Geschichtlicher Hintergrund zur Entstehung
von Al-Aqida.
Al-Aqida findet sich weder im Quran noch in den Aussprüchen des
Propheten Muhammed (sallallahu alaihi veselam) welche in Hadithen gesammelt
wurden, wieder.
Al-Aqida wurde von den Gelehrten entwickelt aufgrund der Vorkommnisse
der damaligen Zeit.
Durch die rasche Ausbreitung des Islam und das Verstehenswollen der
Lehre, fanden viele Diskussionen unter den Muslimen statt. Da auch die
Zunahme von Nicht-Arabern im Islam stetig stieg, fanden solche heftige
Diskussionen statt, die Fehden nach sich zogen. So kam es nicht selten
vor, das die einen die anderen als Kafir bezeichneten, weil sie ihre Anschauungsweise
über die islamische Lehre nicht vertraten. Es entstand die Kalam-Auseinandersetzung
welches später zur Kalam-Wissenschaft heranreifte.
Entscheidend waren die Lehren der Mutaziliten, der Aschariten und Maturidiyyen.
Diese Denkrichtigen waren teilweise beeinflusst von der griechischen Philosophie.
Die Mutaziliten, gegründet von Wasil bnu Ata, vertraten die Meinung:
„Sünder sind keine Muslime und keine Kafir, sie stehen irgendwo dazwischen.“
Zudem vertraten sie die Meinung: „An erster Stelle steht die menschliche
Vernunft und dann erst kommt der Quran und die Sunna.“ Alles aus dem Quran
und der Sunna, was der Vernunft wiedersprach, lehnten sie somit ab.
In dieser Auseinandersetzung entwickelten sich zwei neue Denkrichtungen,
die der Aschariten und Maturidiya. Diese traten dafür ein, „das zuerst
der Quran und die Sunna zu beachten seien, und dann erst die Vernunft“.
Und auch, das, „wer Sünden unbewusst oder aus Schwäche begeht
immer noch ein Muslim sei, solange er diese nicht leugnet oder gutheißt“.
So kam es dazu das sich die Kalam-Wissenschaft etablierte.
Kalam heißt Sprache.
Definition / Bedeutung von Aqida
In der arabischen Sprache haben wir immer zwei Bedeutungen: die
Linguistische (wörtliche) und die Fachspezifische (Metaphorische/Sinnbildliche,
Umgangssprachliche). So wie der Bezug auf Allah und der Bezug im islamischen
Kontext.
Linguistisch: enge Verbundenheit, Vergewisserung, Verlässlichkeit,
Verknüpfen, Verknoten, Verschnüren, Verketten, Vertiefen, Vermuten,
Unzertrennlich sein, einen Vertrag schließen.
Fachspezifisch: Die Iman-Inhalte so im Herzen verinnerlichen, das sie
nicht mehr lösbar sind.
oder anders gesagt:
Die Iman-Inhalte bilden mit der Persönlichkeit der Muslime, ihrem
Verstand und ihrer Seele eine untrennbare Verbindung.
Unter Al-Aqida versteht man 6 Iman Inhalte oder auch Arkan ul-Iman genannt:
(Plural Arkan heißt Fundamente (Singl. Rukn))
1. al-imanu bil-llah der Iman
an Allah
2. al-imanu bil-Malaika der Iman an
die Engel
3. al-imanu bil-Kutub as-samaviya der
Iman an die geoffenbarten Schriften
4. al-imanu bir-Rasul der Iman an die
Gesandten Allahs
5. al-imanu bil-Yaumil aacher der Iman
an den Jüngsten Tag
6. al-imanu bil-Qadi vel-Qadar der Iman
an die Vorherbestimmung u. an das Vorrauswissen Allahs über
Seine Geschöpfe.
Die Al-Aqida Inhalte werden von den Muslimen mit Hilfe der Quran-
und Sunna-Texte, sowie der spirituellen/emotional als auch der rationalen
Vernunft entnommen. Arkan ul-Iman stellt die alleingültige Basis der
Definition/Erklärung des einzig wahren und annehmbaren Din da. Der
Quran hat dazu viele Aussagen:
Sure 2:177; ...keine Frömmigkeit ist es, wenn ihr euch
nach Osten oder Westen richtet; Frömmigkeit ist jedoch, dass man den
Iman an Allah verinnerlicht, an den Jüngsten Tag, an die Engel, an
die Schrift und an die Gesandten.
Wir lernen deshalb die Aqida-Inhalte um sagen zukönnen: „Wir
sind überzeugt von Allah“ und nicht das wir nur sagen: „Wir glauben
an Allah“. Denn in der Sure 10:36 heißt es:
...und die meisten von ihnen folgen nur Spekulationen. Das Spekulieren
kann jedoch niemals Wissen ersetzen.
Der Islam verlangt keinen blinden Glauben. Vielmehr verlangt Allah von
uns, das wir unseren Verstand gebrauchen und durch Forschung und Wissen
von IHN überzeugt sein sollen. So heißt es denn in Sure 47:19
Stelle es durch Wissen fest, dass es keinen Gott außer Allah gibt.
Dann bitte um Vergebung für deine Sünden und für diejenigen
Männer und Frauen, die den Iman verinnerlicht haben.
So haben wir hier in Deutschland das Problem, das Islamische Wörter
in der Übersetzung falsch wiedergegeben werden.
Din wird allgemein als Religion oder Glaube übersetzt.
Islam wird allgemein wiedergegeben als „Frieden machen, oder die Religion
Muhammeds oder die Unterwerfung unter den Willen Allahs, wobei die Unterwerfung
ins negative Licht gestellt wird.
Iman wird als Glaube übersetzt.
Kufr bzw. Kafir wird allgemein als Unglaube bzw. Ungläubige wiedergegeben.
Wali bzw. Muvalat wird als Freund oder als Freundschaft bezeichnet.
Gerade im Dialog mit den Christen erwecken diese falschen Übersetzungen
einen schlechten und falschen Eindruck der islamischen Lehre. Leider haben
sich die Muslime mit den falschen Übersetzungen damit abgefunden und
übernommen. Um dieses Defizit zu korrigieren, lernen wir als erstes
die Islamologische Bedeutung einiger islamischen Wörter. (islamologisch
ist das gleiche wie islamwisssenschaftlich)
So lernen wir als erstes die Bedeutung von Din, Islam/Muslim, Iman/Mumin,
Kufr/Kafir, Schirk/Muschrik, Muvalat/Wali.
1. Din
Unter Din versteht man die islamische Lebensweise, so wie sie uns der
Prophet Muhammed (sallallahu alaihi veselam) mitgeteilt hat.
Din ist die islamische Lebensweise, die Propheten von Allah durch Wahy
(Offenbarung) bekamen. Die enthaltene Botschaften im Wahy stellt den Din
dar. Einmal ist Wahy im Quran festgehalten das andere mal in der Sunna
des Propheten. Die Botschaft die durch Wahy kam ist in zwei Arten gegliedert.
1. Al-Aqida und 2. As-Scharia
Die Botschaft von Al-Aqida verkündeten alle Propheten gleich.
Sie kamen zur ihrem Volk alle mit der gleichen Botschaft. Dies beinhaltete
immer die „Überzeugung von der Existenz Allahs“ sowie der Iman Inhalte.
Die Botschaft von der Scharia hingegen war bei den Propheten unterschiedlich.
Scharia bedeutet: Die Gesamtheit aller praxisbezogenen Gebote und Verbote
im Islam. Linguistisch bedeutet Scharia: „der Weg zur (Wassertränke)
Quelle, Tränke“. Die Scharia der einzelnen Propheten war deshalb unterschiedlich,
weil auch die Entwicklung der Völker unterschiedlich war. So gab es
Scharia-Normen die nur für eine begrenzte Zeit Gültigkeit hatten,
oder nur an bestimmen Orten.
Din im Bezug auf Allah (teala)
Die Gewissheit verinnerlichen, dass die Existenz Allahs einzigartig,
aus sich selbst seiend ist und dass Allah der einzige Schöpfer und
Bestimmende über die Geschöpfe ist. Was daraus folgt, das der
Muslim die bewusste Erfüllung der von Allah vorgeschriebenen Lebensweise
erfüllt.
Din im islamischen Verständnis (Kontext)
1. Die von Allah vorgeschriebenen Regeln, Normen und Richtlinien und
der darausfolgenden Handlungsrahmen für ein gottgefälliges Leben
zu erfüllen.
2. Die von Allah vorgeschriebene Lebensweise zu erfüllen mit dem
Ziel: den Charakter zu schulen, zu erziehen sich nicht nur ausschließlich
auf die menschliche Perspektive auszurichten.
Din im Bezug im quranischen Kontext
Nach der Quran-Wissenschaft findet sich Din als Synonym für 11
verschieden Begriffe wieder. Din als Synonym für Islam, Tauhid, Hisab
(Abrechnung), Dschazaa (Vergeltung), Hukm (Gesetz), at-taa (Gehorsam/Loyalität)
Ada (Gewohnheit/Sitte), Milla (Gemeinschaft/Volk), Hudud (festgelegte Strafen)
Adad (Anzahl) und schließlich Quran.
Sure 9:33; ...ER ist derjenige, Der Seinen Gesandten mit
der Rechtleitung und dem wahren Din/Islam gesandt hat.
Sure 98:05; ...und ihnen war nur angeordnet worden, Allah mit dem
aufrichtigen Din/Tauhid in Zugeneigtheit zu dienen, das Gebet zu verrichten
und die Zekat zu entrichten.
Sure 24:25; ...an dem Tage (Jüngsten Tag) wird Allah ihnen
ihren Din/ihre Abrechnung machen.
Sure 24:02; ...und es soll euch für sie beide kein Mitleid
(bei der Erfüllung) des Din/der Hudud Allahs ergreifen.
Sure 107:01; ...hast du den gesehen, der den Dini/den Quran leugnet?
2. Islam / Muslim
Islam ist die bewusste Unterwerfung unter Allah. Wer dies beherzigt
ist Muslim, der Gottergebene.
Linguistisch: etwas übergeben, jemanden ausliefern, sich hingeben,
sich ergeben.
Fachspezifisch: Hingabe, Unterwerfung.
Für ein Muslim heißt das: Das dienen Allahs auf die Art und
Weise, wie Allah es vorgeschrieben hat, durch Quran und Sunna.
Islam heißt nicht wie immer fälschlicher Weise auch von Muslimen
wiedergegeben wird: „Frieden“, sondern das Ergebnis von Islam ist der Frieden.
Islam im Bezug auf Allah
Allah gegenüber bewusst ergeben sein als unmittelbare Folge der
Erkenntnis Seines Daseins, Seiner Existenz. IHN so dienen und verherrlichen
auf die Art und Weise, wie ER durch Seine Gesandten über den Weg von
Wahy übermittelt hat.
Islam im islamischen Verständnis/Kontext
Die bewusste Hingabe, Unterwerfung, Unterordnung und Ergebenheit Allah
gegenüber, auf die von IHM im Quran u. d. Sunna übermittelte
Art und Weise. Daraus folgt die innere Überzeugung der Erkenntnis
von Allah und die daraus praktizierenden Handlungen. So teilt sich der
Islam in drei Hauptelemente auf:
1. Aqida die Iman-Inhalte
2. Scharia die Gebote, Rechte u. Pflichten
3. Achlaq die Moral und Ethik
Islam im quranischen Kontext
Nach dem Quran-Exegeten findet Islam fünft verschiedene Synonyme
im Quran wieder:
Islam als Lebensweise, Islam als Tauhid, Islam als ichlas (aufrichtige
Ergebenheit), Islam als Istislam (Das-Sich-Fügen, Sich-Ergeben), Islam
als Iqrar (Anerkennung, Zugeständnis, Zustimmung)
Belege aus dem Quran dazu:
Sure 3:19; ...der (annehmbare) Din bei Allah ist (nur) der
Islam
Sure 5:44;...Wir haben die Thora herabgesandt, die Rechtleitung und
Nur enthält. Danach richteten die Propheten, die an den Islam/Tauhid
glaubten, unter den Juden; (so auch) die Rabbiner und die Gelehrten, denen
auferlegt war, die Schrift Allahs (vor Verfläschung) zu bewahren;
und sie waren seine Hüter.
Sure 3:83;...erstreben sie etwa einen anderen als Allahs Din? Obgleich
sie praktizieren den Islam, IHM fügt sich, was in den Himmel
und auf Erde ist – in gehorsam oder wider Willen. Und zu IHM werden sie
zurückgebracht.
Sure 9:74;...doch sie sprachen Worte des Kufr, und kehrten wieder zum
Kufr zurück, nachdem sie den Islam angenommen hatten (den Islam) anerkannt
hatten.
Sure 49:14;...die Wüstenaraber sagten: „Wir nahmen den Iman an“
Sprich: „Ihr habt den Iman nicht angenommen; sagt vielmehr: „Wir nahmen
den Islam an, wir erkannten (den Islam) an“. Und der Iman ist aber noch
nicht in eure Herzen eingedrungen“.
3. Iman / Mumin
Linguistisch hat Iman zwei Bedeutungen: Erstens; Tasdiq = die Zustimmung,
die Bestätigung, etwas als wahr und gewiss annehmen, Zweitens; Thiqa
= das Vertrauen.
Fachspezifisch: Aman = Sicherheit
Auf einen Satz gebracht: Iman ist die Gewissheit, die nicht durch das
Anzweifeln eines Anzweifelnden, erschütterbar ist.
Iman im Bezug auf Allah
Die Verinnerlichung der bewussten Unterwerfung, Hingabe und Unterordnung
Allah gegenüber und die widerspruchslose Hinnahme aller Seiner Gebote
und Vorschriften in aufrichtiger Ergebenheit.
Iman im islamischen Kontext
Iman ist die absolute Verinnerlichung der gesamten Inhalte, so wie
sie der Prophet Muhammed (sallallahu alaihi veselam) den Muslimen verkündet
hat. Was ein notwendiger Bestandteil des islamischen Din ist. Wie z.B.
die Überzeugung zu haben an Allah, an Seine Engel, Seine Offenbarungen,
Seine Gesandten, an den Jüngsten Tag, an Qada, an die Verpflichtung
zum Salat, an die Verpflichtung zum Saum im Ramadan, an die Verpflichtung
zur Zahlung von Zekat, sowie an die Hacfahrt. etc.
Iman im Bezug zur Scharia
Im Bezug zur Scharia um fast es drei „Rukn“ (Pflichtteile)
1. Das rein äußerliche Bekunden der Zugehörigkeit
zum Islam, durch bewusstes Aussprechen des Islam-Bekenntnisses, der Schahada.
2. Die echte innere Überzeugung, d. h. Verinnerlichung des zunächst
nur verbal (Lippenbekenntnisses) abgelegter Schahada als Folge des Prozesses
der Erkenntnis und Kenntnis mit dem Herzen.
3. Die praktische Umsetzung dieser beiden Pflichtteile der äußeren
und inneren Ebene durch entsprechendes Handeln, wie z.B. das praktizieren
der gottesdienstlichen Handlungen „Ibadet“ sowie Beachtung der Gebote usw.
Iman in Bezug auf quranischen Kontext
Iman steht für 6 Synonyme im Quran:
Tasdiq (die bewusste Zustimmung, die Bestätigung)
Tauhid (Anerkennung von der Einheit und Einzigkeit Allahs)
Scharia (Anerkennen und Befolgen der Scharia-Normen)
Salat (Anerkennung und praktizieren der Pflicht-Gebete)
Dua’a (sich Allah reumütig hingeben durch Bitt-Gebete)
Innere wie Äußere echte Überzeugung von der Existenz
Allahs
Iman nach der Definition des Gelehrten Imam Abu Hanifa:
Iman umfasst nur zwei Rukn:
1. das rein äußerliche Bekunden, der Zugehörigkeit zum
Islam durch bewusstes Aussprechen der Schahada.
2. die echte innere Überzeugung des Herzen, als Folge der verbalen
Bekundung.
Der dritte Rukn „die Praktizierung, die Umsetzung der Pflichten“ fällt
bei Imam Abu Hanifa nicht unter „Iman“, sondern unter der Kategorie „Scharia-Pflichten“.
Für das Praktizieren spielt es keine Rolle, unter welcher Kategorie
die Pflichten fallen, jedoch bei der Auseinandersetzung der Sündhaftigkeit
und die damit verbundene Frage: wann einer Kafir wird? trägt die Kategorisierung
große Konsequenzen nach sich. So ist nach Imam Abu Hanifa ein Muslim,
der seine Gebete aus Schwachheit nicht regelmäßig nachkommt,
noch kein Kafir, solange er es mit seiner schwäche bekundet. Während
Imam Hambal einen Muslim der seine Gebete nicht nachkommt als Kafir abstempelt,
auch wenn er sagt, er betet aus schwäche nicht.
Belege aus Quran Versen
Sure 2:62;...diejenigen, die den Iman bekundet haben (nur
verbal den Iman) zustimmten, die Juden, die Christen und die Sabäer,
wer von (ihnen) den Iman an Allah und den Jüngsten Tag verinnerlicht
hat und Gutes tut – diese haben ihren Lohn bei ihrem Herrn und sie werden
weder Angst haben, noch werden sie traurig sein.
Sure 63:03;...dies (ist so), weil sie den Iman bekundeten (nur verbal
dem Iman) zustimmten und danach Kufr begingen. Deswegen sind ihre Herzen
versiegelt, und sie begreifen nichts.
Sure 5:5;...und wer Kufr gegenüber Iman/Tauhid betreibt, dessen
Tat ist ohne Zweifel zunichte geworden; und im Jenseits wird er unter den
Verlieren sein.
Sure 10:98;... Hätte es doch ein Volk gegeben, das Iman/Dua’a
sprach, und ihm sein Iman/Dua’a (etwas9 genutzt hätte!...
Diejenigen, die den Iman verinnerlich haben sind Mumin bzw. Muslime.
Es gibt Verse, bei denen man annehmen könnte, Mumin steht eine Stufe
höher als Muslim, es gibt aber auch wiederum Verse, bei denen Mumin
und Muslim auf einer Stufe gestellt werden. So ist der Kontext und der
Anlass der Ayat wichtig um die Bedeutung richtig zu verstehen.
Gegenüberstellung zwischen Iman und Glaube
Unter Glaube, so wie es die Christen kennen, versteht man:
Innere Sicherheit, die keines Beweises bedarf. Gefühlsmäßiges
Vertrauen, feste Zuversicht, dass das, woran man Glaubt richtig ist. Ohne
Überprüfung, ohne Beweise nur einer Vermutung folgen, etwas als
Wahr empfinden. Zudem keine wissenschaftliche Beweisführung oder wissenschaftliche
Überprüfung möglich ist.
Kant sagte einst: ich musste das Wissen aufheben, um zum Glauben Platz
zu bekommen.
Iman hingegen heißt nicht: „blinden Glauben“, sondern die
Überzeugung durch gefestigtes Wissen, das ein Schöpfer existiert,
das Allah dieser Schöpfer ist, das der Islam der gottgewollte Din
ist und das Muhammed (sallallahu alaihi veselam) Sein Gesandter ist.
Es ist somit total falsch das arabische Wort „Iman“ mit Glauben zu übersetzen.
4. Kufr / Kafir
Linguistisch: das komplette Zudecken oder Verhüllen, das Verschleiern,
Verbergen, Verleugnen, Bedecken.
Fachspezifisch: Kafir ist das Gegenteil von Muslim. Oder man kann sagen,
„der Nicht-Gottergebene“.
Derjenige der Kufr betreibt wird Kafir genannt.
Kufr im Bezug auf Allah
Kufr als komplettes Verleugnen vom Dasein Allahs.
Kufr als Heuchelei; indem man sich äußerlich rein formal
die Anerkennung Allahs zugibt, aber innerlich die Existenz Allahs leugnet.
Kufr als Ignoranz; indem absichtlich vorgetäuscht wird Allah existiert
nicht, innerlich aber die Überzeugung besteht, dass Allah existiert.
(verbales Abstreiten)
Kufr als Trotz; indem man innerlich wie äußerlich an Allahs
Existenz glaubt, ohne jedoch die notwendigen Konsequenzen daraus zu ziehen
und Allah so zu dienen, wie ER es durch Quran und Sunna von uns verlangt.
Kufr als Schirk; indem man die echte Überzeugung von der Existenz
Allah hat, aber in Kombination mit einer eigenmächtig festgelegte
und unzulässige Art und Weise, wie z.B. die Hinzunahme eines Vermittlers
wie die Christen mit Isa (Jesus) praktizieren.
Kafir heißt nicht, wie es fälschlicher Weise auch von Muslimen
gebraucht wird, „Ungläubiger“. Ein Kafir kann sehr wohl ein Gott-Gläubiger
sein. Deshalb ist die Wiedergabe mit „Ungläubigen oder Ungläubiger“
falsch. Es gibt Gottgläubige Kafir und Gottlose Kafir.
Kufr im islamischen Kontext
Jede Religion, jede Glaubensgemeinschaft, jede Weltanschauung oder
Gruppierung, die man nicht unter der Definition „Islam“ einordnen kann,
fällt unter die Rubrik „kafir“.
Das komplette oder einzelne Leugnen der Islam-Inhalte fällt unter
„Kafir“.
Muschrikun (Heuchelei) durch verbales oder innere Überzeugung
fällt unter „Kafir“.
Jede Anschauung die gegen Tauhid (Einzigkeit Allahs) ist, fällt
unter „Kafir“.
Kufr im quranischen Kontext
Kufr wird im Quran mit fünf Synonymen verwendet:
Kufr als Tauhid; Kufr als Verleugnung; Kufr als Lossagung; Kufr als
Ignoranz; Kufr als Verhüllen, Zudecken; Kufr als Bedecken, Verschleiern,
Belegstellen im Quran:
Sure 2:6; ...diejenigen, die (bewusst) den Kufr betreiben,
den rechten Iman an Allah verweigern – es ist gleich für sie, ob du
sie warnst oder ob du sie nichts warnst, sie nehmen den Iman nicht an.
Sure 27:40; ...er sagte: „dies ist etwas von der Gunst meines Herrn,
um mich zu prüfen, ob ich dankbar bin oder Kufr betreibe (undankbar
bin).
Sure 2:89; ...und als zu ihnen (der Gesandte) kam, den sie erkannten,
haben sie gegenüber ihn Kufr betrieben in ignoriert.
Eigenschaften von Kafir/Munafiq sind vier
Arten:
Wenn er spricht lügt er; öffentliches bekunden von Sünden;
Anvertrautes gibt er nicht zurück; wenn er etwas verspricht hält
er es nicht.
Munafiq gibt es zwei Arten:
1. Im Bezug auf ihr Handeln; diese sind Kafir.
2. Im Bezug auf ihr Verhalten; diese Muslime haben Munafiq-Eigenschaften.
5. Schirk / Muschrik
Linguistisch: Partnerschaft, Beteiligung, Anteil, Gleichstellung
Fachspezifisch: ist Schirk Polytheismus (griechisch: poly = viel u.
theos = Gott) darunter versteht man viele Götter, Gottheiten, Anzahl
von Götter Göttinnen.
Derjenige der Schirk betreibt wird Muschrik genannt.
Schirk im Bezug auf Allah
Schirk im Bezug auf Allah äußert sich in zwei Arten:
Der Große Schirk in Form von Götzendienst. Darunter versteht
man z.B. die Beigesellung und Anbetung von jeglichen Götzen (Statuen,
Bilder, Ikonen) als Mittler zwischen dem Angebetenen und Allah. Genauso
fällt darunter die Verherrlichung oder das Dienen von lebendigem oder
toten Geschöpfen (Menschen, Tiere, Naturgewalten, Gestirne) neben
Allah oder als Ersatz für Allah.
Der kleine Schirk äußert sich durch Augendienerei. Wie die
falsche Absicht von Ibadet. Das Zuschaustellen von Ibadet .
Schirk im islamischen Kontext
Jede gottesdienstliche Handlung, bei deren Verrichtung nicht die ausschließliche
Absicht zugrunde liegt, einzig und alleine Allah zu dienen, wird als Schirk
gesehen.
Schirk im quranischen Kontext
Im Quran finden drei Synonyme für Schirk Anwendung:
Billahi airah = Gleichsetzung mit Allah; at-taa dun al-ibada = Gehorsam
ohne Gottesdienst; ar-riyaa = Getue der Frömmigkeit u. Augendienerei.
Belege im Quran:
Sure 4:36; ...und dient Allah und betreibt IHM gegenüber
keinen Schirk, setzt IHM nichts gleich.
Sure 4:48; ...mit gewissheit wird Allah es niemals vergeben, dass
IHM gegenüber Schirk betrieben wird und IHM andere gleichgesetzt werden.
Sure 18:110; ...wer jedoch die Begegnung seines Herrn erhofft, soll
Rechtschaffenes tun und beim Dienen seines Herrn keinen Schirk, keine Frömmelei
wegen jemanden anderen betreiben.
Im Kontext heißt es: Wer als Muschrik stirbt, erbt das Höllenfeuer
und kommt aus diesem nie wieder heraus. Jedoch, solange der Mensch lebt,
hat er die Möglichkeit Reue gegenüber Allah zu zeigen, IHN um
Vergebung zu bieten und kein Schirk mehr zu praktizieren. Dann vergibt
Allah auch den vorher praktizierten Schirk. Doch wenn der Todesengel bereit
steht, ist jede Reue zu spät, und wird nicht mehr angenommen.
6. Muvalat / Wali
Linguistisch: direkte Aufeinanderfolge, Gegenteil von Verfeinden, nachfolgen
auf den Fersen, innere Geneigtheit, Liebe.
Fachspezifisch: Zuneigung und Liebe in religiöser Ergebenheit
Unter Muvalat versteht man die Zuneigung und die Liebe mit religiösen
Empfinden. Wali hingegen ist nicht der „Freund“ wie er fälschlicher
Weise ins Deutsche übersetzt wird, sondern Wali (je nach Zusammenhang)
kann ein Verwalter, ein Vormud, ein Beistand, ein Führer in religiösem
Sinne sein.
Muvalat bzw. Wali im Bezug auf Allah
Allah ist der Wali, der Besitzer, der Herrscher, der Verwalter, der
absolute Herr der Schöpfung. ER ist der Helfer zum Sieg, Der Verbündete,
der Unterstützer
Muvalat bzw. Wali im islamischen Kontext
Das Muslime der islamischen Ummah (Gemeinschaft) die größtmögliche
Priorität (Vorzug) vor allen anderen Gemeinschaften einräumen.
Daraus resultiert, das die Muslime verpflichtet sind, eine eigene islamische
Ummah überall wo sie leben unter den gegebenen Umständen aufzubauen,
zu pflegen, zu unterstützen, zu unterhalten.
Muvalat bzw. Wali im quranischen Kontext
Wali steht im Quran für fünf Synonyme:
ra-rabb = Gott und Herr; an-Nasir = Beistand, Unterstützer, Verhelfer;
al-Walad = Nachkommenschaft; al-Wathan = Götzen; al-Mani = Beschützer,
Verteidiger
Belege im Quran:
Sure 3:28; ...die Mumin sollen nicht die Kafir als Wali anstelle
der Mumin nehmen, und wer dies tut, so hat er nichts von Allah – außer
dass ihr euch vor ihnen wirklich schützen müsst.
Sure 5:51; ...ihr, die ihr den Iman verinnerlicht habt, nehmt euch
die Juden und die Christen nicht als Wali. Die einen von ihnen sind Wali
der anderen. Und wer sie als Wali nimmt, der gehört zu ihnen.
Sure 6:56; ...sprich: mir ist untersagt, denjenigen zu dienen, zu
denen ihr anstelle Allahs ruft! Sprich: ich folge nicht euren persönlichen
Neigungen; ich würde sonst irregehen und wäre nicht unter den
Rechtgeleiteten!
Sure 68:8-9; ...also gehorcht nicht den Ableugnern. Sie wünschen
es, dass du dich (ihnen gegenüber) entgegenkommend verhalten würdest,
dann würden (auch) sie sich (dir gegenüber) entgegenkommend verhalten.
Da diese Ayet nicht die Freundschaft oder die gute Beziehung anspricht,
sondern lediglich bei gewissen Gegebenheiten Vorsicht anmahnt, indem man
seine Feinde oder diejenigen die nicht an Allah glauben wollen, sie nicht
als Wali nimmt. Jedoch gibt es keinen Einwand gegen eine Freundschaft zwischen
Muslime und Nicht-Muslime.
Sure 60:8; ...Allah untersagt euch nicht gegen diejenigen, die nicht
mit euch wegen der Religion kämpfen und euch nicht heraustreiben aus
euren Heimstätten, dass ihr mit ihnen die Kontakte pflegt und sie
gerecht behandelt. Allah liebt ja die Gerechten.
So werden gerade diese Ayet hergenommen um gegen die Muslime Stimmung
zu betreiben, indem sie sagen: Muslime dürfen Christen oder Juden
nicht zu Freunde nehmen. Wenn Allah doch die Heirat zwischen Muslime und
Christen oder Juden erlaubt, dies ja eine festere Beziehung bedeutet, wie
kann man dann sagen: „Muslime dürfen Nicht-Muslime nicht als Freunde
nehmen?“
Es gibt fünf Erkenntnisarten von „ilm“
1. al-ilm: Es bezeichnet das Wissen, was Hundertprozentig erwiesen ist.
Das gewonnene Wissen muss ein unveränderbare, gesicherte Erkenntnis
haben, die der Realität nicht widerspricht. Ilm wird wiederum in zwei
Kategorien unterteil:
a) ilmud-daruri = das notwendige Wissen, das Wissen, das keiner
Beweisführung bedarf.
b) ilmun-nazari, ist jenes Wissen, das durch die Beweisführung
gewonnen wurde.
2. Az-zann: Es bezeichnet die höchstwahrscheinliche Vermutung (von
99% bis 51%). Es heißt nun nicht mehr „ilm“, sondern Glauben. Es
handelt sich um eine ungesicherte, jedoch höchstwahrscheinliche Wahrnehmung,
die Belegt ist, aber nicht 100% ist.
3. Asch-Schakk: Hierbei handelt es sich um Zweifelswissen. (50%-50%)
Es bezeichnet die Stufe, die zwischen Richtigkeit und Falschheit schwang,
ohne dass eine der beiden Möglichkeiten überwiegen kann.
4. Al-Wahm: 1% - 49%) dies wird als Illusion bezeichnet. Diese Annahme
ist eher eine weniger wahrscheinliche Wahrnehmung.
5. Al-Dschal: ist die Unwissenheit. Nichteinmal 1% Vermutung verbirgt
sich dahinter. Al-Schahl wird in zwei Teile eingteilt.
a) Al-Dschahlul-basit: darunter versteht man das Fehlen von
Wissen.
b) Al-Dschahlul-murakkab: darunter versteht man die Wahrnehmung, die
der Realität widerspricht.
z.B. man führt eine Diskussion über etwas, von den man kein
Wissen hat, aber vorgibt, man hat Wissen.
Man kann somit sagen „Imam ist ilm“. Wenn nicht ilm feststeht, für
eine Sache, so muss der Iman dran nicht verinnerlicht werden.
Deshalb wird von einen Muslim verlangt: die Iman-Inhalte so zu verinnerlichen,
dass sie nicht mehr lösbar sind. Weil hinter ilm erforschtes Wissen
und gesicherte Erkenntnisse stecken.
(Entnommen: AMIR ZAIDAN und Islamologisches Institut )
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