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Werner Schülze Yahya

Im Jahre 1931 wurde ich in Berlin, in Rixdorf geboren und zwar im ehemaligen Böhmischen Dorf am Richardplatz. Die Bombenangriffe und das  Kriegsende erlebte ich in Berlin. Viele schreckliche Ereignisse musste ich selbst mit ansehen und von vielen hörte ich Tatsachenberichte der Betroffenen. Es waren Ereignisse, die man in seinem Leben nicht mehr vergessen kann. Es war die dunkelste Zeit des Abendlandes, die ich erleben musste. Und damals wuchs auch in mir der Wunsch, den die meisten Jugendlichen von uns hatten, das alles nicht noch einmal erleben zu müssen. Wir waren Kinder, die man um ihre Kindheit betrogen hatte.

Auf der Suche nach der Wahrheit versuchte ich dann  mein Verhältnis zu Gott zu ordnen. Viele Menschen sagten damals, wo war Gott, als dies Furchtbare geschehen ist und warum hat er es zugelassen? Sie wollten Gott für etwas verantwortlich machen, für das sie allein die Verantwortung trugen. Viele von ihnen wollten eine bessere Welt haben, ohne jemals etwas dafür getan zu haben. So versuchte ich zu verstehen, wie man in anderen Religionen das Verhältnis zwischen dem einzigen Gott und uns Menschen zu erklären versuchte. Ich habe  nachgelesen, welche Glaubensvorstellungen es außerhalb des Christentums gab,  von denen ich noch nichts gehört hatte.

Im Buddhismus fehlte Gott und es war mir unverständlich, dass wir Menschen so oft in unseren Lebensläufen geprüft werden sollten, bis es uns gelingt die vollkommene Reinheit zu erlangen, um dann ins absolute Nichts einzugehen. Im Hinduismus gibt es die verschiedenen Kasten, in die man hineingeboren wird und die man zu seinen Lebzeiten nicht mehr verlassen kann. Das Leben der untersten Kaste, der Unberührbaren, schien mir eine einzige Ungerechtigkeit zu sein. Im Judentum ist man dann Jude, wenn man von einer jüdischen Mutter geboren wurde. Dieser Gedanke hatte in meiner Jugend dazu geführt, dass selbst die Juden, die zum Christentum konvertiert waren und darin lebten, wegen ihrer jüdischen Abstammung verfolgt und getötet wurden. Da meine Mutter keine Jüdin war, schien es mir nicht möglich zu sein ein Jude zu werden. So blieb für mich der Islam, wenn ich mich einer der Weltreligionen anschließen wollte. Der Islam erkennt alle die Propheten als echt an, von denen ich gelesen hatte. Adam, Noah, Hiob, Abraham, Moses, Jesus und Muhammad waren die Propheten, die von dem einzigen Gott zu den Menschen mit seiner Ermahnung gesandt worden waren. Wir Menschen sollten wahrhaftig und gerecht  handeln und alle Menschen ohne Ansehen ihres Besitzes, ihrer Hautfarbe, ihrer Rasse und ihrer Nationalität gleich achten. Das schien mir nach dem Rassenwahn, den ich erlebt hatte, die Wahrheit zu sein.

So bin ich 1964 zum Islam konvertiert und Muslim geworden. Es waren die Worte des Koran und die Biographie des Propheten Muhammad, die mich dazu gebracht haben. Mit der Religion des Islam habe ich bis heute  wenig Probleme gehabt, dafür umso mehr mit vielen Muslimen, die nicht so lebten, wie ich es von ihnen nach den Grundlagen des Islam erwartet hatte. Doch ich habe auch Muslime gefunden, die nach diesen Grundsätzen lebten, und viele von ihnen sind meine Freunde geworden.

In den Vorträgen und Unterlagen, die Sie in meiner Homepage finden, habe ich immer wieder versucht, die Vorurteile und falschen Aussagen gegen den Islam richtig zu stellen, ohne dabei aus den Augen zu verlieren, dass einige Muslime dieses Vorurteil durch ihr eigenes Verhalten mit provoziert haben. Lassen sie uns durch einen offenen Dialog darüber sprechen, damit es uns vielleicht gelingt auch hier auf unserer Erde mehr Frieden und Gerechtigkeit zu schaffen, als wir  im Allgemeinen erleben müssen.

Der Segen und die Hilfe des einzigen Gottes mögen uns bei dieser Arbeit begleiten!

Berlin, den 1. Dezember 2001
Mit freundlichen Grüßen
Jahja Werner Schülzke
 

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