdings nicht erobert werden. Am 02.10.1803 wurde Abd al-Aziz I. in Mekka beim Gebet in der Moschee von einem Schiiten ermordet. Nachfolger wurde Saud I. ibn Abd al-Aziz (1803-1814).
Die Dynastie der Saud ist eine arabische Dynastie auf der Arabischen Halbinsel seit etwa 1735. Die Ursprünge der Saud-Dynastie lassen sich bis ins 15. Jahrhundert zurückverfolgen. 1446 wurde der aus der ostarabischen Oase Katif stammende Mani al-Muraidi im Nadschd mit zwei Dörfern belehnt und gründete Dariya südwestlich von Riad. Schon um 1500 wurde der Wadi Hanifa kontrolliert und regierten die Sauds eines der bedeutendsten Fürstentümer in Zentralarabien. Allerdings gab es andauernde Machtkämpfe innerhalb des Clans, die erst nach 1735 unter Muhammad ibn Saud beigelegt werden konnten. Muhammad ibn Saud (1735-1765) schloss 1744 in Diri`ya (heute ein Vorort von Riad) ein Bündnis mit Muhammad ibn Abd al-Wahhab dem Begründer des Wahabismus. Ibn Saud versprach in seinem künftigem Reich die wahabitische Interpretation von Koran und Sunna als alleingültige durchzusetzen, hingegen ibn Abd al-Wahhab zusicherte, den Herrschaftsanspruch des saudischen Herrschers religiös zu legitimieren. Durch diese bis heute bestehende Verbindung der Verbreitung des ((für die Wahabiten)) wahren Islams und den Machtinteressen der Saud-Familie begann die Vereinigung des Nadschd mit der Unterwerfung der Beduinenstämme. Bald nach der Vereinigung der Stämme begannen Feldzüge gegen die Randgebiete der arabischen Halbinsel. Als aber 1803 Mekka und Medina unterworfen wurden, beauftragte der osmanische Sultan die Ägypter unter Muhammad Ali Pascha mit der Vertreibung der Wahabiten. Zwischen 1811 und 1818 wurden die Wahabiten von den Ägyptern besiegt und das erste Reich der Saud in Arabien zerschlagen. Allerdings begann schon Turki as-Saud (1820-1834) mit der Reorganisation des Reiches in Arabien. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts verstärkten sich aber die Familienfehden, so dass die Sauds 1884 durch den Stamm der Schammar unter Muhammad ibn Rashid (1869-1897) gestürzt und nach Kuwait ins Exil vertrieben wurden. In den folgenden Jahren war nun Hail in Nordarabien das Zentrum der Wahabiten. Erst 1902 eroberte Abd al-Aziz ibn Saud (1880-1953) Riad und den Nadschd zurück. Nach der Anerkennung der Saudis durch Britannien (1915) konnte er nach dem 1. Weltkrieg die Vereinigung der Beduinen im zentralen Arabien abschließen. So wurden die Schammar 1921 unterworfen, 1924 Hussain I. ibn Ali im Hedschas besiegt und Mekka und Medina besetzt. Am 23.09.1932 wurde das Königreich Saudi-Arabien proklamiert. Mit der Entdeckung großer Erdölvorkommen 1938 begann eine schnelle wirtschaftliche Entwicklung des Landes. Nachfolger Saud ibn Abd al-Aziz (1953-1964) überließ die Regierung weitgehend seinem Bruder Faisal ibn Abd al-Aziz (1964-1975). In den Sechziger Jahren kam es zu verstärkten Spannungen zwischen dem konservativen Saudi-Arabien und dem republikanischen Ägypten unter Nasser. So unterstützten beide Staaten im jemenitischen Bürgerkrieg (1962-1967) die Royalisten bzw. die Republikaner. 1960 wurde mit dem Iran, Irak, Kuwait und Venezuela die OPEC gegründet,
um die Stabilität des Ölpreises zu sichern. Als 1973 diese Organisation
den Ölpreis anhob, führte dies zur Ölkrise und zu erheblichen
wirtschaftlichen Problemen der westlichen Industrieländer. Nach der
Ermordung von Faisal wurde Chalid ibn Abd al-Aziz König (1975-1982),
wobei die Regierung aber von Fahd ibn Abd al-Aziz (1982-2005) geführt
wurde. Unter ihm wurden 1977 die Erdöl- und Erdgasfirmen in Saudi-Arabien
verstaatlicht. Seit einigen Jahren wird die Dynastie der Saud wegen ihrer
außenpolitischen Anlehnung an den Westen, besonders die USA, von
radikalen Islamisten angegriffen. So häufen sich seit einigen Jahren
Terroranschläge gegen ausländische Einrichtungen in Saudi-Arabien.
Imame der Wahabiten Der muslimische Fundamentalismus ist jedoch viel älter und auf ibn Taimiya (1263-1327) zurückzuführen. Er trägt einen anderen Namen, nämlich der salafiya, und dieser Name verrät gleich, welche Grundlagen wiederbelebt werden sollen, und zwar sind dies die Grundlagen nach welcher sich die frommen alten Vorgängern, as-salf al-sâleh gerichtet haben. Wie ist dieser ältere Begriff entstanden? Er hatte zunächst keine antichristliche Tendenz, denn nicht die Kreuzritter, die sich seit zwei Jahrhunderten an die schmale Mittelmeerküste klammerten, stellten die ernsthafte Gefahr für die Muslime dar. Im Laufe der Zeit hatte sich hier eine Art Koexistenz entwickelt. Die Gefahr ging vielmehr von dem Mongolensturm aus, vor welchem der Schöpfer des Begriffs salafiya, ibn Taimiya als Kind in Begleitung seiner Eltern von seinem Geburtsort Harran nach Damaskus flüchten musste. Die Gefahr ging nicht von den Kreuzrittern, sondern von dem Mongolensturm aus, der 1258 die Reichsstadt Bagdad zerstörte und das 500 Jahre alte abbasidische Kalifat beendete In seiner Lebzeit sah er die Kreuzritter verschwinden, ihre letzte Festung Akko fiel am 18. Mai 1291, die heute gängige Stilisierung ihrer Herrschaft als Bedrohung für den Islam ist ein Phänomen der Kolonialzeit im 19. Jh. Anders die Mongolen. Sie hatten vor seiner Geburt die Reichsstadt Bagdad 1258 zerstört und das 500 Jahre alte abbasidische Kalifat (749-1258) beendet. Sie drohten das ganze islamische Staatswesen zu vernichten. In Anbetracht des drohenden Untergangs wollte ibn Taimiya den Zusammenhalt der Muslime fördern und den Staat stärken.
Der Begriff enstand also als eine Verteidigungsreaktion? Ja. Zur Überwindung der um sich greifenden Dekadenz sollte die Rückkehr zu den Fundamenten der Religion, dem Kuran und der Sunna und der Lehre der frommen Vorgänger, al-salaf al-saleh dienen. Dafür war die Überwindung der Lehre der Rechtsschulen notwendig, was die Ersetzung der Nachahmung (taqlîd) durch die geistige Anstrengung (Ijtihad) in Rechtsfragen bedeutete, und die Reinigung des Glaubens von Aberglauben und Irrlehren, verkörpert in der Praxis der Sufiorden, sowie der exzessiven Anwendung der Vernunft (Ra’y) in der Rechtsauslegung. Es gelten nur die Heiligen Texte wortwörtlich und anstatt Interpretation (ta’wîl) gilt nur die Übernahme des Alten (naql). Die Lehre ibn Taimiyas wurde bekämpft, weil er zugleich das Establishment der Ulema und die Scheichs der Sufiorden angegriffen hat. Beide sorgten dafür, dass er lange Zeit seines Lebens im Gefängnis verbrachte. Zur Geltung kam seine Lehre erst in den modernen Zeiten durch Mohammad ibn Abdel Wahab, der Gründer des Wahabismus.
Das geschah erst rund vierhundert Jahre später?
Ja. Der Wahabismus ist eine Reaktion auf einerseits die Herrschaft der Stämme in Arabien, die in Wirklichkeit nie richtig islamisiert waren und die eher nach ihren Stammesregeln und Gewohnheitsrecht lebten, und anderseits auf die Herrschaft der Osmanen, die sich von der Lehre der frommen Vorgänger des Frühislam, as-salafu as-sâleh, weit entfernt hatten. Der Wahabismus ist eine Reaktion auf die Herrschaft der Stämme in Arabien, die nie richtig islamisiert waren und auf die Herrschaft der Osmanen, die sich von der Lehre der frommen Vorgänger weit entfernt hatten Muhammad Ibn Abd al-Wahhab (1703-1792), der der sunnitischen Rechtsschule der Hanbaliten angehört, wollte in Arabien den Islam reformieren und predigte die Rückkehr zum wahren Islam der Vorgänger (salaf). Dies ist der reine Monotheismus (tawhîd), der nur die Anbetung Gottes duldet. Er verurteilte deshalb alle anderen Formen der Verehrung von Heiligen, Schreinen und Grabstätten. Er lehnte die Anwendung der Ratio für die Qoranexegese ab. Es galt für ihn nur der literalistische Sinn des Textes, und insoweit hat er den Weg zur Erneuerung des Islam verbaut. Der wahre Islam ist in der Praxis der Salaf zu finden, alles was später dazu gekommen ist, wie der Mystizismus, der Asketismus, die Bruderschaften und die Rituale, die nicht im Koran vorgeschrieben sind, betrachtet ibn abdel-wahab als verwerfliche Erneuerungen (bida'), die beseitigt werden müssen. Er folgt damit seinem Lehrmeister Ibn Taymiya… Ibn Taymiya predigte in seiner Zeit auch die Rückkehr zum Salaf und bekämpfte die Erneuerungen (bida'). Insoweit war der Wahabismus puritanistisch. Sein Rigorismus war extrem, Muslime waren nur diejenigen, die seiner Lehre folgten, alle anderen sind Ungläubige und müssen bekämpft werden. Damit hat er zwei Kategorien eingeführt, die bei den späteren Islamisten verheerende Auswirkungen haben werden: den Takfir (Abfall vom Islam) der anderen Muslime und die Pflicht des Djihad (heiliger Krieg). Das Bündnis Ibn abdel-wahabs mit einem Stammesführer, Muhammad ibn Saud, im Jahre 1745 verlieh der Bewegung der Wahabiten die notwendige Schlagkraft für die Unterwerfung der Stämme. Die Wahabiten erklärten ihnen den heiligen Krieg. 1773 eroberten sie Riad und gründeten einen islamischen Staat, in dem die Menschen ganz nach den Geboten der gereinigten Scharia ein puritanistisches, pietistisches Leben führen konnten. Man ging so weit Musik und Tabak zu verbieten. Gab es parallele Entwicklungen in anderen Teilen der Erde? Mit dem Zerfall der islamischen bzw. dem Zuwachs der britischen Herrschaft
auf dem indischen Subkontinent entwickelten sich auch hier sogenannte Erneuerungsbewegungen
mit ähnlichen Zielen wie die der Wahabiten Arabiens. Sie wollten einerseits
islamisches religiöses Leben durch die Ausrottung der vom Hinduismus
ererbten Bräuche und Rituale stärken und anderseits eine klare
Darstellung des islamischen Rechtes, damit dieser das Leben besser und
straffer begleiten kann. Ähnlich den Wahabiten
entwickelten sich auf dem indischen Subkontinent
Erneuerungsbewegungen, die islamisches Leben durch
die Ausrottung hinduistischer Bräuche stärken und
durch
Hauptfigur der Bewegung ist Schah Waliullah (1703-1763), ein Zeitgenosse Ibn abdel wahabs (1703-1792). Er war der erste Islamreformer, der die Gefahren des westlichen Modernismus für den Islam begriffen hat, und war Zeuge des Verfalles des Mogulreiches (1526-1857). Er predigte den Djihad und lehrte, dass die politische und militärische Herrschaft der Muslime um jeden Preis erhalten bleiben muss. Seine Ideen wurden später von der Bewegung der Mugahidin (Gotteskrieger) übernommen, die unter der Leitung ihrers Führers Sayyid Ahmed Brelwi (1786-1831), eines ausgewiesenen Wahabiten, sich noch intensiver und deutlicher für die Erhaltung der muslimischen Gemeinschaft in Indien und die Bekämpfung aller hinduistischen Einflüsse im privaten und sozialen Leben der Muslime einsetzte. Er ging soweit, die politische Spaltung von den Hindus zu betreiben und gründete in der Tat ein theokratisches Fürstentum, das 1831 von den Sikhs überrannt wurde, wobei er sein Leben verlor. Auch in Afrika gab es vergleichbare Entwicklungen? Die sogenannten theokratischen Staaten Westafrikas sind ganz ähnlich
einzuordnen. Auch sie können als Versuche angesehen werden "Inseln
einer neuen Ordnung inmitten der Unordnung zu schaffen", wie Montgomery
Watt schreibt. Wobei die Unordnung hier hauptsächlich auf die Ankunft
europäischer Händler an der Küste und den ansteigenden Sklavenhandel
zurückzuführen ist. Im 18. Jh. erschienen, noch vor den Wahabiten
Arabiens, Djihadi-Bewegungen in Westafrika, die zentralistische islamische
Staaten errichteten. Das Imamat von Timbo in Futa Jalon (Senegal/Gambia)
ist der erste durch Djihad errichtete islamische Staat (1728). Der Djihad
war gegen Nichtmuslime gerichtet. Unter der Herrschaft Ibrahim Soris (1751-1791)
entpuppte sich aber der aggressive heilige Krieg gegen die Nachbarländer
als nichts anders als eine organisierte Sklavenversorgung.
Unter der Herrschaft Ibrahim Soris entpuppte
sich der aggressive heilige Krieg Sambias/Senegals
Diese innerafrikanischen Auseinandersetzungen hatten also ein religiöses Motiv? Durchaus. Die Djihad-Bewegungen erreichten einen Höhepunkt im Jahre 1804, als Shehu Usuman dan Fodio nach dem Vorbild Ibn abdel-Wahabs gegen andere Hausa-Muslime in heutigen Nigeria rebellierte. Er deklarierte sie als Ungläubige und erklärte ihnen den heiligen Krieg. Anders als die früheren Imamate hatte die Bewegung von Shehu Usuman wahabitische puritanische Züge. Im Jahre 1808 gründete er ein Fulani-Kalifat in Sokoto (Nigeria), das hundert Jahre später 1903 von den Briten annektiert wurde. Shehu Ahmadu Lobbo (1775-1844) war von der Lehre dan Fodios beeinflusst und hatte die gleiche fundamentalistische Einstellung. Er erklärte 1818 den heidnischen Fulani und Bambara den heiligen Krieg und errichtete in Macina (Mali) einen theokratischen Staat, der 1862 von Hajj Umar besiegt wurde. Hajj Umar (ca. 1794/1796-1864) begann seinen Djihad im Jahre 1852 gegen die Heiden in Segu und Karta, um 1862 den Staat Macina zu überrennen. 1891 eroberten die Franzosen sein Reich. Alle diese islamischen Staaten haben mit der Einführung der Scharia als Herrschaftssystem die Islamisierung ihrer Gesellschaften vorangetrieben. Moscheen und Koranschulen wurden überall errichtet. Die Imame übernahmen die religiösen, die juristischen und nicht selten die politischen Funktionen in den Dörfern. Die Einkünfte der Staaten im 19. Jh. stammten weniger aus dem Sklavenhandel als aus der religiösen Almosensteuer, des zaqât, was auf eine fortgeschrittene Islamisierung der heidnischen Bevölkerung hinweist. Letztendlich erweiterten die Djihad-Bewegungen das Herrschaftsgebiet des Islam beträchtlich. Merkantilismus und industrielle Revolution verstärkten das Gewicht Europas und damit seine Stellung gegenüber dem Islam jedoch beträchtlich. Nun, der jahrhundertealte feste Glauben an die Überlegenheit des Dar al Islam (Gebiet des Islam) zerschellte an den Mauern von Wien 1683 und die verheerende Niederlage der osmanischen Armeen in der russischen Steppe überzeugte die Osmanen nach dem Friedensvertrag von Kuchuk Kainarji 1774 von der Notwendigkeit von Reformen nach dem europäischen Muster. Sie begannen mit der Übernahme der Technik, dann der militärischen Organisation und schließlich führten sie im 19. Jahrhundert wirtschaftliche und politische Reformen, genannt Tanzimat, nach dem europäischen Vorbild durch und verwandelten ihr zerfallendes Reich in einen zentralistischen Nationalstaat. Selbst die Ideologie des Nationalismus wurde übernommen. Die Einführung des europäischen Rechtes verdrängte allmählich die Scharia, bis sie von Atatürk1926 endgültig abgeschafft wurde. Das sind eher äußerliche Veränderungen. Entstanden auch inhaltlich neue Konzepte? Neben dem aufgeklärten Beamtentum und den Nationalisten wirkte
eine Gruppe von religiösen Gelehrten auch zugunsten des Nationalstaates.
Das sind die Islamreformer der Nahda (Renaissance) um die Scheichs Gamal
ad-din al-Afghani (1838-1897) und Mohammed Abdu (1849-1905). Sie wehrten
sich gegen den modernen Säkularismus der Nationalisten, aber auch
gegen die islamische Tradition, die im Laufe der Jahrhunderte die Religion
korrumpiert hatte. Sie wollten zum wahren Islam bzw. zu den Quellen zurückkehren.
Insoweit waren sie formell Fundamentalisten wie die Wahabiten, aber nur
formell, weil sie inhaltlich eine ganz andere Position vertraten.
Die Islamreformer der Nahda wehrten sich gegen den modernen
Säkularismus, glaubten aber einen modernen demokratischen Staat auf
der
Sie haben sich jedoch nicht durchsetzen können? Die Bemühungen um einen modernen Nationalstaat in den islamischen Ländern waren in der Türkei erfolgreich, wo der erste laizistische Nationalstaat auf islamischen Boden 1924 errichtet wurde. Im selben Jahr legten die Wahabiten mit der Eroberung des Hidjaz den Grundstein für die Errichtung des ersten islamischen Staates 1932 in Saudiarabien. Alle anderen islamischen Länder standen unter der Direktherrschaft der Europäer. In der Kolonialzeit haben liberale nationale Eliten ihre Länder auf den Weg der Unabhängigkeit geführt und Nationalstaaten gebildet, die zu schwach waren, um unter imperialistischen Verhältnissen zu bestehen. So entwickelten sich pannationalistische Bewegungen wie der Panarabismus, der Nasserismus und der Baathismus mit sozialistischer Färbung sowjetischer Prägung, um ihren Völkern den Wohlstand zu bringen. Sie mündeten aber alle in autoritären bis diktatorischen Regimen. Liberalismus, Nationalismus und Sozialismus haben es nicht geschafft den Völkern Wohlstand, Gerechtigkeit und Rechtssicherheit zu bringen. Im Gegenteil, mit der Perfektionierung der Unterdrückung ihrer eigenen Völker zwecks ungezügelter Ausbeutung haben die Herrschenden ab den 70er Jahren das Volk in die Arme der Islamisten getrieben. Mit der islamischen Revolution im Iran 1979 erzielten die Islamisten einen entscheidenden Sieg. Seitdem spricht man von der islamischen Erweckung. Was geschah mit der Reformbewegung der Nahda? Im Jahre 1924 hat Atatürk das Kalifat abgeschafft. Die Nahda, deren Absicht die Versöhnung des Islam mit der Moderne war, spaltete sich in eine säkulare und eine salafitische Strömung. Die Säkularen plädierten für eine weitere Reformierung des Islam bis zur Trennung von Staat und Religion. Ihre Leitfigur war der ägyptische Scheich Ali Abdel-Razeq (1888-1966), der in seinem 1925 erschienenen Buch „Islam und die Grundlagen der Herrschaft“ den Säkularismus islamisch zu begründen versuchte. Die Salafiten dagegen vertraten mit ihrer Leitfigur Scheich Raschid Rida einen hanbalitischen Fundamentalismus und traten für die Wiederherstellung des Kalifatsstaates ein. Diese ideologische Ausrichtung brachte sie dem Wahabismus nahe, der auf der arabischen Halbinsel wieder siegreich war. In Ägypten entsteht wenig später ebenfalls als Reaktion auf die Dominanz des Westens eine ganz andere Bewegung? Ja, Sie nahm altes auf, gab ihm zum Teil jedoch eine andere Zielrichtung.
1928 gründete der Schüler von Raschid Rida, Hassan Al-Banna (1906-1949)
die Muslimbruderschaft. Wie die Wahabiten bezieht auch er sich auf den
Koran, die Sunna und die Lehre der alten frommen Vorgänger al-salaf,
seine Bewegung unterscheidet sich jedoch von den Wahabiten in ihrer Ausrichtung,
sie ist primär politisch motiviert und nicht religiös, deshalb
stellt sie den Beginn des modernen politischen Islam dar. Das Ziel der
Muslimbruderschaft ist die Errichtung des islamischen Staates.
Die Gründung der Muslimbrüder stellt den Beginn des modernen
politischen Islam dar. Ihr Ziel war die Errichtung
Hier liegt auch ein Unterschied zwischen den Wahhabiten und den Muslimbrüdern? Ja. Beide gehen von der Scharia aus. Die Wahabiten verstehen sie als starr und unantastbar, sowohl ihre Grundlagen, al-usûl, als auch ihre Untergliederungen, al.furû’, sind allgemein gültig. Für die Muslimbrüder unterliegen die Untergliederungen furû’ den Gegebenheiten von Ort und Zeit, daher lautet ihre Maxime: Alles, was den Grundrinzipien des Islam nicht widerspricht ist islamisch. Sie zeigen daher eine Anpassungsfähigkeit, die aber in Wirklichkeit eine Täuschung ist, weil sie nicht bereit sind auf das Recht Gottes zu verzichten, ob es um Yusuf Qaradawi, Tariq Ramadan oder die islamischen Fiqhräte im Westen geht, sie akzeptieren keine Trennung von Religion und Politik bzw. Staat. Die Anpassungsfähigkeit der Muslimbrüder ist in Wirklichkeit eine Täuschung, denn sie akzeptieren keine Trennung von Religion und Staat. Die Wahabiten sind, wenn man so will, die konservativen Salafiten und die Muslimbrüder die liberalen Salafiten oder wie sie sich selber nennen Salafireformer. Wie die Wahabiten schreibt auch die Muslimbruderschaft den heiligen Krieg auf ihre Fahne und teilt die Welt in das Gebiet des Islam, des Krieges und des Vertrages ein. Auf ihrem fünften Kongress 1945, beschloss sie in allen islamischen Ländern tätig zu werden und 1982 wurde ihre Weltorganisation gegründet.[3] 1962 entwarf Said Ramadan, der Vater von Tariq Ramadan, die Satzung der islamischen Weltliga mit Sitz in Saudiarabien, welche der Verbreitung des wahabitischen Salafismus dient. Wie ist ihre Haltung zur Gewalt? Die Muslimbrüder charakterisiert eine zwiespältige Haltung zur Gewalt. Sie sind im Prinzip für einen Weg durch die Institutionen und lehnen eine gewaltsame Übernahme der Macht ab, gleichzeitig schließen sie die Anwendung von Gewalt in der Form von Attentaten nicht aus, das belegt die 1942 gegründete Geheimorganisation, die zwischen 1945-48 unter anderem den Premierminister und einen Richter tötete sowie viele Studenten und Juden überfiel. Zeitweilig verlassen sie auch den institutionellen Weg, wie im Jahre 1948, als ihre Verschwörung gegen den Staat entdeckt wurde, was zu ihrem Verbot führte. Ein Charakteristikum der Muslimbrüder bildet die Tatsache, dass immer wieder Teile ihrer Mitglieder abdriften und sich radikalisieren. Den ersten Fall bilden die „Shabâb Mohammed“(die jungen Mohammeds), die sich 1940 spalteten, viel bedeutender aber ist die Strömung von Sayyed Qutb, der von al-Mawdudi beeinflußt war. Hier werden die Wurzeln für die Entwicklung in unseren Tagen gelegt? Richtig. Gehen wir zunächst noch einmal nach Indien: Mit der Absetzung des letzten islamischen Mogul-Kaisers Bahadur Shah Zafar durch die Briten im Jahre 1857 endete auch die formale islamische Herrschaft in Indien und die Muslime wurden zu einer Minderheit in einem nicht- islamischen Staat. Indien wurde zu dar al Harb (Gebiet des Krieges) und ein guter Muslim sollte nach dar al Islam (Gebiet des Islam) auswandern (Hijra). Die wichtigsten muslimischen Bewegungen entschieden sich für die innere Migration, für einen inneren Rückzug in die Festung ihres Glaubens. Die erste ist die 1867 entstandene Deobandi-Bewegung. Sie beruft sich
auf die Tradition von Schah Waliullah und ist streng fundamentalistisch.
Sie beabsichtigt die Wiederbelebung des klassischen Islam und seine Reinigung
von Fremdeinflüssen als Grundlage für eine starke islamische
Identität. Sie betreibt eine rege juristische Aktivität (Fiqh),
um alle erdenklichen Lebenssituationen in einem nichtislamischen Staat
nach der Scharia zu regeln. Sie setzt sich für eine strikte Geschlechtertrennung
ein und hält die Männer für genetisch intelligenter als
die Frauen, die die Schule nach ihrem achten Lebensjahr nicht mehr besuchen
dürfen. Die Deobandi-Bewegung
Und die zweite? Die zweite ist die 1904 entstandene Sufi-Bewegung der Barelvi, die eine ähnliche Abgrenzung der islamischen Gemeinschaft von der Umwelt wie die Deobandis forderte. Sie bezweckt die Stärkung des Islam bei einfachen Leuten durch die Propagierung der Scharia durch angesehene Mittler wie die Scheichs der Sufiorden. Sie betrachtet den Propheten Mohammad als übernatürliches Wesen. Ihr populärer Pietismus, der gar nicht so weit vom Hinduismus entfernt ist, ruht auf seiner Quasivergöttlichung. Mohammed bildet die Identität der Gruppe, seine Beleidigung ist gleich eine Beleidigung der Gruppe. Das erklärt ihre heftige Reaktion in Großbritannien auf die satanischen Verse von Selman Rushdie. Die Deobandi-Bewegung verkörpert eine Abwendung von der Welt? Zum Teil. Aus der Deobandi-Bewegung stammen zwei Strömungen, die sich für die totale Abgrenzung von der Umwelt einsetzen. Die erste ist die Jama‘at at Tabligh (1927), die sich ganz auf die eigene Gemeinschaft zurückziehen will und eine totale Abschottung betreibt, ohne den umgebenden Staat ändern zu wollen. Sie verkörpert die vollkommene Form des islamischen Kommunitarismus. Der Kommunitarismus bezweckt die Aufteilung des Gemeinwesens in verschiedene religiöse Gemeinschaften, die auf diese Weise ihre Identität und ihre Lebensart bewahren können. Er ist eine Art Notlösung für die Muslime, die als Minderheit in einem nichtislamischen Staat leben. Daher ist er eine vorübergehende Lösung, bis der islamische Staat Wirklichkeit wird. Im Jahre 1992 machten die islamischen Kommunitaristen in Großbritannien einen Test, sie wählten ein selbsternanntes „muslimisches Parlament“ als Alternative zum britischen Parlament. Das war ein Schock für die britische Öffentlichkeit. Die zweite ist die von Mawdudi 1941 gegründete Jama‘at al Islamiya, die sich ähnlich abschottet, aber für die Errichtung des idealen islamischen Staates kämpft. Mit ihrer Hakimiyat-allah Theorie lieferte sie der Djihadi-Strömung ihre ideologische Grundlage. Wie entsteht die Lehre von der Herrschaft Allahs, also eines theokratischen Staates? Al- Sayyid Abu'l-A'la Mawdudi (1903-1979) war von Hassan al-Banna, dem Begründer der Muslimbruderschaft in Ägypten, beeinflusst und hat 1941 die Theorie von der Herrschaft Gottes „Hakimiyat Allah“ entwickelt. Im traditionellen und salafitischen Verständnis verfügt der Mensch als Stellverter Gottes über die Welt und verwaltet sie nach dem göttlichen Gesetz. Der Mensch muss Gott, seinem Propheten und den Machtinhabern gehorchen. Nach Mawdudis Auffassung steht die Welt einschließlich des Menschen Gott unmittelbar zur Verfügung, für die Führung der Gemeinschaft ist allerdings ein Kalif als Vertreter Gottes beraten von anerkannten Gelehrten notwendig. Gott herrscht in dieser Welt, das ist Theokratie, da diese Herrschaft nirgends zu finden ist, leben wir in der Djahiliya, d.h. der heidnischen vorislamischen Zeit und man muss den heiligen Krieg gegen die Ungläubigen führen, bis die ganze Welt unter die Herrschaft Gottes bzw. des Islam gebracht wird. Mawdudi geht nicht soweit, die Muslime als Ungläubige zu bezeichnen, sein Djihad richtet sich gegen die Nichtmuslime. Mit seinem Jahiliya-Begriff ebnet er allerdings den Weg für Sayyed Qutb. Sein Name steht für die Radikalisierung der Muslimbrüder? Sayyed Qutb (1906 -1966), Mitglied der Muslimbrüder, führte
die Lehre al-Mawdudis von Hakimiyat Allah in Ägypten im Jahre 1952
ein. In den 60er Jahren radikalisierte er die Lehre weiter. Ausgehend vom
Jahiliya-Begriff Mawdudis, erklärte er die islamischen Gesellschaften
für nichtislamisch und die Muslime für Ungläubige, Kuffar.
Deshalb gehören sie nicht mehr dem Gebiet des Islam dar al-islam,
an, sondern dem Gebiet der Ungläubigen, d.h. des Krieges, dar al-harb.
Man muss ihnen den heiligen Krieg erklären. Sayyib Outb
erklärte die
Der Djihad richtet sich gegen sie genauso, wie gegen den Westen. Diese Kriegserklärung führte zur Hinrichtung Qutbs 1966. Die Saat für den Terrorismus ab den 70er Jahren war aber gesät. 1969 kam es zu einem Bruch zwischen den Muslimbrüdern und den Anhängern des gewaltsamen Djihad, bekannt als Djihadis. Die Djihadis betrachten die Demokratie als Jahiliya (Zeit des Unglaubens) und wollen sie zerstören. Die Muslimbrüder akzeptieren die Demokratie als politisches System und wollen sie islamisieren. Die Djihadis betrachten das Fehlen eines islamischen Staates mit einem Kalifen als Grund für die Takfir der Muslime. Die Muslimbrüder betrachten die Staaten als islamisch, selbst ohne Kalif. Die Djihadis betrachten sich als die wahre Gemeinschaft (Umma) der Muslime, alle anderen sind Kuffar (Ungläubige). Die Muslimbrüder betrachten sich als eine Gemeinschaft von Muslimen unter anderen. Die Djihadis stammen alle aus den Reihen der Muslimbrüder. Die bekanntesten sind die oben erwähnten „schabab Mohammed“ von Saleh Sariye, der 1975 hingerichtet wurde, „at-tawaqquf wat tabyin“, „at takfir wal hujra“ und „tanzim al Djihad“, der al-Sadat 1981 ermordete und „Munazzamat al Djihad alislami“ von al-Zawahiri, der sich 1998 mit ben Laden vereinigte, um die „Internationale Front zur Bekämpfung der Juden und Kreuzritter“ zu gründen. Alle Bewegungen haben letztendlich den Weg in die Gewalt gefunden? Nein, nicht unbedingt. Die Theokratische Strömung gehört meines Erachtens nicht zu den Fundamentalisten. Für ihr Verständnis von Hakimiyat Allah, von Djahiliya, von Takfir und von Djihad finden sich in der Geschichte und der Doktrin des Islam keine Präzedenzfälle, der Bezug auf die Kharijiten, der oft erwähnt wird ist irrealistisch und konstruiert. Ihr Verständnis beruht auf Interpretationen (Ta’wîl), die im Lichte des politischen Kampfes gegen den Westen vorgenommen wurden. Bei dieser Auseinandersetzung suchen die Salafiten eine sichere Grundlage in der Vergangenheit, um sich vor den Umwälzungen der Moderne zu schützen bzw. die Moderne zu bewältigen. Die Liberalreformer der Nahda versuchen diese Grundlage neu zu interpretieren, um den Einstieg in die Moderne zu vollziehen und die Theokraten und Djihadisten flüchten in das Jenseits und wollen die Moderne und die ganze Welt zerstören.
*) Dr. Ralph Ghadban ist 1949 im Libanon geboren und lebt seit 1972 in der Bundesrepublik. Er hat 1972 den M.A. in Philosophie an der Libanesischen Universität erhalten. An der FU Berlin hat er Islamwissenschaft studiert (1988) und in Politologie promoviert (2000). Dr. Ghadban lehrt heute an den Fachhochschulen in Berlin.
Die Saud-Connection Eine recht informative Geschichte im Sinne einiger aktueller Hintergründe, sofern ein Zusammenhang des " Wahabismus" und dem "Königshaus Saud" und auch der angeblichen Organisation des Bin Laden hergestellt wird. So weit so gut. Da der Author allerdings von Islam fast nichts zu verstehen scheint, klingt die Gerschichte auch so, als ob der Bauer Mist auf die Felder führen würde, damit sie stinken. Ob nun die geschichtlichen Details wahr sind oder nicht, der Author vermischt Kraut mit Rüben. So werden z.B. das ehemalige Gräberzerstören und das Morden der Wahabiten in Arabien mit dem Zerstören der Buddahstatuen und den gerichtlichen Todesurteilen der Taliban verglichen, weil nur die Vernichtung ohne Hintergrund gesehen wird. usw.......Der Artikel ist insofern als Beispiel für die Selbstverständlichkeit, mit der sich NichtMuslime über den Islam stellen -indem sie ihren Unglauben an die absolute Wahrheit des Qur'aan als Maßstab benützen- gedacht. Die Ablehnung des Wahabismus ist allerdings durch einen nichtmuslimischen Author absurd, denn er leugnet ja den Islam als Wahrheit (nicht als Kultur). Er kritisiert den Wahabismus ja nicht wegen dessen theologischen Neueinführungen, sondern in der Meinung, dass der Wahabismus so falsch wie der erobernde Islam zur Zeit des Propheten Muhammad (der Friede und segen Allahs auf ihm) sei........... Bin Ladin und Gefolge sind mehr oder weniger dem Wahabismus zuzuordnen, doch die Taliban stehen nur teilweise unter seinem Einfluss und viele von ihnen sind Sufis. Die Taliban selbst sind (waren) keine bestimmte religiöse Gruppe, sondern eine temporäre, afghanische Vereinigung von Muslimen, auf die die Wahabiten und Amerikaner usw. Einfluss zu nehemen suchten. Die den Taliban ständig unterstellten bösen Dinge wie "Schleier, Bart, Götzenvernichtung, Tod mit Paradieserwartung, Bilderverbot usw." können allen muslimischen Gelehrten unterstellt werden. Was Wahabiten ausmacht ist nicht Kampf, Bart und Schleier, sondern eine Neueinführung in den Islam, welche im Sinne des Antropomorphisnus der röm.kath. Theologie ähnlich ist und deshalb von den orthodoxen Gelehrten strikt abgelehnt wird.
Salafis / Wahabiten Ich will nicht zu sehr ins Detail gehen und erklären, woher die Namen Salafi und Wahabiten kommen, aber ihnen ist eigen, dass sie die Religion von fast allen Neuerungen (bid'a) wieder befreien wollen, die sich im Laufe der Geschichte des Islam gebildet haben, und den Islam wieder zu seinen Wurzeln zurückführen wollen. Dies ist im Grunde recht positiv zu bewerten. Ich habe als neuer Muslim oft Dinge gelernt, von denen ich annahm, dass sie so der Prophet s.a.w. gelehrt hat, um dann erst viel später zu erfahren, dass dies nicht der Fall war! Selbst geborene Muslime, oder eben gerade die, wissen oft nicht zwischen lokaler Tradition und ursprünglicher Lehre zu unterscheiden. Ein unangenehmer Nebeneffekt ist allerdings, dass diese Verfechter der reinen Lehre oft sehr harsch sind, andere Muslime schnell als Verirrte oder Heuchler ansehen, und gerne andere Muslime demotivieren und deren Taten ('Amal) als Bid'a abtun, als schlechte Neuerung, die nicht nur keine Belohnung, sondern im Gegenteil sogar Strafe nach sich ziehen wird: "Hütet euch vor den neu eingeführten Dingen, da alles Neueingeführte eine ‚Neuerung‘, jede Neuerung ein Irregehen ist, und jedes Irregehen ins (Höllen)feuer führt.“ Auch ist oft zweifelhaft, ob es wirklich überhaupt Bid'a und selbst wenn, diese auch wirklich verdammenswert ist. Im 18. Jahrhundert begründete Muhammad ibn Saud (1735-1765)
die Dynastie der Saud in dem hält.Nadschd. Er verbündete sich
hierbeihält. mit Muhammad ibn Abd al Wahhab, dem Begründer einer
strengen islamischen Erfrischehält.rungsbewegung. Die Anhänger
dieser frischehält.n Lehre, die Wahabiten kamen unter die politische
Führung der Dynastie Saud, begannen die Beduinenstämme zu vereinigen
und die arabischen RandBereichhält.e anzugreifen. So wurden 1803 Mekka
und Medina besetzt. Dies führte zu osmanischen Gegenreaktionen. So
eroberten ägyptische Truppen den Hedschas zurück und zerschlugen
das Wahabitenreich. Zwar wurde das Reich von Turki as-Saud (1820-1834)
in dem hält.Nadschd neu errichtet, doch brach es nach dynastischen
Machtkämpfen unter den Angriffen der Schammar 1884/1891 zusammen.
|