Meine Geschichte von Elke
Es begann im Dezember 1983. Mein Mann und ich waren in der Innenstadt, mitten im ‚Vorweihnachtsgewühl’, als uns plötzlich jemand ein Heft reichte. Es war ein dunkel aussehender Mann, der uns erklärte, die Broschüre handele vom Islam. „Geht es um Politik?“ wollte ich wissen. Er verneinte. Wir nahmen das Heft und setzten uns – zum ersten Mal – in ein türkisches Restaurant, wo mein Mann das Heft zu lesen begann. Nach einiger Zeit sagte er: „Weißt du - mit dem Islam, wie er hier beschrieben ist, kann ich etwas anfangen!“ Ich freute mich sehr. Es war nämlich so, dass wir schon seit Jahren auf der Suche nach einer gemeinsamen Religion gewesen waren. Mein erster Mann, von dem ich mich später scheiden ließ, hatte mit Religion nichts im Sinn g-habt – was für mich sehr schwer war und unsere Ehe ziemlich belastete. Als ich zum zweiten Mal heiratete, hoffte ich, das mir dasselbe nicht noch einmal passieren würde, aber mein jetziger Mann konnte sich besonders mit der christlichen Lehre nicht anfreunden, weil sie, wie er meinte, nicht im Ei-klang mit den Naturgesetzen stand. Wir waren lange auf der Suche gewesen, und es bedeutete deshalb sehr viel für mich, dass mein Mann nun auf eine Religion gestoßen war, mit deren Le-ren er offensichtlich zurecht kam. In der nächsten Zeit begann ich, die Hefte über den Islam intensiv zu lesen, und hatte zunächst einige Probleme damit. Besonders die Rolle Jesu im Islam war es, die für mich einiges durcheinander brachte. Denn Jesus war für mich – soweit war ich doch immerhin Christin – immer die Hauptperson gewesen, eben der Retter der Menschheit. Dass er nun nichts weiter mehr sein sollte als ein gewöhnlicher Mensch und nicht am Kreuz gestorben war, verwirrte mich doch etwas – bis ich nach einiger Zeit so etwas wie ein ‚Aha!’-Erlebnis hatte und ich ganz plötzlich begriff: ‚Ich verliere Jesus ja gar nicht!’ Ich konnte ihn ja weiter lieben und verehren, viel-mehr ist es ja sogar ein islamisches Gebot, an alle Propheten zu glauben und sie zu respektieren. Die Tatsache, dass er nur ein einfacher Mensch gewe-sen sein sollte, machte ihn nach dieser Erkenntnis eigentlich sogar umso sym-pathischer für mich. Dies war der erste Schritt auf meinem Weg hin zum Islam. Mein Mann und ich hatten weiterhin Kontakt mit den Ahmadi-Moslems, wir wurden eingeladen und man erzählte uns mehr über die Lehren des Islam. Besonders beeindruckte mich die offen-sichtliche Liebe, die diese Menschen für ihre Religion hatten und die Wärme, die sie ausstrahlten – so etwas hatte ich noch nie erlebt! Ich möchte nun ein bisschen zurüc-greifen und zunächst erzählen, wie es dazu kam, dass mir der Glaube soviel bedeutete bzw. sogar schon seit langer Zeit das Wichtigste in meinem Leben war. Ich muss dazu sehr weit ausholen, nämlich bis in den Winter des Jahres 1942. Ich bin damals drei Jahre alt. Es ist Krieg. Mein Vater ist nicht da, und meine Mutter fährt mit mir zu meiner Tante. Meine Tante mag mich nicht, sie macht sich lustig über mich. Plötzlich ist meine Mutter weg. Ich bin krank, habe Keuchhusten. Dann bricht meine Erinnerung ab. Die Geschichte hört hier plötzlich auf! |